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Homepage: Dialog der Generationen

Die Gesellschaft wird älter: Professorin der FH initiiert Gesprächsforum zwischen Jung und Alt

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Bekommen wir einen Kampf der Generationen? In absehbarer Zeit wird mehr als ein Drittel der Bevölkerung – die heute 30- bis 40-Jährigen – über 60 Jahre alt sein. Was bedeute das für die nachwachsende Generation, wie wird sie damit umgehen, dass einerseits der Bedarf in den Pflegeberufen hochschnellt, andererseits viele der Älteren weiter in der Gesellschaft aktiv sein wollen? Heute schon stellt Prof. Jutta M. Bott fest, dass der Umgangston der jungen Generation gegenüber der älteren härter geworden ist. Die Professorin am Bereich Sozialwesen der Fachhochschule Potsdam sieht im Bereich der sozialen Sicherungssysteme ein Verteilungsproblem auf uns zukommen. „Derzeit hält alles noch irgendwie, aber wie es in fünf oder zehn Jahren aussieht, ist offen“, sagt sie. „Ich glaube nicht daran, dass alle den heutigen Standard behalten können.“

Die Professorin, die jahrelange Erfahrungen in der Psychiatrie mit älteren Menschen hat, sieht Gesprächsbedarf. Möglichst sofort. Daher hat sie ein Seminarprojekt ins Leben gerufen, in dem die Jungen mit den Alten ins Gespräch kommen sollen. In der Gesellschaft werde derzeit nicht miteinander über die Generationenproblematik gesprochen, vor allem nicht in Klartext. Die Politik würde von Wahl zu Wahl vorsichtiger, keiner traue sich zu sagen, dass es ohne Einschnitte für alle nicht gehen wird. „Aus der Psychiatrie weiß ich, dass es nun darum geht, die Themen, die unter den Tisch fallen, auf den Tisch zu holen“, sagt die Professorin. Einvernehmen sei dabei nicht das erklärte Ziel: ein Dialog soll entstehen, den die Professorin auf Potsdamer Ebene moderieren möchte.

In dem „Dialog der Generationen“, der am 31. Januar an der FH Premiere haben soll, werde es aber nicht nur um Fragen der Verteilung gehen. Im Zentrum stehe die Frage, welche Modelle für die ältere Generation entwickelt werden können. Einerseits muss geklärt sein, wer sich um die wachsende Zahl der alten Menschen kümmert. „Denn es ist klar und auch verständlich, dass die junge Generation nicht in die Altenpflege drängen wird“, so die Wissenschaftlerin, die an der FH Sozialarbeiter ausbildet. Andererseits müssten wir uns heute fragen, was mit der wachsende Gruppe der „Jungen Alten“, also der Aktiven wird. „Und das kommt nicht von der Politik, das muss aus der Gesellschaft selbst heraus entwickelt werden“, so Prof. Bott. Man müsse Strukturen finden, in denen sich die Kompetenz der Älteren auf freiwilliger Basis in die Gesellschaft einbinden lasse.

Wobei klar sein müsse, dass die Älteren sich nicht alle auf den klassischen Feldern der ehrenamtlichen Arbeit – etwa Vorlesen an Schulen, Hausaufgaben, Ersatz-Oma oder Krankenbesuche – orientieren wollen. Denkbar müssten auch Tätigkeiten im technischen Bereich oder etwa Hilfestellungen in der Berufsausbildung sein. „Hier muss auch geklärt werden, was sich die Betriebe vorstellen können“, so Prof. Bott. Wobei auch das Verhalten der Älteren eine wichtige Rolle spiele: „Es geht um ein abgestimmtes Miteinander.“

Und es geht auch ums Geld. Da gerade in Zukunft bei vielen Pensionären die Rente eher bescheiden ausfallen dürfte, müsse die Frage der Bezahlung solcher Tätigkeiten geklärt werden. „Es kann nicht sein, dass die Älteren unentgeldlich arbeiten“, meint die Professorin für Theorie und Praxis Sozialer Arbeit. Hier müssten neue Formen gefunden werden. Denkbar sei etwa auch, dass Menschen mit ausreichend Rente auf ein Honorar zugunsten der Schwächeren verzichten.

Einen Kampf der Generationen erwartet die Psychotherapeutin Bott demnach nicht, vielmehr sucht sie den Dialog der Generationen. Sie will einen Stein ins Rollen bringen. Und der rollt schon: zehn Interessenten haben sich bereits angemeldet.

Alle Interessenten sind zum Vorbereitungstreffen am Dienstag, 31. Januar, 16 Uhr in die FH eingeladen: Friedrich- Ebert-Straße 4 (Raum 4070/71). Das Seminar wird dort ab 18. April 14-tägig stattfinden (16-18 Uhr).

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