Von Inga Kilian: Der Wert des Spiels Premiere in Potsdam: Stadt-Spiele-Tage zeigen
Alternativen zu Computer und Fernseher
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Auch Spielen will gelernt sein. Davon sind die Mitarbeiter der „Stadt- Spiele-Tage“, einer Initiative des Vereins „Spiel des Jahres“, fest überzeugt. „Sich auseinanderzusetzen mit der Situation des Spiels, mit dem Gewinnen und dem Verlieren, das ist eine wichtige Erfahrung“, sagt Sonja Assmann aus der Geschäftsstelle des Vereins in Düren. Allerdings sei dies in der heutigen Gesellschaft keine Selbstverständlichkeit.
Besonders für Kinder und Jugendliche sei der Computer meist sehr viel attraktiver als jedes Gesellschaftsspiel, meint Assmann. Um dem etwas entgegenzusetzen, hat der Verein vor wenigen Monaten die Initiative „Stadt-Spiele-Tage“ ins Leben gerufen. „Wir haben einfach gesehen, dass man die Leute förmlich vom Computer weglocken und für das Kulturgut Spiel begeistern muss“, erklärt Assmann.
Für interessierte Kommunen organisiert der Verein künftig ein regelrechtes Spielfest, auf dem die ganze Familie nach Herzenslust würfeln, knobeln und manchmal auch bluffen kann. Das Angebot, das sowohl auf Kinder als auch auf Jugendliche und Erwachsene ausgerichtet ist, umfasst rund 400 verschiedene Spiele sowie, als besonderen Hingucker, überdimensionale Großversionen verschiedener Spiele-Klassiker. Vor Ort übernehmen sogenannte „Spiel-Erklärer“ das, was viele Menschen davor zurückschrecken lässt neue Spiele auszuprobieren: Sie erläutern die Regeln und betreuen das spielwütige Publikum.
Die Erklärer arbeiten für „Family Games“, der familienpädagogischen Einrichtung des Dresdner Felsenweg-Instituts. „Spielen erleichtert die Kommunikation und kann soziale Spannungen überbrücken“, meint Kerstin Heber, eine der vier fest angestellten Mitarbeiter. „Wenn es zum Beispiel Probleme in Familien gibt, zwischen Eltern und Großeltern, lassen sich auf spielerische Art oft Brücken schlagen.“ Kinder könnten sich im Spiel zudem Eigenschaften wie Ausdauer, Geduld und Frustrationstoleranz aneignen.
Die ersten vom Verein „Spiel des Jahres“ organisierten Stadt-Spiele-Tage finden am kommenden Samstag und Sonntag, dem 7. und 8. August, in Potsdam statt.
Darüber hinaus sind Spiele-Tage in Gera, Hamm und Düsseldorf geplant. In Potsdam organisiert Elisabeth Tänzler, kommissarische Leiterin des Malteser Treffpunkt Freizeit, gemeinsam mit dem Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Stadtverwaltung das Spielfest.
„Wir haben gerne zugegriffen, als uns das Angebot vom Verein Spiel des Jahres gemacht wurde“, berichtet Tänzler und hofft für das kommende Wochenende auf viele spielbegeisterte Familien. „Es wäre schön, ähnliche Veranstaltung künftig regelmäßig durchführen zu können“, sagt sie.
Die Mitarbeiter von Family Games sind optimistisch. „Das Angebot wird meistens sehr gut angenommen“, berichtet Heber. Es gebe einerseits viele Spiele-Fans, die als „Wiederholungstäter“ schon auf entsprechende Veranstaltungen warteten, andererseits könnten aber auch spiel-unerfahrene Menschen neu angesprochen und begeistert werden. „Die Spieletage bringen manche Leute erst wieder auf die Idee, sich abends mit der Familie zusammenzusetzen und zu spielen, anstatt den Fernseher einzuschalten“, sagt Heber.
Genau darin liegt das Ziel des „Spiel des Jahres“-Vereins. „Im Mittelpunkt steht für uns der Einsatz für die Werte des Spiels in der Gesellschaft“, sagt Assmann. Adressaten seien nicht die Spiele-Spezialisten, die sich in der Szene meist bestens auskennen, sondern das breite Publikum, das dazu angeregt werden solle, die Welt des Spiels mit all ihren Möglichkeiten neu zu entdecken.
Inga Kilian
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