Sport: Der Traum-Zweier will wieder Gold
Kanuten luden zum Tag der offenen Tür ein / Athletenvereinbarung gegen Doping
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Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. In 28 Tagen wird in Duisburg die Weltmeisterschaft der Rennkanuten eröffnet, gestern fand im Sportzentrum Kienbaum vor den östlichen Toren Berlins ein „Tag der offenen Tür“ des Deutschen Kanuverbandes mit der kompletten Nationalmannschaft statt. Aktive, Trainer, Funktionäre präsentierten sich und vor allem ihren Optimismus den Medien, die in einer für eine „Randsportart“ erfreulichen Zahl erschienen waren.
Kein Wunder, sind doch die Paddler in ihren Kajak- und Canadier-Booten von jeher Medaillengaranten und ein Vorzeigebeispiel des deutschen Sports. Das soll gerade beim Heim-Championat so bleiben. 32 Aktive sind derzeit in Kienbaum versammelt, die von Edelmetall in vier Wochen träumen. Acht davon kommen aus Potsdam, mithin ein Viertel. Ein stolzes Ergebnis, das für das Leistungspotenzial der Athleten von der Havel spricht. Von Katrin Wagner-Augustin, jüngst bei der EM im spanischen Pontevedra dreifach vergoldet, über den Traum-Zweier Ronald Rauhe/Tim Wieskötter bis zu Fanny Fischer oder Neulingen wie Sebastian Lindner und Sebastian Brendel reicht das Spektrum, das laut dem DKV-Präsidenten Olaf Heukrodt „für absolute Qualität Made in Germany steht“.
Dass die WM im eigenen Land „etwas ganz Besonderes“ ist, ist für den DKV-Chef eine Selbstverständlichkeit. 90 Nationen haben gemeldet, ein Rekordergebnis. „Unser größtes Problem ist es jetzt, 90 Fahnenmasten zu finden, an denen wir alle Flaggen aufziehen können“, scherzte er . Freilich ist die sportliche Herausforderung das Wichtigste. Die besteht neben den angestrebten Podestplätzen vor allem darin, sich in den 12 olympischen Disziplinen schon jetzt die Quotenplätze für Peking 2008 zu sichern, um nicht später noch durch nervenaufreibenden Qualifikationen zu müssen. „Die Faustregel heißt: mit Platz 1-6 bist du auf der sicheren Seite, im K1 der Frauen und im C1 der Männer reicht Rang 8.“
Damit freilich wollen sich die Asse aus dem Gastgeberland nicht bescheiden. Sechs bis sieben Medaillen gibt Chefbundestrainer Reiner Kießler als Zielstellung aus, und „natürlich sollen einige goldene darunter sein“.
„Wir sind alle gut drauf, die Formkurve stimmt und die Laune auch. Der Heimvorteil wird und zusätzlich antreiben, so dass wir eine erfolgreiche WM vor uns haben sollten“, sagte Tim Wieskötter den PNN. Auf seine „bessere Hälfte“ Ronny Rauhe musste er gestern verzichten. Der Schlagmann reiste erst am Abend an, weil er seiner Mandelentzündung, die schon beim Potsdamer Kanalsprint einen Start verhinderte, noch Tribut zollte. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben – „bei der WM wollen wir wieder vorn sein und bis dahin muss alles stimmen“, so Wieskötter. Um Grundlagenausdauer geht es. „Kienbaum macht fit für Medaillen“, ist Tim überzeugt. Freilich muss bis zum Platz aufs Podest jede Menge Schweiß fließen. „Wer denkt, wir gewinnen sowieso immer, der täuscht sich. Das ist dann schon der Anfang der Niederlage. Alles muss immer wieder ganz hart erarbeitet werden. Man muss sich im Training stets neue Sachen einfallen lassen.“ Bisher ist das den beiden glänzend gelungen. Deshalb haben sie auch noch keinerlei Gedanken an ein Ende der gemeinsamen Bootsfahrten verschwendet. „Wir hören erst dann auf, wenn es keinen Spaß mehr macht. Aber das kann ich mir momentan nicht vorstellen.“
Diese spezielle und absolut erlaubte, ja sogar gewollte Art von „Doping“ war in Kienbaum allerdings nur am Rande im Gespräch. Das echte, derzeit vieldiskutierte, das ja nichts anderes als Betrug ist, dafür um so mehr. Sportdirektor Jens Kahl teilte mit, dass der DKV derzeit eine Athletenvereinbarung erarbeitet, die bei Manipulationsversuchen Vertragsstrafen von bis zu 10 000 Euro vorsieht. Dies gilt mit sofortiger Wirkung und ist also schon bei der WM in Kraft.
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