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Evgeni Pevnov, 24, spielt seit 2011 für die Füchse. Im Sommer verlässt der Kreisläufer, der bislang vier Länderspiele für Deutschland absolviert hat, den Bundesligisten.

© dpa

Sport: „Die Außendarstellung war nicht okay“ Evgeni Pevnov über seinen Abschied von den Füchsen, neue Klubs und den Vorwurf der Geldgier

Herr Pevnov, würden Sie sagen, dass Sie die beste Saison Ihrer Karriere spielen?Ich beurteile meine Leistung ungern selbst.

Stand:

Herr Pevnov, würden Sie sagen, dass Sie die beste Saison Ihrer Karriere spielen?

Ich beurteile meine Leistung ungern selbst. Aber ich denke, dass ich mich in den zwei Jahren in Berlin gut entwickelt habe. Dagur Sigurdsson ist ein großartiger Trainer, der mir viel mitgegeben hat. Bei der Nationalmannschaft zähle ich ja seit kurzem auch zum erweiterten Kader.

Trotzdem haben Sie noch keinen Verein für die nächste Saison gefunden.

Das stimmt, ich hänge in der Luft. Mein Berater verhandelt im Moment mit interessierten Bundesligisten. Eine Entscheidung ist allerdings noch nicht gefallen.

Gibt es einen Favoriten? Zwischenzeitlich wurden die Rhein-Neckar Löwen als neuer Klub ins Gespräch gebracht.

Es gab Verhandlungen, das stimmt. Dieser Wechsel wäre super gewesen, weil ich in der Nähe von Mannheim groß geworden bin, weil dort meine Familie lebt und alle meine Freunde. Leider hat das nicht geklappt, weil die Löwen mit Bjarte Myrhol, Gedeon Guardiola und Oliver Roggisch über drei starke Kreisläufer respektive Abwehrspieler verfügen.

Ihr Abschied aus Berlin wurde von einigen Schlagzeilen begleitet. Manager Bob Hanning äußerte indirekt den Vorwurf, dass Sie bei den Vertragsverhandlungen zu gierig gewesen seien. Was sagen Sie dazu?

Für mich ist die Geschichte erledigt, ich will kein Öl ins Feuer gießen.

So einen Vorwurf, zumal öffentlichkeitswirksam geäußert, lässt man doch aber nicht einfach auf sich sitzen.

Natürlich war ich mit der Außendarstellung nicht einverstanden. Ich bin von vielen gefragt worden, warum ich so ein Geldgeier sei. Ich kann nachvollziehen, dass dieser Eindruck entstanden ist. In diesem Fall gibt es aber nicht die eine Wahrheit, es ist für beide Seiten unglücklich gelaufen. Ich weiß, dass ich ein intaktes Team, einen intakten Verein mit Perspektive verlasse. Und Bob weiß, dass er einen jungen Nationalspieler auf einer strategisch wichtigen Position verliert. Dabei lag die Lösung so nahe.

Was heißt das konkret?

Nachdem die Verhandlungen beim ersten Mal gescheitert waren, hat sich ein Sponsor bereit erklärt, den Differenzbetrag zu übernehmen. Das hat Bob Hanning allerdings mit der Begründung abgelehnt, er gebe das Geld lieber für den Nachwuchs aus. Ganz unschuldig ist er also auch nicht daran, dass ich Berlin im Sommer verlasse. Offensichtlich hat man nicht mehr mit mir geplant.

Verlassen Sie Berlin mit Wehmut?

Auf jeden Fall. Ich habe die Stadt lieben gelernt, Freunde gewonnen, privat und sportlich gute Erfahrungen gemacht. Wer kann mit 23 Jahren schon von sich behaupten, beim Champions-League-Final-Four dabei gewesen zu sein und eine gute Leistung gezeigt zu haben? Hoffentlich qualifizieren wir uns erneut für die Champions League. Das wäre ein versöhnlicher Abschied für alle Beteiligten.

Obwohl sechs Spieler wissen, dass Sie den Klub am Saisonende verlassen, läuft es sportlich gut, fast besser als in der Hinrunde. Wie ist das zu erklären?

Ganz ehrlich: Uns Spieler überrascht das auch. Es spricht allerdings für den Charakter des Teams. Wir wollen die Saison vernünftig zu Ende bringen.

Nach dem Spiel in Balingen am Mittwoch wartet am Sonntag der bisherige Saisonhöhepunkt: das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League bei Atletico Madrid. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Im Jahr 2012 haben wir zweimal gegen Atletico verloren. An Selbstvertrauen mangelt es jedoch nicht. Wir haben in den vergangenen Jahren viele große Gegner geschlagen: Veszprem, Zagreb, Barcelona. Falls wir in Madrid verlieren, sollten wir aber zusehen, dass wir keine zu große Hypothek nach Berlin mitnehmen. Elf Tore wie im Vorjahr gegen Leon holt man gegen Madrid nicht einfach so auf. Dafür ist das Team viel zu clever.

Das Gespräch führte Christoph Dach.

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