ATLAS: Der Schlüssel
Hup hup hup, durcheinander und wenig inspirierend. Das Hupen ist inzwischen eine zweite deutsche Nationalhymne geworden, auch in Potsdam.
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Hup hup hup, durcheinander und wenig inspirierend. Das Hupen ist inzwischen eine zweite deutsche Nationalhymne geworden, auch in Potsdam. Kaum hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gewonnen, fahren die ersten Breitbereiften und Tiefergelegten durch die Straßen und hupen ihr Lied. Warum? Es ist nicht zu erklären. Tagsüber beschweren sie sich über Tempo 30, andere Autofahrer und Stau auf den Straßen, abends stellen sie sich freiwillig in ihn, warum auch immer. Dabei quetschen sich gelegentlich zwei der fünf Insassen aus den Seitenfenstern der Polos und Corsas, schwenken die Deutschland-Fahne und brüllen im Takt der Hupe. Was uns das sagt? Es ist wie eine soziologische Verhaltensstudie und vielleicht ist es für die Potsdamer Verkehrsverwaltung der Schlüssel zu größter Beliebtheit. Sie könnte ungestört bauen, neue Busspuren einrichten und Brücken sperren, dem Verkehr dem totalen Infarkt versetzen. Es würde alles nichts machen, wenn nur Videotafeln an staugefährdeten Ecken stehen würden und darauf Neuers Abschlag auf Klose in Endlosschleife zu sehen ist. Dazu natürlich Özils Sprint, Schweinis Pässe, Müllers Tore, traurige Engländer, gescheiterte Italiener, Franzosen auf der Heimfahrt und Poldi in Interviews. Es wäre wohl Party forever, ganz ohne Sonderfahrt in der Nacht. Denn auf die Korsos kann ohne Zweifel verzichtet werden.
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