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Landeshauptstadt: Dichtes Dach für Kostbarkeiten

Gewoba begann mit Reparaturarbeiten an der Baumgart-Villa, um die Nutzungs- und Verkaufschancen für das Baudenkmal zu verbessern

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Gewoba begann mit Reparaturarbeiten an der Baumgart-Villa, um die Nutzungs- und Verkaufschancen für das Baudenkmal zu verbessern Innenstadt - Am Stadtpalais Friedrich-Ebert-Straße 67, das seit dem Auszug des Deutschen Roten Kreuzes 1997 leer steht, sind Bauzäune gezogen und Gerüste aufgestellt. Zwar wurde für die prachtvolle, durch Bauformen des Neobarock und des Jugendstils gekennzeichnete Villa noch immer kein Käufer oder neuer Nutzer gefunden, doch die Gewoba will nun durch Dachreparaturen den Verfall stoppen. Außerdem wird die Fassade erneuert. Von besonderer Bedeutung ist der mit Marmor und anderem edlen Naturstein verkleidete und mit Malereien geschmückte Eingangsbereich an der Friedrich-Ebert-Straße. Die Villa, die sich gut als Firmenrepräsentanz eignen würde, war 1903/04 durch den Architekten Carl Partik für Marie Baumgart errichtet worden, die in der Charlottenstraße eine Fabrik für Armaturen, Gelbguss und Bierdruckapparate besaß. Die wohlhabende Unternehmerin ließ das Innere des dreigeschossigen Gebäudes kostbar ausstatten. So ist die große Treppenhalle mit grauroten Marmorsäulen, Zierkamin, Balkon und Stuckdecke geschmückt. Die Wohnräume sind teils durch Gobelins und Stofftapeten ausgekleidet. Einen besonderen Schatz stellen im Erd- und ersten Obergeschoss Bleiverglasungen mit Jugendstilmotiven wie „Tanzende Mädchen, „Brunnen im Garten“ oder „Haus in der Landschaft“ dar. Die Potsdamer Denkmalschutzbehörde hatte schon seit längerem auf die Dringlichkeit von Dachreparaturen hingewiesen, um diese Kostbarkeiten zu schützen. Eine Durchfeuchtung würde besonders die wertvollen Stuckaturen und die Jugendstilfenster gefährden. Diesen Hinweisen kommt die Gewoba nun nach. Sie hat zudem bei dem Berliner Architekten Ingo Schümann eine architekturhistorische Recherche in Auftrag gegeben und als Broschüre veröffentlicht, in der auch die Innenraumgestaltung des Gebäudes in Text und Bild dargestellt wird. An der Rückseite schließt sich an die Baumgart-Villa ein Park an, den Architekt Partik unter anderem mit Terrasse, Belvedere, Springbrunnen, einem gläsernen Palmenhaus und einem Lindenrondell aus acht Bäumen gestaltete. Der Garten weist auf die Vergangenheit des Grundstücks hin. Im 18. Jahrhundert hatten wohlhabende Potsdamer Bürger nördlich des Nauener Tores Gartenhäuser errichten lassen. Für das Grundstück Friedrich-Ebert-Straße 67 (damals Spandauer Straße 20) war dies vor 1765 der Stadtmusikus Tannenberg. Die eingeschossigen roten Backsteinbauten ähnelten in ihrer Bauweise den Häusern des Holländischen Viertels. Unter den Nachfolgern des Musikers als Grundstückeigentümer findet man Namen aus den Adelsgeschlechtern Winterfeldt und Danckelmann, die unter den Hohenzollern höchste Ämter bekleideten. Das Grundstück ist aber auch für die politische Geschichte von Bedeutung. Hier wohnte Mitte des 19. Jahrhunderts Franz Hermann Schulze-Delitzsch (1808 – 1883), der als einer der Führer der Fortschrittspartei Gegner Bismarcks war und die Genossenschaftsbewegung in Deutschland mitbegründete. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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