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Flüchtlinge feiern Sommerfest im Staudenhof: Die Angst bleibt

50 Flüchtlinge leben in 25 Wohnungen im Staudenhof. Am Wochenende feierten sie ein Sommerfest, zu dem alle Potsdamer eingeladen waren. Doch obwohl die Flüchtlinge hier in Sicherheit sind, kämpfen sie gegen Vorurteile und ihre Angst.

Von Sarah Kugler

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Potsdam - Sie kickern zusammen beim Tischfußball, präsentieren ihre eigenen Modekreationen und lachen viel. Doch auch beim gemeinsamen Feiern können die Flüchtlinge, die derzeit im Staudenhof untergebracht sind, ihre Ängste nicht vergessen. Am vergangenen Samstag organisierte der Verein Soziale Stadt Potsdam gemeinsam mit den Bewohnern anlässlich des Weltflüchtlingstages ein Sommerfest, zu dem alle Potsdamer eingeladen waren.

„Wir wollen heute ein Signal setzen“, sagte Jean-Marce Banoho, Heimleiter im Staudenhof und Mitarbeiter beim Verein Soziale Stadt. „Dafür, dass wir alle Menschen sind und an der Gesellschaft teilhaben wollen.“ Sein Ziel sei es, die Annäherung zwischen den Flüchtlingen und den Potsdamern voranzutreiben. „Es geht langsam voran und je besser sich alle kennenlernen, desto besser funktioniert die Kommunikation“, so Banoho, der selbst vor einigen Jahren als Flüchtling von Kamerun nach Deutschland kam. Trotzdem gebe es immer noch viel Arbeit zu leisten, um die Akzeptanz in der Gesellschaft zu erhöhen. Wie er sagte, leben derzeit 51 Flüchtlinge in 25 Wohnungen des Staudenhofs. Sie stammen aus zehn unterschiedlichen Nationen und sprechen bis zu 16 unterschiedliche Sprachen. Da sei auch die Kommunikation untereinander nicht immer einfach, zumal viele zunächst sehr viel mit sich selbst zu tun hätten.

Köpfe voll mit Stress

So zum Beispiel Cyprian Ajang aus Gabun, der seit vier Monaten in Deutschland ist und nun seit zwei Monaten in Potsdam lebt. Über seinen Fluchtgrund möchte er nicht sprechen, zu groß sei die Gefahr, dass man ihn finde. Auch wenn er sich in Potsdam wohlfühle, falle es ihm schwer, Vertrauen zu den anderen aufzubauen. „Wir sind alle wegen sehr großer Probleme hier, unsere Köpfe sind voll mit viel Stress“, sagte er am Samstag. „Somit ist es schwierig, sich zu öffnen.“ Allerdings habe er ein gutes Verhältnis zu den Sozialarbeitern, was ihm schon helfe. „Ich bin sehr dankbar für den Schutz, den Deutschland mir bietet und finde es wunderbar, dass hier Redefreiheit herrscht“, sagte er. „Aber es stimmt mich traurig, dass immer noch so viele Vorurteile gegen uns bestehen. Im Besonderen gegen schwarze Flüchtlinge.“

"Wir sind nicht hier, um uns durchfüttern zu lassen"

Genauso wie sein Nachbar Essomo Serge, der aus Kamerun nach Potsdam kam, wünsche er sich, dass die Gesellschaft sie als Menschen wahrnehme, die eine Bereicherung für das Land sein können. „Viele von uns haben studiert und waren erfolgreiche Geschäftsleute, bevor wir herkamen“, so Serge. Für ihn sei es vollkommen bizarr, dass er noch vor ein paar Jahren als Business Consultant nach Deutschland kommen konnte und einen regen Austausch mit anderen Unternehmen geführt habe. Jetzt warte er, trotz bestandenem Einbürgerungstest, auf eine Arbeitserlaubnis und müsse sich zudem mit dem Vorurteil des ungebildeten Sozialschmarotzers herumschlagen. „Es muss endlich mal bei den Leuten ankommen, dass wir nicht hier sind, um uns durchfüttern zu lassen“, sagte er. „Wir wollen arbeiten, wir wollen die Sprache lernen und unseren Beitrag zur Gesellschaft leisten.“

Auch Lina Al Shihabi aus Syrien hat mit diesem Problem zu kämpfen und große Angst, abgeschoben zu werden. Denn erst wenn die 29-Jährige eine Arbeitserlaubnis hat, darf sie bleiben und ihre Familie aus dem Kriegsgebiet ihrer Heimat nach Deutschland holen. „Den Menschen ist oft nicht bewusst, dass wir hier sind, weil wir in unserer Heimat nicht überleben können.“ Gerade Frauen seien in Syrien gefährdet, viele würden verschleppt und vergewaltigt. Sie wünsche sich sehr, dass auch die Behörden die Anstrengungen der einzelnen Flüchtlinge mehr berücksichtige und sie nicht nur als Nummer wahrnehmen. „Ich beginne gerade, Deutsch zu lernen und möchte wirklich gerne hier ankommen.“

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