Landeshauptstadt: Der Unvollendete
Der Ausbau des Stadtkanals stockt – die Finanzierung ist völlig unklar. Erhoffte Fördermittel für die Kellertorbrücke wurden nicht genehmigt
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Innenstadt – Der geplante weitere Ausbau des Potsdamer Stadtkanals liegt auf Eis. Der Grund: Keiner weiß, wie das Großprojekt finanziert werden soll. Das bestätigte Stadtsprecher Markus Klier den PNN auf Anfrage. Daher könnten konkrete Termine zur Weiterführung der Arbeiten derzeit nicht genannt werden. Hintergrund seien die offenen Fragen zu Finanzierungsmöglichkeiten, sagte Klier.
Ursprünglich gab es die Hoffnung, den Stadtkanal bis 2016 fertigzustellen. Seit 1999 wird der frühere Kanal freigelegt, 2001 wurde zur Bundesgartenschau in Potsdam das erste Teilstück im Bereich der Yorckstraße freigegeben – das heute mangels Wasserzuflusses die meiste Zeit des Jahres trockenliegt. Vor zwei Jahren wurde ein weiterer gefluteter Abschnitt zwischen Havel und Heiliggeiststraße eröffnet, im vergangenen Jahr die Ladenbergbrücke in der Yorckstraße an ihren historischen Ort versetzt.
Doch weitere Fortschritte sind nicht absehbar. Klier sagte, bereits vor drei Jahren habe das brandenburgische Infrastrukturministerium signalisiert, dass wegen insgesamt abnehmender Fördermittelzuweisungen vom Bund das Projekt Stadtkanal insgesamt deutlich zurückgenommen werden müsse. Schon im vergangenen Jahr hatte eine Stadtsprecherin eingeräumt, umfangreiche Maßnahmen wie der Aushub weiterer Kanalabschnitte könnten derzeit nur vorbereitet werden – und zwar auch nur in Zusammenhang mit anderen Planungen der Stadt.
Ebenso haben sich laut der Stadtverwaltung die Hoffnungen auf einen schnellen Wiederaufbau der Kellertorbrücke zerschlagen – diese spannte sich einst über das fertige Teilstück des Kanals im Bereich der Heiliggeiststraße. Dieser Kanalübergang sollte eigentlich in die Route des Europa-Radwegs 1 integriert werden, der von Frankreich nach Russland führt. Dazu liefen Gespräche mit dem brandenburgischen Wirtschaftsministerium und der Landesinvestitionsbank, um eine EU-Förderung für den Bau der rund 600 000 Euro teuren Brücke zu bekommen, hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) noch im September 2011 erklärt. Nun sagte Klier: „Die Kellertorbrücke wurde als nicht förderfähig eingestuft.“ Immerhin perspektivisch geplant sei, das öffentliche Wassergrundstück zwischen Kellertorbrücke und Havel für Anwohner und Touristen zur Verfügung zu stellen.
Beim zuständigen Förderverein zur Wiederherstellung des Stadtkanals in Potsdam e.V. stellt man sich bereits darauf ein, künftig mehr auf private Sponsoren für das Projekt zu setzen. Vereinschef Siegfried Benn hatte erst Ende Oktober vor Journalisten erklärt, man arbeite an Ideen zur Finanzierung des Projekts mit Privatmitteln. Die Rekonstruktion des Kanals wurde bereits teilweise durch Spenden finanziert. Zugleich hatte Benn die aus seiner Sicht mangelnde Unterstützung durch die Stadtverwaltung beklagt.
Für eine aktuelle Stellungnahme zur Situation war Vereinschef Benn für die PNN allerdings nicht zu erreichen. Ein Grund: Auf der Internetseite des Fördervereins sind die dort hinterlegten Kontaktdaten veraltet, die angegebene Telefonnummer nicht erreichbar. Schon vor einem Jahr hatte Benn erklärt, das Büro des Vereins in der Friedrich-Ebert-Straße 24 sei verlegt worden – doch auf der Internetseite findet sich aktuell kein Hinweis, wo der Verein nun seinen Hauptsitz hat. Für die Potsdamer Stadtverwaltung erklärte Sprecher Markus Klier, Kontaktschwierigkeiten seien ihm nicht bekannt, man sei mit dem Verein regelmäßig in Kontakt.
Der historische Stadtkanal war fast zwei Kilometer lang. Er verlief von der Havel auf Höhe der Dortustraße über die Breite Straße und die Yorckstraße. Über die Straße Am Kanal mündete er schließlich wieder in die Havel. 1965 wurde er zugeschüttet. Allerdings war er auch zu früheren Zeiten umstritten: Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts beschwerten sich Anwohner über üblen Geruch und forderten die Zuschüttung des Kanals. H. Kramer
H. Kramer
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