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Landeshauptstadt: Die Andere will Jugendklubs reformieren

Fraktion legt streitbares Konzeptpapier zur Jugendsozialarbeit in Potsdam vor

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Damit die Potsdamer Jugendklubs nicht nur von geschätzten acht Prozent ihrer Zielgruppe besucht werden, möchte die Fraktion Die Andere im nächsten halben Jahr eine Diskussion über qualitativ bessere Jugendarbeit führen. Dafür legten gestern ihre Stadtverordneten Jan Wendt und Gregor Schliepe mit dem Sozialarbeiter Gregor Voehse ein Konzeptpapier vor. „Jugendliche haben bei Gewalt weniger Respekt vor ihren und anderen Körpern als früher“, begründete Wendt den Vorstoß. Die aus seiner Sicht oft geleugnete Zunahme von Jugendgewalt in ihrer Qualität verlange neue Antworten – die bisher aber fehlten. „In einigen Potsdamer Jugendklubs sind wichtige pädagogische Elemente nicht enthalten“, sagte Schliepe, ohne einzelne Häuser konkret benennen zu wollen.

Die Forderungen der Fraktion zielen dabei in mehrere Richtungen: In den Jugendklubs sollen mehr gemeinsame Projekte stattfinden, etwa Kochen als „standardisiertes Abendbrotangebot“ oder eine Jugendklubdiskothek an Freitagen und Samstagen. Zudem soll Nachtschichtsozialarbeit eingeführt werden, bei der Sozialarbeiter gezielt Treffpunkte von jungen Leute aufsuchen sollen. Ebenso wird ein Modellprojekt für die Arbeit mit gewaltbereiten Jugendcliquen angeregt. „Für die Maßnahmen sind nicht zwingend mehr Mitarbeiter erforderlich, auch die Organisation der Klubs ließe sich verändern.“ So könnten Jugendklubs an Montagen durchaus geschlossen bleiben, so Voehse – das entspräche auch seiner Erfahrung mit jungen Leuten, die diesen Tag vermehrt zum Ausspannen vom Wochenende nutzen würden.

Es sind solche mutmaßlichen Änderungen in der Jugendkultur, die die Fraktion Die Andere in den Konzepten zur Jugendarbeit vermisst. Voehse nannte als Beispiel, dass geltende Jugendschutzbestimmungen „veraltet“ seien. Gerade problematische Jugendliche würde bei einem Alkoholverbot ausgegrenzt, dadurch aber verstärkt „auf die Straße“ oder in die Privatheit getrieben – wo etwa der Umgang mit Alkohol überhaupt nicht mehr kontrolliert werden könne.

Ihre Vorschläge will die Fraktion Die Andere nun diskutieren, zunächst im Jugendhilfeausschuss und im Arbeitskreis Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen (AKKJ), dem Dachverband der Potsdamer Jugendklubs. „Natürlich rechnen wir mit Widerständen“, sagte Schliepe. Er hoffe allerdings, dass sich aus der Diskussion heraus neue Ansätze für die Jugendsozialarbeit ergeben könnten, die dann per Antrag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht werden sollen. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Kritik an der Arbeit von Potsdamer Jugendklubs gegeben. H. Kramer

H. Kramer

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