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Von Antje Horn-Conrad: Der „Trick“ mit der Zeitung

Exploratoriums-Chef Axel Werner will mehr Experimente im Unterricht und gibt praktische Hilfe

Stand:

Man lege eine flache Sperrholzleiste so auf den Tisch, dass etwa zwanzig Zentimeter über die Kante ragen. Dann breitet man auf dem Tisch ein auseinandergefaltetes Exemplar der „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ darüber und streicht das Papier glatt, bis sich darunter keine Luft mehr befindet. Haut man anschließend mit Wucht auf das überstehende Holz, dann dürfte es krachen. Die Leiste bricht.

Wer jetzt meint, diese Zeitung ist ein echtes Schwergewicht, mag, was den Inhalt betrifft, Recht haben. Von Physik allerdings hat er keinen blassen Schimmer. Denn nicht die Zeitung sorgt für das den Bruch verursachende Gegengewicht, sondern die auf ihr lastende Luft. Immerhin mit einem Kilogramm pro Quadratzentimeter Zeitungsfläche.

Warum das so ist, erklärt Axel Werner in seinem jüngst erschienenen Forscherbuch für Kinder „Wie funktioniert die Welt“. Der Mitbegründer und Chef des Potsdamer Exploratoriums hat darin 30 kinderleichte Experimente versammelt, die er zur Nachahmung insbesondere auch in der Grundschule empfiehlt. So richtet er sein Vorwort zum Buch nicht zuerst an die Kinder und deren Eltern, sondern an die Lehrerinnen und Lehrer, die er ermuntern will, mit den Schülern im Unterricht mehr zu experimentieren.

Bei Besuchen von Schulklassen in der wissenschaftlichen Mitmachwelt kann Axel Werner immer wieder beobachten, wie neugierig und unbefangen die Kinder an die Experimente herangehen, wie leicht sie für naturwissenschaftliche Phänomene zu begeistern sind, wenn sie sie selbst erkunden dürfen. „Diese Erfahrung sollte immer vor dem theoretischen Lernen stehen.“ Entsprechend hat Axel Werner das Buch gegliedert. Übersichtlich auf jeweils einer Doppelseite ist zunächst das Experiment beschrieben, dann das zu beobachtende Phänomen und erst danach kommt die Erklärung.

Ähnlich könnte manche Unterrichtsstunde ablaufen, wenn mehr Lehrer den Mut hätten, die Schüler selbst ihre Entdeckungen machen zu lassen, meint Axel Werner. „Den Aufwand braucht niemand zu scheuen. Alle von mir beschriebenen Experimente lassen sich mit Alltagsmaterialien bewerkstelligen und bedürfen keiner großen Vorbereitungen. Und sie funktionieren garantiert.“ Tausende Kinder haben den „Trick“ mit der Zeitung und alle anderen Experimente in der Potsdamer Mitmachwelt bereits ausprobiert.

Wer darüber hinaus weitere Anregungen für den Unterricht benötigt, dem stellt das Exploratorium Arbeitsblätter zur Verfügung. Seit diesem Schuljahr bietet es zudem Experimentierkurse für den Sachkunde- und den naturwissenschaftlichen Unterricht der Grundschulen an. Die fünf Themengruppen passen zu den Rahmenplänen für die erste bis sechste Klasse. Noch bis Mitte November dreht sich im aktuellen Kurs alles um Zahlen und Mathematik im Alltag. Mit der Frage nach der Existenz eckiger Seifenblasen werden Minimalflächen untersucht. Und beim Basteln der rätselhaften Möbiusbänder lässt sich in Erfahrung bringen, ob ein Blatt Papier tatsächlich nur eine Seite haben kann. Der zweite Experimentierkurs zum Thema Luft und Wasser startet am 18. November. Dann heißt es: „Wir machen unser Wetter selber.“

www.exploratorium-potsdam.de

Antje Horn-Conrad

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