
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Der Tag vor dem Wochenende
Potsdamer Schüler produzieren Kurzfilme für den Filmwettbewerb „freiTag“, der anlässlich des Filmjahres von der Medienwerkstatt Potsdam ausgerufen wurde
Stand:
Ausschlafen, faulenzen, ins Grüne fahren oder Eis essen gehen – am Wochenende darf man es sich gut gehen lassen. Doch was passiert eigentlich an dem Tag, an dem das Wochenende noch nicht da, aber schon greifbar nah ist? Was geschieht an Freitagen? Potsdamer Schüler beschäftigen sich dieser Tage intensiv mit dieser Frage. Dazu aufgerufen hatten die Medienwerkstatt Potsdam und der Förderverein für Jugend und Sozialarbeit e.V., die anlässlich des Filmjahres 2011 die Schüler aufforderten, einen Filmbeitrag zum Thema „freiTag“ zu produzieren. Dabei standen die Genres Animationsfilm, Gamemovie, Dokumentation und Spielfilm zur Auswahl.
Auch für die Kinder der Goethe-Grundschule gab es jüngst eine Woche voller Freitage. Die Schüler der sechsten Klassenstufe entschieden sich für einen Animationsfilm, um ihre Geschichte zum „freiTag“ darzustellen. Die Kulissen im Klassenraum sind noch aufgebaut – Autos aus leeren Getränkekartons, Joghurtbechern, Margarinedosen und Flaschendeckeln rollen durch selbstgebastelte Straßenzüge aus Pappe, sogar eine Windmühle steht dort, die aus einer alten Spülmittelflasche entstand. „Die aus alten Verpackungen gebastelten Autos hatten wir schon da“, erklärt Schulleiterin Anja Thomaschewski. Sie stammen ursprünglich aus einem Schulprojekt für Afrika und wurden von den Schülern gemeinsam mit dem Rentner Erhard Schlinke gebastelt, der sich ehrenamtlich an der Goetheschule engagiert. Mit diesen Autos – so die Idee – könne man doch sicher einen tollen Trickfilm produzieren.
Gesagt, getan. Die etwa 20 Schüler bastelten gemeinsam mit Lehrerin Tanja Lange Kulissen, sammelten Geräusche, entwickelten ein Storyboard und schrieben ein Tagebuch über ihr Projekt. Sogar einen Kamerakran bauten die Grundschüler. „Um einen Animationsfilm zu produzieren, ist ganz viel Ruhe, Konzentration und Ausdauer nötig“, weiß Rolf Thyssen, der die Video-AG an der Goetheschule leitet und die Kinder beim Projekt begleitete. Denn um eine flüssige Bewegung der Objekte im Film zu erreichen, müssen viele Einzelbilder aufgenommen werden. 1500 Bilder seien notwendig, um eine Filmlänge von einer Minute zu erreichen, so Thyssen. Etwa zwei Minuten wird der fertige Film dauern. Zwischen den einzelnen Bildaufnahmen dürfen sich die Autos nur einen halben Zentimeter bewegen. Schüler Pascal Thiede ließ sich von dieser Sisyphusarbeit nicht beirren: „Am meisten Spaß gemacht hat es, die Autos zu animieren“, verrät er. Dabei musste er äußerst vorsichtig sein – denn nichts anderes durfte im Bild verändert, kein Straßenschild verrückt werden. „Man sieht einmal, mit welcher Begeisterung und Kreativität Kinder permanent bei der Sache sein können“, resümiert Thomaschewski die Filmwoche.
Bei den Filmaufnahmen wurden die Kinder durch den von der Medienwerkstatt Potsdam vermittelten Tutor Michael Kann unterstützt. Der Schauspieler und Regisseur hat seit 15 Jahren Erfahrungen in der Filmarbeit mit Kindern. Die Arbeit mit Schülern mache ihm sehr viel Freude und er habe schon viel von Kindern gelernt, doch ein Problem gebe es immer wieder: „Genau dann, wenn der Ton läuft, kommt irgendwann die Pausenklingel“, so Kann schmunzelnd. Auch Kostümbildnerin Gabriella Ausonio besuchte die Schüler während der Filmproduktion und erzählte aus ihrem Berufsleben. Sie ist eine von zahlreichen Filmpaten, die von der Deutschen Filmakademie an die Potsdamer Film-AGs vermittelt wurden. Die Regisseure, Bühnenbildner, Produzenten oder Kameramänner stellen ihr Wissen dabei ehrenamtlich zur Verfügung und geben authentische Einblicke in ihr Berufsfeld.
„Wenn es ganz toll läuft, könnte aus dem einen oder anderen Besuch eines Projektpaten vielleicht sogar eine Zukunftspatenschaft werden“, hofft Ute Parthum, Leiterin der Medienwerkstatt Potsdam und Koordinatorin der „Freitagsfilme“. Denn die Idee des Projekts sei es, bestehende Film-AGs an Schulen zu unterstützen und neue AGs aufzubauen, so Parthum. Insgesamt beteiligen sich elf Potsdamer Schulen mit 13 Filmen an der Aktion, die von der Stadtverwaltung und der Pro Potsdam GmbH finanziell unterstützt wird. „Am 21. Oktober – natürlich einem Freitag – wird die große öffentliche Vorführung aller Filme stattfinden, bei der ein Publikumspreis vergeben werden wird“, so Ute Parthum. Die Zuschauer dürfen sich dann nicht nur auf die Recycling-Autos der Goetheschule freuen, auch das Babelsberger Filmgymnasium ist dabei und präsentiert einen Tanzfilm, der sich politisch mit dem Thema „freiTag“ befasst. Die Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ wird einen Freitagsfilm zeigen, in welchem der Sport ganz im Mittelpunkt steht.
Heike Kampe
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: