zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Der Zarewitsch als preußischer Regimentschef

Das Militärgeschichtliche Forschungsamt macht Bestände im Internet für die Ahnenforschung zugänglich

Stand:

Das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA) der Bundeswehr in der Villa Ingenheim an der Zeppelinstraße unterstützt jetzt auch die Familien- und Ahnenforschung. Dazu ist es mit dem Internet-Portal Ancestry.de eine Kooperation eingegangen. Das international tätige Unternehmen hat die Bestände des Amtes aus fast viereinhalb Jahrhunderten, von 1500 bis 1942, digitalisiert und ins Netz gestellt. Dabei handelt es sich um mehr als 256 000 Seiten, auf denen fast 4,5 Millionen Personen- und Ortsnamen genannt werden. Hinzu kommen Abbildungen, mehr als 1000 militärhistorische Abhandlungen und 107 Offizierslisten ab Mitte des 18. Jahrhunderts.

„Wahre Schätze“ seien damit leichter zugänglich geworden, erklärte MGFA- Forschungsdirektor Michael Epkenhans. Davon profitiere nicht nur die Ahnen- und Familienforschung als „wichtiger Zugang zur Geschichte“, sondern auch die professionelle militärgeschichtliche Forschung, deren Recherchen ebenfalls erleichtert würden. Zudem werden die wertvollen, teils sehr empfindlichen Originalbestände geschont.

In keiner anderen Behörde wurden die Angaben über das Personal so vollständig erfasst und so klar strukturiert wie beim Militär, sagt Nikolai Donitzky, bei Ancestry.de Manager für Partnerschaften mit Archiven. So konnte anhand von Kriegsranglisten und -stammrollen die Ahnengeschichte des „Roten Barons“, des Jagdfliegers Manfred von Richthofen, aufgearbeitet werden. Kuriose Züge besitzt die Lebensgeschichte des französischen Infanteriekapitäns Henri Gérard, der 1894 ein faltbares Rad für den Kriegseinsatz erfand. Ebenfalls interessant: Einer Militärkorrespondenz aus dem Jahr 1829 ist zu entnehmen, dass der damals zehnjährige russische Thronfolger Alexander in Berlin zum Chef des 3. Preußischen Ulanen-Regiments ernannt wurde.

Doch nicht nur geschichtliche Persönlichkeiten haben in den Militärakten ihre Spuren hinterlassen. Wer mit dem Service von Ancestry.de kostenlos einen Familienstammbaum aufgestellt hat, kann sich dann auf die Suche nach näheren Informationen über seine Vorfahren machen. Dazu kann er etwa eine Basismitgliedschaft eingehen, die pro halbes Jahr knapp zehn Euro kostet.

Wenn der eigene Großvater beim Militär war, findet auch der Laien-Ahnenforscher mit großer Wahrscheinlichkeit Angaben dazu. Dafür stehen ihm nicht nur neuerdings die Bestände des MGFA zur Verfügung, sondern von insgesamt 80 Archiven. Darunter befindet sich die in Freiburg im Breisgau untergebrachte Abteilung Militärarchiv des Bundesarchivs. In ihr befinden sich auch die Militärakten der DDR, die nach der Wiedervereinigung aus Potsdam dorthin überführt wurden. Nicht über Ancestry.de zugänglich sind bisher die Bestände des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem. Sie sind für die Forschung deshalb besonders wichtig, weil durch den englischen Luftangriff auf Potsdam im April 1945 die Bestände des preußischen Heeresarchivs weitgehend vernichtet wurden.

Die Digitalisierung der MGFA-Bestände durch das Ahnenforschungsportal bedeutet nicht, dass das Potsdamer Forschungsamt nun keine Anfragen mehr beantwortet. Darauf weist der für diesen Bereich zuständige Pressesprecher, Oberstleutnant Heiner Bröckermann, hin. Auch wenn das MGFA Personalanfragen mangels eines eigenen Archivs nicht selbst beantworten kann, zeigt sie den Fragestellern den richtigen Weg. So sind bei der Suche nach vermissten Wehrmachtsangehörigen des Zweiten Weltkriegs, die noch immer einen Schwerpunkt der Anfragen ausmacht, die Deutsche Dienststelle WASt in Berlin oder das Militärarchiv in Freiburg die Auskunftsstellen.

Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })