Landeshauptstadt: Deutsch, Russisch und Spanisch
Weitere mehrsprachige Kitas in Potsdam geplant
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Innenstadt - Hereinspaziert, mitgespielt und wohlgefühlt! Das ist das Motto der mehrsprachigen Kindertagesstätte „Vielfalt“, die Anfang September in der Puschkinallee 14 eröffnet wird. „Wir werden für alle Kinder drei Arbeits- und Spielsprachen haben: Deutsch, Russisch und Spanisch“, sagt Kitaleiterin Ines Auert. Dabei werde jede Erzieherin jeweils nur eine Sprache sprechen, so dass die Kinder die Sprache immer einer bestimmten Person zuordnen müssen.
Das Lernen solle aber nicht wie in der Schule zu festgelegten Zeiten ablaufen, sagt Frauke Frese von der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung Brandenburger Kinder und Jugendlicher (GfB), dem Träger der Kita. Ein Modellversuch in Kiel habe gezeigt, so die Erziehungswissenschaftlerin, dass Klein- und Vorschulkinder am besten lernen, wenn die neue Sprache spielerisch in den Tagesablauf eingebunden wird. Das ganztägige Betreuungsangebot der Kita „Vielfalt“ – geöffnet ist von 7 bis 20 Uhr – ist gedacht für Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren. „Das ist genau das richtige Zeitfenster, um Sprachen akzentfrei zu lernen“, so Frese. Außerdem hätten Kinder in diesem Alter noch die Gabe, intuitiv an etwas Neues heranzugehen und nicht so kopflastig wie Erwachsene.
Warum gerade Russisch und Spanisch angeboten werden? „Wir denken, dass Englisch und Französisch klassische Schulsprachen sind und wollen da nichts vorweg nehmen“, sagt Kitaleiterin Auert. Aber gerade Russisch sei durch die vielfältigen Handelsbeziehungen mit der EU sehr im Kommen und Spanisch gehöre zu den meist gesprochenen Sprachen der Welt. Gerade weil Sprachen in einer globalisierten Welt immer wichtiger werden, sei das Interesse von Seiten der Eltern sehr groß, sagt Kitaleiterin Auert. „Wir haben schon jetzt 80 Anmeldungen für kleinere Kinder, die wir gar nicht alle aufnehmen können.“ Jedoch gebe es in der Vorschulgruppe noch fünf freie Plätze, so Auert.
Ein weiteres zweisprachiges Kitaangebot in Potsdam plant der Berliner Verein Mitra. „Die Idee dazu hatten Eltern aus Potsdam“, erzählt Vereinsleiterin Marina Burd. „Einige sind mit ihren Kindern eine Zeitlang in einen unserer drei russisch-deutschen Kindergärten nach Berlin gefahren.“ Doch auf Dauer sei der Fahrtweg zu lang gewesen, so Burd.
Doch bis die geplante Kita in Potsdam eröffnet werden kann, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Dabei ist eigentlich alles da: ein bewährtes pädagogisches Konzept, interessierte Eltern, genügend Kinder und qualifizierte Erzieherinnen. Das einzige was dem Verein noch fehlt, sind die passenden Räumlichkeiten.
„Seit Februar suchen wir nun schon nach einer geeigneten Immobile“, sagt Vereinsmitglied Horst Schirmer. Zwar habe ihnen der Kommunale Immobilienservice (KIS) der Stadt Potsdam verschiedene Angebote unterbreitet. Diese seien aber nicht geeignet gewesen. „Wichtig für uns ist, dass die Sanitäranlagen Kleinkind gerecht sind oder entsprechend umgebaut werden können, dass es eine richtige Küche gibt und einen Mehrzweckraum, in dem Sport gemacht und musiziert werden kann“, so Schirmer. Nun wolle man unter anderem bei der Pro Potsdam GmbH anfragen. Die Mitra-Kita würde Horst Schirmer am liebsten am Schlaatz oder anderen Neubaugebieten sehen, „weil dort die meisten russischsprachigen Spätaussiedlerfamilien leben.“ Schätzungen des Ausländerbeirats zufolge leben in Potsdam etwa 8000 Menschen aus Russland und Osteuropa.
Ein zweisprachiger Kindergarten am Wohnort wäre ein Segen, bestätigt Natalja Fjodorowna, die vor drei Jahren aus der Nähe der russischen Stadt Samara nach Potsdam gekommen ist. Ihre zweieinhalb Jahre alte Tochter Mascha ist bald im richtigen Kindergartenalter. „Wir wünschen uns, dass sie gut Deutsch lernt, wollen aber auch nicht, dass sie ihre zweite Muttersprache Russisch vergisst“, sagt die junge Frau.
Genau das sei das Konzept von Mitra e.V. sagt Leiterin Marina Burd. „Die Kinder sollen auf Deutsch denken und auf Russisch träumen können oder andersherum.“ In ihnen seien beide Sprachen und Kulturen verwurzelt. Dies sei etwas, das es zu bewahren und zu fördern gelte, so Burd. Der Leitgedanke des Vereins sei es, Kinder im Geist der Toleranz und des gegenseitigen Verständnisses zu erziehen, sagt Marina Burd. „Wir wollen sie befähigen, in einer multikulturellen Gesellschaft zu leben.“
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