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„Frauenselbsthilfe nach Krebs“ in Potsdam: Die Angst vor dem Befund

Seit 25 Jahren gibt es den Verein „Frauenselbsthilfe nach Krebs“. Er will Betroffenen Hoffnung geben – und einen geschützten Raum.

Von Katharina Wiechers

Es war in der Reha, als Cathrin Heinecke merkte, wie gut es tut, mit Leidensgenossen zu sprechen. Mit Frauen, die ebenso wie sie an Krebs erkrankt sind und den Weg zurück in ein geregeltes Leben suchen. Wieder zu Hause in Potsdam suchte sie sich die örtliche Frauenselbsthilfegruppe für Krebskranke heraus, und entschied sich, sie sich anzusehen – zwei Jahre ist das jetzt her. „Ich war neugierig. Und aufgeregt“, erinnert sie sich. Doch dann fühlte sie sich schnell wohl.

So wohl, dass sie auch gleich für die Gruppenleitung kandidierte, als die damalige Leiterin aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste. „Ich wollte verhindern, dass die Gruppe auseinanderfällt, dass die gerade erst geknüpften Verbindungen wieder gekappt werden.“ Sie wurde gewählt, und so wurde Cathrin Heinicke schon kurz nach ihrem Eintritt in die Gruppe zur Leiterin des Vereins „Frauenselbsthilfe nach Krebs“. Heute sagt sie: „Durch den Krebs hatte ich die Möglichkeit, mein Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und neue Herausforderungen anzunehmen.“ Eine Einstellung, die sie und ihre Mitstreiterinnen auch anderen Frauen, die an Krebs erkrankt sind, mit auf den Weg geben möchten.

25 Jahre ist es her, dass die Selbsthilfegruppe gegründet wurde – es gibt sie seit dem 21. Januar 1991. Am gestrigen Montag wurde dieses Jubiläum mit einem Empfang im Bürgerhaus am Schlaatz gefeiert, dort, wo sich die Gruppe seit 2003 regelmäßig trifft. Die Anregung für die Selbsthilfegruppe hatte damals Ingrid Stolpe gegeben, die Frau des ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes. „Ich habe damals die Krebsberatungsstelle im Gesundheitsamt geleitet“, erinnerte sie sich am Rande des Empfangs im PNN-Gespräch. Da lag es nahe, eine Selbsthilfegruppe ins Leben zu rufen – anfangs bestand diese vor allem aus Mitgliedern eines Schwimmkurses für Tumorpatienten. Bis heute ist Ingrid Stolpe für den Verein aktiv, hilft beispielsweise beim Einsammeln von Spenden. Aktives Mitglied war sie selbst nie, obwohl auch sie 2008 an Brustkrebs erkrankte. „Ich habe das so nicht gebraucht. Aber für viele ist es toll, hier so eine Anlaufstelle zu haben.“

Heute hat der Verein laut Cathrin Heinicke 35 Mitglieder, etwa 20 bis 25 kommen regelmäßig zu den Treffen jeden zweiten Montag im Monat im Bürgerhaus. Dort wird sich nicht nur bei Kaffee und Kuchen ausgetauscht. Es werden auch Ausflüge oder Vorträge zum Thema Krebs, zu Behandlungsmethoden oder zu gesunder Lebensweise organisiert.

Hauptanliegen der Selbsthilfegruppe sei es, Hoffnung zu geben und den Frauen zu zeigen, wie lebenswert das Leben trotz allem ist, sagte Irene Kubeler, die die Gruppe selbst neun Jahre lang leitete, in einer kurzen Rede vor den rund 50 meist älteren Gästen des Empfangs. „Die meisten trifft die Diagnose unvorbereitet. Dann macht sich oft Angst breit. Angst vor der nächsten Untersuchung, vor dem Befund und natürlich auch die Angst, nicht mehr lange zu leben.“ Die Selbsthilfegruppe wolle den Frauen dabei helfen, mit diesen Ängsten umzugehen, so Kubeler. „Jeder, der ähnliches erlebt hat, versteht besser, wovon der andere spricht.“

Vor allem der geschützte Raum sei es, der die Selbsthilfegruppe so wertvoll mache, sagte die Potsdamer Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger in ihrem Grußwort. Was der Krebs für den Beruf, die Familie oder auch die Sexualität bedeute, sei eben nicht etwas, über das man gerne in der Öffentlichkeit spreche.

Auch derer, die das 25. Jubiläum der Selbsthilfegruppe nicht mehr erleben konnten, wurde am Montag gedacht. „Das erinnert uns an die Endlichkeit des Lebens und mahnt uns, es zu gestalten, verantwortungsvoll damit umzugehen und Achtung vor dem Leben zu haben“, so Irene Kubeler. Statt durch den Alltag zu hetzen sollte man aufnehmen, was jeder Tag bietet. Und zufrieden sein, dass es einem gut geht. 

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