Landeshauptstadt: Die Achillesfersen der Schwimmhalle
Seit Montag wird am Dach der einsturzgefährdeten Halle am Luftschiffhafen gearbeitet. Ende Mai soll sie wieder öffnen
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Vier Gerüsttürme stehen im trockenen Schwimmbecken, bis unter die Decke reichen sie. Ein Handwerker kniet oben auf einem der Türme und bereitet einen 150-Kilo-Stahlblock zur Montage vor. Seit Montag arbeiten er und seine Kollegen am Dach der Schwimmhalle am Luftschiffhafen. Sie sollen die Punkte, an denen die das Dach tragenden Stahlträger zusammenlaufen, stabilisieren und so dafür sorgen, dass die Halle wieder genutzt werden kann. Seit genau vier Monaten ist sie nun wegen Einsturzgefahr gesperrt.
Hals über Kopf musste die Schwimmhalle am 4. Dezember 2013 gesschlossen werden – ebenso wie die Leichtathletikhalle daneben. Ein Gutachten hatte bestätigt, dass ein „plötzliches Versagen“ der beiden Dächer nicht auszuschließen sei. Mittlerweile ist klar, dass auf der Leichtathletikhalle ein Vielfaches des erlaubten Gewichts lastet, weil dort bei Sanierungen immer wieder die alte Dachpappe überdeckt wurde, statt sie abzunehmen und zu entsorgen. Vermutlich muss dort das komplette Dach geöffnet und die alten Schichten abgenommen werden, frühestens im November kann die Leichtathletikhalle wieder genutzt werden. Etwas weniger dramatisch ist die Situation bei der Schwimmhalle: Dort sind es „nur“ die Aufhängepunkte, die verrostet sind und den Statikern Sorgen bereiten, ansonsten ist das Dach offenbar in Ordnung. Dennoch darf auch sie seit Dezember nicht mehr geräumt werden – von der überstürzten Räumung zeugt noch ein geschmückter Plastik-Weihnachtsbaum neben dem leeren Schwimmbecken. Und die Säcke voller Streusalz im Nebenraum.
Es wird definitiv Sommer sein, wenn die Profi- und Freizeitschwimmer wieder in die Halle dürfen – Weihnachtsdeko und Streusalz brauchen sie dann nicht mehr. Ende Mai ist der angestrebte Termin für die Wiedereröffnung, falls alles glatt läuft. Momentan sind die Arbeiten im Zeitplan, wie Pro-Potsdam-Sprecher Sebastian Scholze sagt. Zwei der vier Aufhängepunkte sind schon mit Stahlblöcken verstärkt, gerade arbeiten die Handwerker am dritten.
Unten in der Halle stehen die Gerüsttürme, oben auf dem Dach schützen weiß-gelbe Zelte die Aufhängepunkte vor Wind und Wetter. Diese Punkte sind sozusagen die Achillesfersen der Halle, weil an ihnen das gesamte Gewicht des Daches hängt – pro Punkt 50 Tonnen, das Gewicht eines Airbus, wie die Luftschiffhafen GmbH immer wieder betont. Um die Punkte zu verstärken, werden von oben und unten sogenannte Sicherungsklammern angebracht – speziell dafür angefertigte Edelstahlblöcke mit 75 beziehungsweise 150 Kilogramm Gewicht.
Gerade installiert einer der Metallbauer eine Seilwinde, um den unteren Block später nach oben zu ziehen. Das Dach ist rund um die Stahlkonstruktion geöffnet, er kann mit seinem Kollegen im Inneren der Halle, der auf dem Gerüst ist, sprechen. Eine Woche noch haben die Männer Zeit, dann sollen die Sicherungsklammern sitzen. Die Konstruktion muss so stabil sein, dass die verrosteten Stäbe aus einem der Aufhängepunkte entnommen werden können. Diese werden dann in ein Labor gebracht und auf Stabilität untersucht. Da die langen Stahlstreben, an denen das Dach hängt, aus dem gleichen Material sind, könne man aus diesen Ergebnissen Rückschlüsse auf die komplette Dachkonstruktion ziehen, sagt Scholze.
Nach rund zwei Wochen sollen die Daten dann vorliegen, dann steht fest, ob die Seile das Dach noch halten können und ob die Unterstützung der Aufhängepunkte reicht. Ein Statiker muss noch Berechnungen anstellen, Ende Mai soll quasi als letzter Akt das Potsdamer Bauamt die Halle wieder freigeben. Doch bei der Pro Potsdam – zu der auch die Luftschiffhafen GmbH gehört – ist man offenbar sehr zuversichtlich, dass dies geschehen wird. Denn schon Anfang Mai will man mit dem Reinigen der Halle und vor allem mit dem Befüllen des Schwimmbeckens beginnen. Und wahrscheinlich wird man dann auch den Weihnachtsbaum wieder einmotten.
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