Sport: „Der Trainer genießt mein Vertrauen“
Babelsberg-03-Präsident Rainer Speer über Abstiegskampf, Stadionumbau und Tribünen-Einweihung
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Wie bewertet der Präsident des SV Babelsberg 03 die momentane Lage der Mannschaft im Abstiegskampf, Herr Speer?
Wir wussten, dass wir mit unserem Etat nur eine junge Mannschaft für die Dritte Liga zusammenbekommen, die Defizite durch mannschaftliches Spiel wettmachen muss. Daran hat es in letzter Zeit manchmal ein bisschen gehapert. Nun heißt es, sich zusammenzureißen und den Klassenerhalt zu sichern.
Knapp überm Strich wie jetzt heißt ja noch nicht gerettet.
Nein, möglicherweise wird die Frage Abstieg oder Klassenerhalt erst im vorletzten oder letzten Spiel geklärt. Wir mussten uns in dieser Saison darauf einstellen, gegen den Abstieg zu spielen, und wollten als Neuling nicht gleich durchgereicht werden. Das ist durch einen für unseren Kader sehr guten Start ja auch gelungen. Nun hoffen wir, dass die Mannschaft das in der Schlussphase wiederholen kann.
In manchen Vereinen wird, wenn das Team in den Tabellenkeller abrutscht, der Trainer automatisch infrage gestellt.
Das ist mittlerweile irgendwie ein Volkssport geworden, den wir nicht mitmachen.
Dietmar Demuth genießt also weiter das Vertrauen des Präsidiums.
Mein Vertrauen genießt er weiter. Das Präsidium habe ich nicht gefragt, weil eine solche Diskussion nicht aufgekommen ist.
Was würde passieren, wenn der SVB am Saisonende doch absteigen müsste?
Dann wären wir in der vierten Liga. Den Lizenzantrag für die Regionalliga haben wir fristgerecht bis zum heutigen Freitag beim DFB eingereicht. Den Antrag für die Dritte Liga hatten wir bereits früher gestellt, weil der Abgabetermin früher war. Der Verein plant für beide Ligen. Wir können uns nach einem Abstieg ja nicht auflösen.
Wie bewerten Sie den derzeitigen Konflikt zwischen Trainer Dietmar Demuth und Torwart Daniel Zacher, der sich Presseberichten zufolge mit seiner Reservistenrolle beim SVB nicht zufriedengeben will?
So etwas passiert. Ab und zu menschelt es auch mal und dann muss man das regeln. Ich habe bis dato nicht wahrgenommen, dass der Trainer von der Mannschaft nicht ernst genommen werden würde. Da hatten wir in der Vergangenheit mit anderen Trainern bereits andere Situationen.
Würde Dietmar Demuth, der noch einen Vertrag bis 2012 hat, im Falle eines Abstiegs Trainer in Babelsberg bleiben?
Der Vertrag ist so, dass er dann entscheiden kann, ob er bleibt oder nicht. Halten wir die Klasse nicht, müssen finanzielle Vertragsbedingungen neu diskutiert werden. Für den Fall des erfolgreichen Klassenerhalts sind wir aneinander gebunden. Wobei so ein Vertrag von beiden Seiten auch immer auflösbar ist – mit finanziellen Folgen.
Und bleiben Sie Präsident des SVB?
Ich werde darüber nicht in der Öffentlichkeit sinnieren. Ich bin im vergangenen Juni bis 2013 gewählt worden, also noch für zweieinviertel Jahre. Momentan sehe ich hier keinen Handlungsbedarf. Ich bin noch da.
Das Karl-Liebknecht-Stadion, in dem Babelsberg spielt, ist derzeit eine große Baustelle. Am Samstag wird mit dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II der neue K-Block an die Zuschauer übergeben.
Wir wollen die neue Tribüne, auf die 2500 Zuschuer passen, am Samstag mit einer außergewöhnlichen Aktion einweihen. Was beim Kommando „Gebt den Ostblock frei“ passieren soll, wird aber noch nicht verraten. Außerdem wird es für jeden Besucher vorm Anpfiff ab 13.30 Uhr ein Freibier geben. Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele Babelsberger kommen und sich das neue Stadion angucken. Optisch sieht man schon, dass durch die Dachverlängerung über der Haupttribüne und mit dem neuen überdachten Block ein wirklicher Stadioncharakter entsteht.
Wie sieht es mit der viel diskutierten Rasenheizung aus?
Die Kostenentwicklungen sind so, dass wir demnächst eine Abwägung treffen müssen, ob wir eine Rasenheizung einbauen oder nicht. Deren Kosten belaufen sich auf rund 600 000 Euro. Es gibt dazu auch ein Angebot der finanziellen Unterstützung von Seiten des Landes und der Stadt. Das können wir aber nur in Anspruch nehmen, wenn die Kostenentwicklung insgesamt stimmt. Wir müssen mit den acht Millionen Euro klarkommen, und wir haben noch nicht alle Ausschreibungsergebnisse für den Kunstrasenplatz. Erst wenn wir die haben, wissen wir, ob wir das stemmen oder nicht. Nach derzeitigem Planungsstand ist es noch im Bereich des Möglichen. Wir können aber keine zusätzlichen Belastungen hinnehmen. Wir haben von den Verbindlichkeiten für die Flutlichtanlage, für die damals ein Kredit von einer Million Euro aufgenommen wurde, noch deutlich über 800 000 Euro zurückzuzahlen und können uns nicht noch mehr verschulden.
Die Flutlichtmasten sind derzeit aufgerichtet, fixiert und voll funktionsfähig. Könnte man sie nicht einfach so stehen lassen und die 250 000 Euro sparen, die die Stadt für ihre Reparatur bewilligt hat?
Nein. Die Masten sind nur notdürftig stabilisiert und nicht heil. Das sind sie erst, wenn sie wieder abklappbar sind, und dafür gibt es eine Betriebsgenehmigung. Für den jetzigen Zustand gibt es nur eine befristete Ausnahmegenehmigung, die am 20. April ausläuft. Eine solche Diskussion führen wir übrigens nicht. Wir haben uns mit der Nachbarschaft des Weltkulturerbes arrangiert und haben jetzt ein ordentliches Auskommen miteinander.
Nulldrei ist mit dem Stadionumbau zeitlich etliche Monate in Rückstand geraten. Ist denn der Fahrplan bis August überhaupt noch einzuhalten?
Wir sind nicht mit dem Stadion im Rückstand, sondern mit dem K-Block. Ob wir alle Baumaßnahmen bis August schaffen, kann ich im Moment nicht sagen. Die Aussage der ausführenden Firma ist, dass sie den Termin hält.
Wobei im August wieder die Fußballspiele im Stadion beginnen.
Und bis dahin soll alles, was den Spielbetrieb betrifft, fertig sein. Also das Hauptgebäude und die Rasenfläche mit oder ohne Rasenheizung.
Wird sich mit Trainingsplätzen etwas verbessern?
Es gibt einen Vorschlag der Schlösserstiftung, zwei Trainingsplätze an der Havel direkt neben der Schnellstraße zu bauen. Dort steht auch ein Gärtnerhaus, das man als Sozialtrakt nutzen könnte, und es käme der Stiftung zugute, wenn dieses Haus saniert und genutzt wird. Dieser Vorschlag liegt nun bei der Stadt. Wir würden es begrüßen, wenn diese Trainingskapazität noch geschaffen würde. Sie ist notwendig für Potsdam.
Und was ist mit dem oberen Trainingsplatz im Stadion, der sich nicht gerade im besten Zustand befindet?
Der wird nicht groß gemacht. Die Kapazität hier im Stadion vergrößert sich nur durch den Kunstrasen auf dem jetzigen Hartplatz.
Derzeit wissen Sie noch nicht, in welcher Liga Babelsberg in der nächsten Saison spielt.
Bis zur Planungssicherheit, sprich bis zum Klassenerhalt, müssen noch zehn Punkte her. Also mindestens drei Siege und ein Unentschieden. Den ersten Sieg wünsche ich mir schon für Samstag.
Das Interview führte Michael Meyer.
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