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Das 8. Potsdamer Leibniz-Kolleg präsentiert erstmals einen Nobelpreisträger

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Das 8. Potsdamer Leibniz-Kolleg präsentiert erstmals einen Nobelpreisträger Von Norbert Weigend Wenn von Evolution die Rede ist, spricht man in der Regel über die Entstehung der Arten, über die Geschichte des Lebens oder vielleicht auch im übertragenen Sinn über Veränderungsprozesse in der Gesellschaft. Wie aber soll man sich „Evolution in der Chemie“ vorstellen? Diese Frage will in diesem Jahr das Potsdamer Leibniz-Kolleg beantworten: Am 12. und 13. Mai geht es dort um Entwicklungs- und Ausleseprozesse, die unter Molekülen stattfinden. Den Hauptvortrag der unter der fachlichen Federführung des Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, des Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung und des Instituts für Chemie an der Universität Potsdam organisierten Veranstaltung hält in diesem Jahr erstmals ein Nobelpreisträger: Jean-Marie Lehn, Professor an der Universität Pasteur in Straßburg und am Pariser Collège de France. Lehn, der auf Einladung des diesjährigen Themeninitiators Professor Dr. Helmuth Möhwald vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Golm, nach Potsdam kommt, beschäftigte sich Ende der 60er Jahre mit der Frage, wie sich Moleküle gegenseitig erkennen – was sie im Rahmen von biochemischen Prozessen offensichtlich können. Seine Forschungen führten zur Herstellung von käfigartigen Molekülen mit einer Vertiefung, in die sich andere Moleküle einpassen ließen wie ein Schlüssel ins Schloss. Vielleicht weil er dabei die traditionellen Grenzen zwischen der Anorganischen, Organischen und Physikalischen Chemie völlig ignorierte, gelang es ihm, ein bisher unbekanntes Forschungsfeld zu eröffnen, das er „Supramolekulare Chemie“ nannte. Für diese Leistung erhielt er 1987 zusammen mit Donald J. Cram und Charles J. Pedersen den Chemie-Nobelpreis. Wenn in der heutigen Biochemie Begriffe wie „molekularer Draht“, „Schalter“ oder „Sensor“ etwa bei der Erforschung von AIDS helfen, so ist das nicht zuletzt Lehns Verdienst. Seitdem hat Lehn an neuen Konzepten für eine „evolutionäre Chemie“ gearbeitet, die die natürlichen molekularen Prozesse abbilden und die Fähigkeit der kleinsten Lebensbausteine zur Selbstorganisation nutzen. „Auf diese Weise können wir heute in der Chemie genau das tun, was zunehmend von uns verlangt wird, nämlich chemische Prozesse schneller, kostengünstiger und mit weniger Abfall zu realisieren“, erläutert Helmuth Möhwald. Darüber, wie es die Natur anstellt, solch optimale Verfahrensweisen zu entwickeln, wird Lehn in seinem Potsdamer Vortrag berichten. Mit der diesjährigen Vortragsreihe zur „Evolution in der Chemie“ führt das Leibniz-Kolleg Potsdam bereits seine 8. Veranstaltung durch. Seit 1998 verfolgen die Initiatoren des Kollegs, die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Potsdam und das Potsdamer Leibniz-Kolleg das Ziel, spannende Themen aus den Naturwissenschaften einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu präsentieren – um zu zeigen, das in Potsdam gestern wie heute Wissenschaftsgeschichte geschrieben wird. „Wissenschaftler sprechen in ihren Fachsprachen. Darum sind sie für Laien – und häufig auch Kollegen aus anderen Fächern – selten auf Anhieb verständlich“, erläutert Kolleg-Geschäftsführerin Dr. Barbara Schneider. „Wir wollen das Gespräch über das, was hier vor Ort an Wissenschaft betrieben wird, verbreitern – quer zu den Generationen, aber auch quer zu den Fächern.“ Um naturwissenschaftliches Denken zu fördern, lobt das Leibniz-Kolleg im Rahmen der jährlich stattfindenden Vortragsreihe auch Preise für Nachwuchswissenschaftler(innen) und Schülerprojekte aus. Besonders geht es den Initiatoren aus Universität und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen dabei darum, den Universitäts- und Wissenschaftsstandort Potsdam mit seinen modernen mathematisch-naturwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen bekannt zu machen. Die Termine: Mittwoch, 12. Mai: Einführungsvorträge „Evolution und Chemie“ (15.30 Uhr) und „Selbstorganisation und Supramolekulare Chemie“ (16.45 Uhr), Haus 25, Hörsaal F 0.01, Unicampus Golm, Karl-Liebknecht-Straße 24-25. Donnerstag, 13. Mai: Prof. Jean-Marie Lehn: „Evolution in der gezielten Molekülsynthese“ (16 Uhr), Audimax der Universität Potsdam, Am Neuen Palais.

Norbert Weigend

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