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Landeshauptstadt: Der Süden schrumpft

Die Jugend hat die Plattenbauviertel verlassen. Die Verbliebenen werden immer älter – und weniger.

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Kaum noch Wohnungsleerstand, Millioneninvestitionen in die Plattenbaugebiete und eine ausgewogene soziale Mischung – seit Ende der 90er Jahre haben Wohnungsunternehmen und Politik den Umbruch in den Plattenbaugebieten der Landeshauptstadt geschafft. Der anhaltende Wegzug konnte gestoppt werden, die Anzahl der dort wohnenden Menschen nimmt dennoch weiter ab. Natürliche Gründe sind dafür verantwortlich, sagen Demografen. Denn die Jugend ist weggezogen, zurück blieben die Älteren. Ein Problem der nahen Zukunft.

Die Landeshauptstadt ist jung und dynamisch, das weist zumindest die gestern erschienene Statistik „Bevölkerungsentwicklung in der Landeshauptstadt Potsdam von 1991 bis 2005 aus“. 147 716 Einwohner leben derzeit in Potsdam, mehr Frauen als Männer, jeder fünfte Einwohner ist Evangelisch (14 Prozent) oder Katholisch (4,2 Prozent), jeder Zwanzigste hat keinen deutschen Pass und jede Frau bringt statistisch gesehen 1,3 Kinder zur Welt. Seit Ende 2001 gibt es in der Stadt mehr Geburten als Sterbefälle, neben München und einigen kleineren Städten ist Potsdam damit eine Ausnahme in Deutschland. „Das wird nicht immer so bleiben“, sagte Pokorny. Nach der Wende verzeichnete die Stadt einen deutlichen Geburtenknick. So sank die Zahl der Neugeborenen von 1900 auf 600. Inzwischen hat sich die Geburtenzahl aber wieder erhöht. 2006 kamen 1423 Neu-Potsdamer zur Welt. Im Gegenzug werden Potsdamer auch immer älter: Das Durchschnittsalter stieg seit 1991 bei Frauen von 76,9 auf 79,3 Jahre, bei Männern gar von 66,5 auf 70,4 Jahre. Inzwischen gibt es mit der Waldstadt I sogar ein Stadtviertel, in dem das Durchschnittsalter jenseits der 50 liegt. Dass die vor einigen Jahren dort ausgezogene Jugend einfach wieder zurückkehrt, glaubt Pokorny nicht. Es sei nun Aufgabe der Stadtentwicklung dafür zu sorgen, dass diese Situation sich in den nächsten 15 Jahren nicht verschärft. Verhältnisse wie teilweise in den USA, in denen nur ältere Menschen bis zum Tod in einem speziellen Viertel leben und durch immer neue alte ersetzt werden, kann er sich in Potsdam nicht vorstellen. Eine Mischung sei das Ziel, Mehrgenerationenwohnen steht auf der Agenda. Probleme beginnen jedoch bereits beim Bau von Spielplätzen, so Pokorny. Junge Leute wollen urbanes Leben, Möglichkeiten für die Kinder – die Alten wollen Ruhe. jab

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