
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Der Star-Fahrer
Der Potsdamer Marc Eiselt hat vor sechs Jahren den Shuttleservice „CarryGrand“ gegründet: Seitdem bringt er prominente Schauspieler zu ihren Drehterminen. Diskretion wird großgeschrieben
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Verdunkelte Scheiben, ausreichend Beinfreiheit und der ganz persönliche Fahrer: ein Luxus, den sich vor allem Prominente gerne leisten, um unbehelligt von einem Ort zum anderen zu gelangen. Potsdam steht als beliebte Filmstadt ganz oben auf der Liste der Anreiseziele. Eine Tatsache, die sich der Potsdamer Marc Eiselt zunutze machte und vor sechs Jahren den Limousinen- und Shuttleservice „CarryGrand“ in Babelsberg auf die Beine stellte.
Zusammen mit vier Kollegen bietet er diskreten und überregionalen Fahrservice – und das nicht nur für Prominente. „Uns kann natürlich jeder buchen“, sagt Eiselt. „Wir fahren auch Hochzeitspaare oder bieten Sightseeing in Potsdam an.“ Die meisten Aufträge erhalte er aber tatsächlich von Produktionsfirmen aus Film und Fernsehen. Was nicht weiter wundert, stammt Eiselt doch aus einer von der Filmindustrie geprägten Familie. „Meine Mutter hat bei der Defa gearbeitet, mein Stiefvater ist dort Produktionsleiter“, erzählt der 44-jährige gebürtige Potsdamer. „Somit war ich schon als Kind immer mit Filmmenschen in Kontakt und daraus haben sich natürlich auch Kontakte zu Produktionsleitern für später ergeben.“
Die Idee, einen eigenen Shuttleservice aufzuziehen, kam Eiselt, als er 2001 für fünf Jahre nach Afrika ging. „Mein Stiefvater hat da eine Produktion geleitet“, sagt er. „Und ich habe dort als Chauffeur und als Personal Assistent der Schauspieler gearbeitet.“ Als er 2006 nach Potsdam zurückkehrte, arbeitete er zunächst bei der Lufthansa. Der Traum vom eigenen Unternehmen blieb aber weiterhin im Hinterkopf. „Ich hatte damals quasi nichts außer einem roten Fahrrad“, erzählt er und lacht. „Irgendwann habe ich mir dann einen Ruck gegeben, einen Wagen gekauft und das Gewerbe angemeldet.“ Letzteres erwies sich als ein wenig schwierig, da er für einen Shuttleservice bestimmte Prüfungen hätte absolvieren müssen, die er nicht vorweisen konnte. Fast zwei Jahre dauerte es, bis die eigene Firma schließlich Hand und Fuß hatte. „Das Schwierige war natürlich auch an die Firmen und Hotels ranzukommen, die einem Kunden vermitteln sollten“, so Eiselt. „Ich bin dann wirklich mit meinem Wagen von Tür zu Tür gefahren, habe mich vorgestellt und erzählt, was wir machen. Klassisches Klinkenputzen eben.“ Inzwischen arbeitet er eng mit dem Kongresshotel Potsdam zusammen und kann namenhafte Firmen wie Ufa Fiction zu seinen Stammkunden zählen.
Obwohl sich Marc Eiselt selber nicht als Filmfreak bezeichnet, hat selbst der Name der Firma etwas mit der Filmindustrie zu tun: Er ist von dem berühmten Filmschauspieler Cary Grant abgeleitet. „Die Idee dazu kam auch leider nicht von mir“, gibt er lachend zu. „Aber ich fand es genial. Und gerade amerikanische Kunden lachen regelmäßig darüber.“
Hauptsächlich fährt er allerdings deutsche Schauspieler und Filmleute zu Sets oder Flughäfen. Wie zum Beispiel die Schauspielerin Anja Kling, mit der auch privat befreundet ist und die ihm gerade zu Beginn viel geholfen hat. „Sie und Jan Lehmann von der Weißen Flotte haben mich am Anfang sehr unterstützt“, sagt der Unternehmer. „Dafür bin ich bis heute sehr dankbar.“ Ab und an kommt er aber auch mit internationalen Stars in Berührung, was auch schon zu lustigen Situationen geführt hat. „Wir sollten einmal Geld in ein Hotel bringen, um den Babysitter von Naomi Watts zu bezahlen“, erzählt Eiselt. „Ich fahre also dahin und eine Frau öffnet die Tür. Ich gebe ihr das Geld, sie unterschreibt und ich frage sicherheitshalber noch mal nach, ob sie der Babysitter sei. Da schüttelt sie nur den Kopf und ich sehe, dass sie mit ‚Watts' unterschrieben hat. Da war sie es also selber, ich hatte sie nur nicht erkannt.“
Auch George Clooney durfte er mal erleben, allerdings mehr aus der Ferne. „Wir haben Gäste von ihm gefahren und fuhren hinter seinem Wagen“, erzählt er. „Clooney entschloss sich dann irgendwo spontan auszusteigen, wobei er gleich von ein paar Damen erkannt wurde. Das Gekreische können Sie sich kaum vorstellen.“ Berührungsängste hat Eiselt dabei kaum, was auch daran liege, dass deutsche Schauspieler meist ganz normal seien. „Natürlich leben Schauspieler so ein bisschen in ihrer eigenen Welt“, meint er und schmunzelt. „Sie haben so ihre Eigenheiten, aber letztendlich sind es auch nur Menschen.“ Nur einmal war er ein bisschen aufgeregter, als er Tom Kapinos, den Macher von der amerikanischen Serie „Californication“ mit David Duchovny, fahren durfte. „Das war schon sehr interessant“, so Eiselt. „Als Fan der Serie hätte ich fast meine DVD-Sammlung zum Signieren mitgebracht, aber das macht man natürlich nicht.“
Überhaupt wird Diskretion großgeschrieben in seiner Firma. Alles, was seine Fahrgäste ihm anvertrauen, bleibt unter dem Mantel der Verschwiegenheit verborgen. „Die meisten Schauspieler reden tatsächlich sehr gerne mit uns“, verrät er bloß. „Aber wir warten immer, bis sie anfangen zu reden, das gehört sich einfach so.“
Wenn er nicht gerade Leute durch die Gegend fährt, beschäftigt er sich trotzdem gerne mit Autos. Seine Leidenschaft gehört einem Oldtimer, an dem er in seiner Freizeit herumschraubt oder Spritztouren damit unternimmt. „Ich fahre in der Tat sehr gerne Auto“, sagt er und lacht erneut. „Von daher ist der Beruf auch perfekt für mich.“
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