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Ideenschmiede. Viele Firmen gründen sich aus den Instituten heraus – hier zu sehen Haus 4 auf dem Campus Golm.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: „Die Äpfel fallen in Nachbars Garten“

In den Forschungseinrichtungen in Golm entstehen zahlreiche neue Unternehmen. Doch weil sie keinen Platz finden, wandern sie nach Berlin ab

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Sechs Jahre nach der Eröffnung des Technologiezentrums GO:IN stößt die Einrichtung an ihre Kapazitätsgrenze. „Wir befinden uns in einem Entwicklungsdilemma“, sagte Stefan Frerichs, Chef der Potsdamer Wirtschaftsförderung, gestern am Rande des „Hightech Transfertages Potsdam-Golm“. Die Nachfrage an Labor- und Büroräumen für Unternehmen, die sich aus den Forschungsstätten des benachbarten Wissenschaftsparks mit Universität und Instituten heraus gründen, steige stetig. Mit 18 Hightech-Startups sei GO:IN inzwischen ausgelastet, sodass die Stadt Potsdam über Möglichkeiten nachdenke, das vorhandene Flächenpotenzial weiter zu entwickeln.

Zwölf Hektar stehen laut Standortmanager Friedrich Winskowski für die gewerbliche Entwicklung in Golm zur Verfügung. „Noch ist die Nachfrage zu gering, um private Investoren anzusprechen“, sagte Frerichs, doch entwickle die Stadt Modelle, wie sich Neubauten für Unternehmen realisieren lassen. „In den vergangenen Jahren haben wir mit Hilfe des Landes in der Golmer Wissenschaftslandschaft einen Riesen-Apfelbaum gepflanzt, der dicke Früchte trägt. Doch im Moment fallen die Äpfel in Nachbars Garten“, beschrieb Frerichs die Situation.

Mit anderen Worten: Dank der Förderpolitik von Stadt und Land hat sich in Golm eine Infrastruktur entwickelt, sodass aus dem reinen Wissenschafts- ein attraktiver Wirtschaftsstandort entstanden ist. Doch zunehmend siedeln sich die neu gegründeten Unternehmen in Berlin an, da sie in Potsdam keinen Platz finden. „An sich ist das eine Erfolgsgeschichte“, sagte Steffen Kammradt, Geschäftsführer der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB). Die Universität, der Max-Planck-Campus mit seiner Grundlagenforschung und die Fraunhofer-Institute mit anwenderorientierter Forschung bilden Kammradt zufolge einen Exellenzstandort von internationaler Qualität. „Diese lückenlose Kette an Forschungseinrichtungen ermöglicht den logischen Schritt, dass sich hier wirtschaftliche Unternehmen ansiedeln.“ Vor zehn Jahren sei nicht abzusehen gewesen, dass sich Golm zu einem derartigen Brennpunkt des regionalen Technologietransfers entwickeln würde. Durch die Strategie der Länder Brandenburg und Berlin, Golm neben anderen Wissenschaftsstandorten wie Adlershof als eine Region darzustellen, wachse die europaweite Aufmerksamkeit potenzieller Ansiedler.

Maßgeblicher Vorreiter für diese Entwicklung in Golm war die Universität selbst. „Seit Jahren hat bei uns nicht nur Forschung und Lehre Priorität“, sagte gestern Dieter Wagner von der Gesellschaft für Wissens- und Technologietransfer an der Uni Potsdam. Diese wurde 1999 gegründet und zählt heute laut Wagner zu einer der größten Tochtergesellschaften deutscher Universitäten. Mit einem Jahresumsatz von drei Millionen Euro für Auftragsforschung und Wissenstransfer ist sie zudem wirtschaftlich erfolgreich. Zudem betreue die GmbH pro Jahr 30 neu gegründete Unternehmen.

Zum gestrigen „Hightech Transfertag Potsdam-Golm“ trafen sich 250 Unternehmer und Wissenschaftler, um Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zu ergründen. Ziel möglicher Kooperationen ist es, Forschungsergebnisse aus der Region für ansässige Unternehmer nutzbar zu machen und in innovative sowie marktfähige Produkte zu überführen.

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