
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Die Asphalt-Verhinderer
Anwohner protestierten und zahlten Mehrkosten: Pflaster des Gehweges an der Höhenstraße saniert
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Nauener Vorstadt - Dramatische Momente einer Gehwegsanierung: Das Jahrzehnte alte Kleinsteinpflaster an der Höhenstraße war marode; Eltern der neu errichteten Kita „Königskinder“ kritisierten die Situation. Zur Gefahrenabwehr plante die Bauverwaltung eine Notsanierung, eine Asphaltschicht sollte dem Gehweg Charme und Schönheit nehmen, die Mitglieder der Nachbarschaftsinitiative Am Neuen Garten e.V. gingen auf die Barrikaden – mit Erfolg. Am Dienstag besah sich Potsdam Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) das gerettete Pflaster des fast fertig erneuerten Gehweges an der Höhenstraße. Selbst die offizielle Pressemitteilung der Stadt Potsdam gibt noch einmal die Dramatik der Abkehr vom ungeliebten Asphalt wieder: „Der Auftrag dafür in Höhe von 18 506,32 Euro war bereits ausgelöst. Doch es sollte anders kommen.“
Wie der Vorsitzende der Nachbarschaftsinitiative Jan Fiebelkorn-Drasen schilderte, habe sich der Baubeigeordnete Klipp – nach ersten Protesten an einem Freitag – bereits am Sonntag aufs Rad gesetzt, um sich die Situation vor Ort anzuschauen. Dort habe Klipp den spontanen Vorschlag gemacht, die Anwohner könnten sich doch an den Kosten beteiligen und so das Pflaster retten – durch Zahlung des Differenzbetrages zwischen den Kosten der Notasphaltierung und den Aufwendungen für eine teurere Pflastersanierung. „Die Verwaltung hat spontan und unkonventionell reagiert“, lobt Fiebelkorn-Drasen.
Die Nachbarschaftsinitiative nahm den Vorschlag an und sammelte unter der Leitung von Anwohner Bernhard Kaltenbach 12 400 Euro ein. Ein Vertrag zwischen der Nachbarschaftsinitiative und der Stadt regelte die Details. Während Fiebelkorn-Drasen noch von einem Ausnahmefall ausgeht, sieht Klipp in der Regelung bereits „ein tolles Modell“, das auch an anderer Stelle Anwendung finden könnte. „Wir sind gar nicht die großen Asphaltliebhaber – zumindestens nicht bei Gehwegen“, erklärte der Baubeigeordnete, auf seinen Ruf in dieser Sache eingehend. Erst jüngst sorgte Klipp mit seiner Ankündigung, den Radweg an der Lindenallee mit einer gefärbten Asphaltschicht versehen zu wollen, für Differenzen mit der Schlösserstiftung (PNN berichteten).
Das Beispiel Höhenstraße will Klipp indes scharf abgrenzen vom Fall der Sanierung der Mangerstraße in der Berliner Vorstadt. In der Höhenstraße habe es „keine partikularen Interessen“ gegeben: „Sie haben sich für Ihr Wohngebiet eingesetzt“, rief Klipp den Initiativmitgliedern zu. Und weiter: „Anders als in der Mangerstraße, wo die Anwohner nichts bezahlen wollten.“
Klipp, der in seinem Ringen um mehr Straßensanierungsmittel bisweilen Pressekonferenzen des Finanzbeigeordneten stürmt (PNN berichteten), freut sich nun, ab 2015 eine deutlich höhere Summe für den Straßenerhalt ausgeben zu können. Vier Millionen Euro seien dafür im Haushalt eingeplant. Wenn dies die Stadtverordneten so beschließen, „müssen wir künftig nicht mehr mit der Asphaltkeule drohen“, erklärte Klipp. Guido Berg
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