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Von Guido Berg: Der Stau soll vor die Stadt

Luftreinheit: Mit Grünen Wellen und Pförtner-Ampeln kämpft die Stadt gegen Feinstaub und Stickoxide

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Grüne Wellen für bessere Luft: Die am höchsten mit Feinstaub und Stickoxiden belasteten Straßenabschnitte Potsdams sollen entlastet werden. Dazu wird die Landeshauptstadt bis Ende 2011 einen Luftreinhalte- und Aktionsplan umsetzen, wofür 2,3 Millionen Euro aus Fördergeldern des Landes nach der Förderrichtlinie Umweltschutz zur Verfügung stehen, wie der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) und die Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) gestern vor Pressevertretern erklärten.

Durch aufeinander abgestimmte Ampelanlagen soll der Verkehr „verflüssigt“ werden. Eine sogenannte Pförtnersteuerung ermögliche, dass der Autodurchfluss zudem „gepförtnert“ wird. Das heißt konkret, dass die Kraftfahrzeuge die vier Stellen in der Stadt, sogenannte „Hot Spots“, an denen besonders dicke Luft ist, zügig und ohne abgasintensives Halten und Anfahren durchfahren. Die in Spitzenbelastungszeiten unvermeidlichen Staus sollen aus der Innenstadt in die Außenbereiche verlagert und nur so viele Autos hineingelassen werden, wie für einen flüssigen Verkehr verträglich sind. „Wir verlagern die Wartezeit an den Rand der Stadt“, erklärte Klipp. Die Autos sollen sich beispielsweise nicht mehr in der Behlertstraße stauen, sondern vor der stadteinwärtigen Ampel am Ende der Nutheschnellstraße. Es gehe um eine „Stauverlagerung vor die Stadt“.

An vier Straßenabschnitten soll der Aktionsplan konkret zum Zuge kommen: Im Bereich Behlertstraße zwischen Berliner Straße und Am Neuen Garten, in der Zeppelinstraße zwischen Kastanienallee und Lennéstraße, in der Breiten Straße zwischen Schopenhauerstraße und Schlossstraße und in der Großbeerenstraße zwischen Karl-Liebknecht- Straße und Horstweg. Bis Ende des Jahres werden in diesem Abschnitten 27 Lichtsignalanlagen angepasst. Dafür werden allein 1,35 Millionen Euro aufgebracht. Ferner sind nach Angaben von Reik Becker, Bereichsleiter Verkehrsmanagement, 700 000 Euro für die Erweiterung der Verkehrsmanagementzentrale der Stadt vorgesehen. Der Baubeginn ist der 4. April, sagte Becker. In der Verkehrszentrale soll künftig auf meteorologische Daten sowie auf die Messergebnisse der Luftkontrollstationen zurückgegriffen werden können. Ziel ist es, bei hohen Schadstoffwerten die Ampeln so zu schalten, dass die Schadstoffmenge in der Luft verringert wird – etwa durch Vermeidung von „Stop- and go-Verkehr“. Ob die Maßnahmen Wirkung zeigen, soll Ende 2013 bewertet werden. Die Stadt ist durch eine EU-Luftqualitätsrichtlinie zur Verringerung der Feinstaub- und Stickoxid-Konzentration in der Luft verpflichtet (siehe Kasten). Wie Verwaltungsmitarbeiter Andreas Olm erklärte, würde bereits eine Luftverbesserung um sechs bis zehn Prozent genügen, „um unter die Grenzwerte zu kommen“.

Als weitere Maßnahmen zur Luftreinhaltung sieht Elona Müller-Preinesberger die Schaffung von Plätzen für Park and ride (Parken und Reisen) am Rande der Stadt. Weitere Aktivitäten der Stadt zugunsten sauberer Luft gelten der Stärkung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs und des Radverkehrs. Erst „wenn nichts mehr wirkt“, so die Beigeordnete, werde die Stadt die Einrichtung einer Umweltzone erwägen, mit der Mindestanforderungen an die Abgasreinigung bei Fahrzeugen gestellt werden können.

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