zum Hauptinhalt

Sport: Der Trauzeuge auf der Gegenseite

In einem „Duell der Herzen“ will Bundesliga-Erstligist UJKC Potsdam am Sonntag beim JC Leipzig siegen

Stand:

Erst im August war Mario Schendel vom UJKC Potsdam bei seinem Kumpel Robert Gess in Leipzig, um ihm bei dessen Hochzeit mit Vivian als Trauzeuge zur Seite zu stehen. Am morgigen Sonntag ist Schendel wieder in Leipzig. Dann aber dürfte wenig Platz für Glückseligkeit zwischen den beiden Judoka sein, obwohl der JC Leipzig – dessen Kapitän Gess ist – das Erstliga-Duell mit dem befreundeten UJKC zum „Duell der Herzen“ erklärt hat. Schließlich geht es zwischen dem JC als dem Tabellendritten der 1. Bundesliga Süd und dem UJKC als dem 2. der 1. Bundesliga Nord – die sich ansonsten oft und rege austauschen sowie gemeinsam trainieren – um den Einzug in die Finalrunde der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft mit vier Mannschaften. Und in der winken dann die Medaillen. Deshalb wollen sich die Potsdamer im morgigen Hinkampf eine gute Ausgangsposition für den Rückkampf am kommenden Samstag ab 19 Uhr in der heimischen MBS-Arena sichern.

„Ich hoffe jetzt am Sonntag auf einen knappen Sieg für uns. Mit einem Unentschieden wären wir aber auch schon auf einem guten Weg“, sagt Mario Schendel, der normalerweise ebenso wie Robert Gess in der Gewichtsklasse bis 81 Kilo antritt, in dieser Saison aber auch am Mattenrand Cheftrainerin Yvonne Bönisch zur Seite steht. „Ich selbst werde in Leipzig wohl eher nicht kämpfen“, erklärt der 29-Jährige, dessen Saisonbilanz 2013 für den UJKC bislang mit je zwei Siegen und Niederlagen in insgesamt vier Vergleichen ausgeglichen ist. „Wir haben genügend Leute an Bord, da muss ich meine Knochen nicht hinhalten.“ Für Potsdam dürften Tom Görlitz und Rewasi Nogaideli oder Paul Böhme im 81-Kilo-Limit kämpfen. Das von den Leipzigern vorab erwartete Duell der beiden Freunde fällt also aus.

Auch Yvonne Bönisch sieht reelle Chancen für einen knappen UJKC-Sieg in der Leipziger Ernst-Grube-Halle. „Beide Vereine haben gute Mannschaften, dennoch können wir gewinnen. Wir wollen unbedingt in die Finalrunde. Wichtig wird dabei sein, wie vor allem unsere jungen Leute mit der Atmosphäre in der Grube- Halle zurechtkommen, in der zusätzliche Tribünen aufgebaut werden. Die Leipziger rechnen mit mehr als 1800 Zuschauern – das ist ein Hexenkessel und wird für viele von uns eine neue Erfahrung sein.“ Bei den schweren Männern fehlen dem UJKC morgen Paul Elm wegen der Junioren-Europameisterschaften in Sarajevo (siehe Kasten) und Robert Zimmermann, der sich bei den Weltmeisterschaften kürzlich in Rio de Janeiro einen Kreuzbandriss zuzog. Daher soll am Sonntag in der Gewichtsklasse über 100 Kilo der polnische Gaststarter Janusz Wojnarowicz für Potsdam auf die Tatami gehen, der schon mehrere EM-Medaillen gewann und rund 170 Kilo auf die Waage bringt.

Auch Rene Schendel will morgen in Leipzig über die Waage gehen und sich warm machen. „Ich werde für den Fall des Falles zumindest parat stehen“, sagt der Potsdamer, der seit August dieses Jahres als Lehrertrainer an der Potsdamer Sportschule für die Judoka der 9. und 10. Klasse zuständig ist. Seine langjährige Freundschaft mit Robert Gess beruht auf vielen gemeinsamen Turnieren und Übungscamps. „Wir waren und sind ja immer in einer Gewichtsklasse aktiv und haben uns in den Trainingslagern auch das Zimmer geteilt“, erzählt Schendel. 2007 stand er vor seiner Weltmeisterschafts-Premiere, hatte aber Riesenpech und riss sich in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung das Kreuzband. Ersatzmann Gess sprang ein und wurde WM-Siebter. Seitdem sind die beiden dicke. Zur Hochzeit schenkte Rene Schendel seinem Kumpel „eine schöne Flasche Whisky, weil Robert leidenschaftlicher Whisky-Sammler ist“, so der Potsdamer. Morgen allerdings sollen keine Gäste-Geschenke verteilt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })