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Von Michael Meyer: Derby mit Brisanz

Der USV Jena kommt morgen mit alten Bekannte zum Frauenfußball-Bundesligisten Turbine Potsdam

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Der abstiegsbedrohte Tabellen-Zehnte kommt – und der Trainer des Spitzenreiters ist voller Unruhe. „Dieses ostdeutsche Derby wird es in sich haben“, sagt Bernd Schröder, der mit Tabellenführer Turbine Potsdam morgen Aufsteiger FF USV Jena empfängt. „Wir nehmen Jena sehr ernst. Niemand sollte erwarten, dass wir da so einfach mal gewinnen. Das wird ein Spiel auf Biegen und Brechen.“

Schröders Respekt scheint nicht unberechtigt. Die Thüringerinnen, bei denen Turbine das Hinspiel 5:0 gewann, ließen in der Rückrunde mit einem 1:1 zu Hause gegen den FFC Frankfurt aufhorchen, nachdem sie in der Winterpause mit einigen „Exotinnen“ aufgerüstet hatten: Mit Genoveva Anonma kam die Kapitänin des aktuellen Afrika- Meisters Äquatorial Guinea, mit Adjoa Bayor die Mannschaftsführerin der ghanaischen Nationalmannschaft, mit Carolina Conceição Martins de Pereira – Rufnamen Carol Carioca – eine Brasilianerin, die mit dem FC Botucatu bereits zweimal Landesmeister wurde und dabei 14 Tore schoss. Während sie nach einer Sprunggelenk-Verletzung im letzten Spiel gegen München und einer daraufhin notwendigen Operation für den Rest der Saison ausfällt, traf in der Rückrunde Anonma bereits dreimal.

Das ist aber nicht das einzig Bemerkenswerte am Aufsteiger, der genau genommen kein Erstliga-Neuling ist. 1991 wurde der USV Jena letzter DDR-Meister und stieg für eine Saison in die Bundesliga auf. Damals mischte schon Steffi Scheitler mit, die heuer mit 41 (!) Jahren immer noch Regie im Mittelfeld führt. Potsdams Coach kennt sie schon aus einstigen DDR-Oberliga-Duellen Turbines mit Jena. Und USV-Cheftrainerin Heidi Vater kickte 1989 im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion im einzigen Länderspiel einer DDR-Nationalmannschaft der Frau- en – zu deren Trainern Schröder zählte – beim 0:3 gegen die CSFR im Mittelfeld.

Turbines Jung-Nationalspielerin Bianca Schmidt war damals noch gar nicht geboren; trotzdem hat auch sie ein emotionales Verhältnis zum USV Jena. Ehe sie 2006 vom 1. FC Gera zum FFC Turbine kam, hatte sie ein Jahr das Sportinternat Jena besucht. „Damals habe ich in der Woche immer mit der USV-Mannschaft, die in der zweiten Liga spielte, trainiert, ehe ich an den Wochenenden mit Geras Jungen-Mannschaft in der Landesliga spielte“, erinnert sie sich. Die jetzt 19-Jährige kennt viele der jetzigen Jenaer Kickerinnen noch von damals und sagt: „Die sind nicht schlecht. Vor allem Sabrina Schmutzler ist technisch sehr gut.“ Also wohl nicht zufällig traf Stürmerin Schmutzler gegen Frankfurt zum 1:1. Morgen könnte Bianca Schmid in Turbines Dreier-Abwehrkette ihre direkte Gegenspielerin werden, ehe der Potsdamerin am kommenden Mittwoch in Frankfurt gegen Brasilien ihr viertes Länderspiel winkt.

Schröder zog in dieser Woche das Training noch einmal an „Ich hoffe“, sagt er, „dass unsere Spielerinnen deshalb am Samstag nicht zu schwere Beine haben.“

Anpfiff ist am Samstag um 14 Uhr.

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