zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Der Umstrukturierer

Der neue Stern-Center-Leiter Stephan Raml will die Ladenmischung in den Einkaufspassagen optimieren

Stand:

Drewitz - Er hat immer einen Blick auf die Menschen im Stern-Center – selbst von seinem Büro im zweiten Stock aus. Ein kleiner Bildschirm zeigt Center-Manager Stephan Raml, was an seinem neuen Arbeitsplatz vor sich geht: Frauen, Männer und Kinder mit vollgepackten Tüten auf Rolltreppen, die an leuchtenden Reklameschildern vorbeiziehen. Aber nicht nur auf dem Monitor spielen sie eine Rolle für ihn. Der 38-jährige Raml steht gelegentlich selbst auf der Treppe, um direkt mit Kunden aber auch mit den eingemieteten Händlern zu sprechen. Das sei überhaupt das, was ihn an seiner Arbeit am meisten reizt – „der intensive Kontakt zu den Mietern und Besuchern, denn sie geben einem permanent Feedback.“

Genau solch ein Echo habe er in seinem früheren Beruf vermisst, so Raml. Früher hatte der studierte Publizist aus Essen in einer Werbeagentur gearbeitet. Damals habe er auf manche seiner entwickelten Marketingkonzepte gar keine Resonanz erhalten oder nur ganz kurze Antworten, erzählt er beim Gespräch mit den PNN – „obwohl man da viel Mühe reingesteckt hat“, so Raml. Dabei seien Menschen beruflich aber auch privat vom „Feedback“ der anderen abhängig. 2000 wechselte er auch darum zur Einkaufscenter-Entwicklungs-Gesellschaft ECE, die auch die Passagen am Stern betreibt.

Nach Stationen in Thüringen und Berlin leitete er zuletzt das Gesundbrunnencenter im Wedding mit 110 Geschäften. Seit zwei Wochen managt er den Shopping-Komplex an der Nuthe-Straße mit 85 Läden. Er sei noch dabei, den Standort zu analysieren, so Raml. Potsdam sei schließlich „komplett anders“ als der Wedding. So sei etwa die Kaufkraft in Potsdam höher, findet der neue Center-Leiter. Und während im Gesundbrunnencenter vorwiegend Bewohner des Stadtteils einkauften, kämen die Sterncenterkunden aus Gesamtpotsdam, Südberlin und Brandenburg, so Raml. Auch auf neue „Mitbewerber“, wie Raml die Konkurrenz nennt, müsse er sich einstellen: Den Havelpark etwa, aber auch die Spandau-Arkaden und die Schlosspassagen in Steglitz. Eine neue Strategie für das Stern-Center habe er aber noch nicht, sagt Raml. Allerdings werden die Läden auch nach den Weihnachtstagen voraussichtlich freitags und samstags bis 22 Uhr öffnen. Die Händler würden noch in diesem Jahr über die verlängerten Öffnungszeiten entscheiden, so Raml. Diese hätten die Kunden zumindest während der Probephase in der Adventszeit bislang gut angenommen, so Ramls Zwischenbilanz.

Ändern wird sich künftig auch die Struktur des Einkaufszentrums: Einige Geschäfte werden 2007 innerhalb des Hauses umziehen, andere schließen, neue werden hinzukommen. Der Grund: Die bestehenden Mietverträge laufen teilweise aus, so Raml. Für manche Ladenlokale steige der Preis. Die höheren Mieten können sich offensichtlich nicht alle Händler leisten: Einige kündigen bereits mit großen Plakaten den Räumungsverkauf an – etwa das Modegeschäft „Bianco – Jeans und Fashion“. „14 Euro mehr pro Quadratmeter – das ist für uns zu teuer“, hieß es dort. Allerdings würden sich die Mieten nicht pauschal erhöhen, so Raml. Das hänge von der Lage im Center und der Branche ab. Neu wird 2007 auch der Auftritt einiger Unternehmen sein. Sie würden laut Raml ihre Shops auf den aktuellsten Stand bringen, etwa Böden und Beleuchtung neu gestalten. Zur Baustelle werde das Center aber nicht, versichert der Center-Manager. Damit die Besucher möglichst wenig Baulärm und-Dreck bemerken, würden die einzelnen Umbautermine entsprechend verteilt.

Mit „Umstrukturierungen“ hat Raml bereits Erfahrung: Vor rund einem Jahr habe er im Gesundbrunnencenter versucht, die „Laden-Mischung zu optimieren“. Trotz aller neuen Pläne scheint Raml mit der Arbeit seiner Vorgängerin Kerstin Freiberg zufrieden: „Die Richtung bleibt“, betont er. Die Qualität des Shopping-Riesens testet er auch persönlich. Er kaufe sogar seine Anzüge im Sterncenter, sagt Raml, der mit seiner Frau und den beiden Hunden in Kladow wohnt. Kauft er nie woanders ein? Doch, er müsse ja auch die Konkurrenz im Auge behalten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })