Landeshauptstadt: Diakonie muss Vespergeld nicht zurückzahlen
Rechtsamt sieht keine Handhabe / Kita „Sonnenblume“ mit neuem religionspädagogischen Konzept
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Das Diakonische Werk muss das seit mindestens einem Jahr in seinen Kindertagesstätten zusätzlich erhobene Frühstücks- und Vespergeld nicht an die Eltern zurückzahlen. Das entschied jetzt das Rechtsamt der Stadt Potsdam. Aus den privatrechtlichen Verträgen zwischen Eltern und Trägern ergebe sich keine Handhabe, die eine Rückforderung rechtfertige, so die Begründung. Tatsache aber bleibt, dass die Diakonie zu Unrecht Extra-Geld verlangte. Das hatte insbesondere in der Kita „Sonnenblume“ zu Protest geführt.
Derzeit sei das Diakonische Werk im Gespräch mit der Stadt, „um Einvernehmen herzustellen“, wie die stellvertretende Geschäftsführerin Iris Goldschmidt den PNN sagte. Das bislang zusätzlich zum Essengeld erhobene Vesperentgelt von 5 Euro bzw. 5,50 Euro pro Monat soll – wie vom Gesetz verlangt – künftig im Elternbeitrag verankert werden. Damit verbunden wäre eine soziale Staffelung der Kosten. Das Kitagesetz schreibt vor, dass in den Elternbeiträgen „alle mit der Erziehung, Bildung, Betreuung und Versorgung des Kindes verbundenen Leistungen“ enthalten sind. Einzig das Essengeld – „zur Versorgung des Kindes mit Mittagessen“ soll nach Gesetzeslage extra berechnet werden.
Derzeit verlangt die Diakonie von den Eltern 45,50 Euro Essengeld pro Monat – eine Summe, die trotz anders lautender Meinung von Goldschmidt am oberen Ende des Spektrums in Potsdam liegt, wie eine stichprobenartige Umfrage ergab. Die Arbeiterwohlfahrt verlangt in ihren Einrichtungen im Schnitt zwischen 30 bis 35 Euro, inklusive Frühstück und Vesper, der Fröbel e.V. berechnet dafür nur 31 Euro pro Monat. Die Stadtverwaltung, die noch drei Kitas in den neuen Ortsteilen selbst betreibt, nimmt 40 Euro pro Monat für die Vollverpflegung. Allein das Jugend- und Sozialwerk verlangt in seiner Einrichtung in der Gundlingstraße 59 Euro. Dafür werde in der Kita täglich frisch gekocht und nichts Aufgetautes auf den Tisch gebracht.
In der Vergangenheit hatte nicht nur die Erhöhung des Essengeldes in der Kita „Sonnenblume“ zu Unmut geführt. Mit einem Leitungswechsel zu Beginn des Jahres sollte sich auch konzeptionell einiges ändern. Zur Überraschung der Eltern, die nicht informiert wurden. Generell müsse das Erzieher-Team alle zwei Jahre das eigene Tun überdenken, meinte Iris Goldschmidt. „Ein Kita-Konzept braucht regelmäßige Auffrischung“, sagte sie, die selbst Leiterin einer Kindertagesstätte in Bergholz-Rehbrücke war. Die bestehende Konzeption für die Kita „Sonnenblume“ sei aber jahrelang nicht angefasst worden. Und das, obwohl der Fachverband für Kindertagesstätten in evangelischer Trägerschaft verbindliche Qualitätsmerkmale festgelegt habe. Darunter auch die stärkere Akzentsetzung auf Religionspädagogik. Dass nun bei den Eltern der Kita „Sonnenblume“ der Eindruck entstanden sei, das Diakonische Werk wolle ein Konzept überstülpen, bedauere sie, so Goldschmidt. Das Gros der mehr als hundert Eltern hatte sich gegen die stärkere Betonung der Religionspädagogik zur Wehr gesetzt. In einer Art Splitting- Modell sollten dann zunächst zwei Konzepte – alt und neu – in der Kita parallel laufen. Diese Idee sei aber vom Tisch, so Goldschmidt. Jetzt wollen zehn Elternvertreter mit Erziehern und Leiterin erarbeiten, wie das Christentum Einzug in das tägliche Miteinander halten soll. Ein so hoher Elternanteil in der Arbeitsgruppe sei aber eher „unüblich“, so die stellvertretende Geschäftsführerin: „Und meiner Ansicht nach auch nicht sehr praktikabel, weil ja Konsens erzielt werden muss.“
Ohnehin brauche man, so ihre Erfahrung, ein viertel bis ein halbes Jahr, um eine Konzeption zu überarbeiten. Allerdings täte man sich in anderen Diakonie-Einrichtungen wie der Kita „Regenbogenland“ mit der Religionszugehörigkeit nicht so schwer. Nach dem bedauerlichen Unfall in der Einrichtung im Hubertusdamm, bei dem ein 18 Monate alter Junge ums Leben kam, habe sich die gesamte Belegschaft geschlossen eine Andacht gewünscht. Das zeige, so Goldschmidt, dass die Diakonie als kirchlicher Träger mehr zu bieten habe als andere. KG/NIK
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