Sport: Der Sport als Lebensbegleiter
Christa Helmke vertritt Potsdam bei der Leichtathletik-EM der Senioren
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Ist Christa Helmke eine schlechte Verliererin? Die erste Reaktion auf diese Frage sagt viel über die Frau, die am kommenden Samstag mit dem Zug nach Ljubljana reisen wird, um in der slowenischen Hauptstadt an den Leichtathletik-Europameisterschafen der Seniorinnen und Senioren im Speerwerfen in der Altersklasse W 65 teilzunehmen. Sie schüttelt amüsiert den Kopf und stellt dann energisch klar: „Wir sind in unserer Disziplin alle in einem Alter, in dem man keinen übertriebenen Ehrgeiz mehr entwickeln sollte. Es geht um den Spaß an der Bewegung. Wer dann letztlich den Wettbewerb gewinnt, ist nicht von übergroßer Wichtigkeit.“
Christa Helmke, die es einst als Leistungssportlerin beim SC Potsdam auf eine Bestleistung nahe der fünfzig Meter brachte und einmal Vierte bei DDR-Meisterschaften wurde, könnte wohl vom Wesen her kaum verleugnen, womit sie ihr Berufsleben zugebracht hat. Bis 2002 war sie Hochschullehrerin am Institut für Sportwissenschaft an der Universität Potsdam. Die Professorin für Pädagogik und Didaktik hatte zunächst an der damaligen Pädagogischen Hochschule Potsdam studiert und dort später neben vielen anderen Lehrern auch den heutigen brandenburgischen Bildungsminister Holger Rupprecht ausgebildet. Zwischendurch arbeitete sie als Lehrerin für Sport und Deutsch an einer Schule in Potsdam-Waldstadt. „Ich denke gern an die Jahre zurück und war erfüllt mit ihnen“, sagt sie. Überhaupt vermittelt die Athletin des ESV Lok Potsdam das sympathische Gefühl, sich Vitalität und Lebensfreude ohne übertriebene Askese bewahrt zu haben. Die bislang zweifache EM-Bronzemedaillengewinnerin (2002 in Potsdam und 2006 in Poznan) spielt auch noch beim TC Rot-Weiß Tennis, engagiert sich im Landessportbund und ist nach eigenem Bekunden glücklicher Familienmensch. Zum ESV Lok Potsdam kam sie einst – wie könnte es anders sein – durch Hans Schuffenhauer. Die Leitfigur der Potsdamer Senioren-Leichtathletik ist mittlerweile 82 und auf der Anlage an der Berliner Straße anhaltend aktiv. Weite Reisen zu Wettkämpfen nimmt er hingegen nicht mehr auf sich. Schuffenhauer, der sich innerlich schon allmählich auf das 60-jährige Jubiläum der Lok-Leichtathleten einstimmt, überlässt dies anderen.
Neben Christa Helmke, die in der kommenden Woche im Speerwurfwettbewerb ihrer Altersklasse auf vierzehn andere Starterinnen aus Finnland, Deutschland, der Schweiz, Italien, Estland und Ungarn trifft und innerlich darauf hofft, mit dem 400 Gramm schweren Wettkampfgerät möglichst nahe heran an die Dreißig-Meter-Marke zu werfen, sind vier weitere Potsdamer in Slowenien am Start.
Der unverwüstliche Leo Hohmann (75) vom ESV Lok plant, neben den Wettbewerben über 5000 und 10 000 Meter eventuell auch den Marathon zu laufen. Hohmann reist bereits heute mit dem Auto nach Ljubljana. Den ESV Lok vertreten weiterhin Wolfgang Mahlich (M 65), der über die 400 Meter startet, und Zehnkämpfer Willi Klaus (M 65). Der Potsdamer Laufclub ist laut Information des Deutschen Leichtathletik-Verbandes bei den Europameisterschaften durch den Rechtsanwalt Andreas Schwarz (M 45) vertreten. Schwarz läuft in Slowenien die 800 Meter.
Thomas Gantz
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