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Landeshauptstadt: Die Baumtänzer

Die „Wemmicks“ kommen: Das per Crowdfunding finanzierte Musical von Babelsberger Filmuni-Studenten nimmt Form an. Ein Proben-Besuch

Von Sarah Kugler

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Der Rücken gerade, die Beine angespannt und schon geht es los. Drehung zur Seite, die Arme hoch, graziler Fuß und immer lächeln. Dazu die nur halb scherzhafte Drohung des Choreografen: „Wer es nicht sauber macht, macht zehn Liegestütze.“ Bei den Proben für das Musical „Wemmicks“, die derzeit jedes Wochenende in der Filmuniversität in Babelsberg stattfinden, geht es hoch professionell zu. Von Mittag bis Abend üben die Darsteller Tanzschritte, Texte und Gesang, schließlich soll bereits am 27. September die Premiere im Potsdamer Nikolaisaal stattfinden.

„Es ist schon ein großer Kraftakt, das alles zu stemmen, aber es ist auch ein unglaublicher Spaß“, sagt Filmuni-Student Ephraim Peise, der die Idee für das Projekt hatte und auch alle Songs komponiert hat.

Insgesamt 17 Songs mit Ohrwurm-Potenzial hat er für „Wemmicks“ geschrieben, die gleichzeitig auch seine Masterarbeit sind. Gemeinsam mit seinem früheren Kommilitonen Dominik Grittner hat Peise die Musical-Idee entwickelt, basierend auf dem Buch „You are special“ von Max Lucado. Grittner trug das Libretto bei, also die Texte für das Musical. Dabei geht es um die „Wemmicks“, ein Holzfigurenvolk, das sich für sein Aussehen schämt und sich hinter pompösen Kleidern versteckt. Bis Wemmick Punchinello allergisch auf einen Stoff reagiert und sich vornimmt, sein Volk von der Kleider-Herrschaft zu befreien.

Die pompöse Kleidung ist bei den jüngsten Proben am Samstag erstmal nur auf dem Papier zu sehen. Sandra Peise, studierte Modedesignerin und derzeit Animationsstudentin an der Filmuni, entwirft alle 28 Kostüme für die 19 Figuren. Ihre Zeichnungen entstehen auch während der Proben: „So kann ich sie genau für die Darsteller anpassen“, erklärt die 28-Jährige. Auch der „einfache“ Holzlook der Wemmicks liegt in ihrer Verantwortung. Ihre Idee ist bereits auf den Werbeplakaten zu sehen: „Die Darsteller tragen Leggings und Ärmel, auf die eine Holzmaserung aufgetragen ist“, erklärt sie. Im Gesicht wird die Holzmaserung mit Schminke aufgetragen, Körper und Hals werden mit einem faltigen Plisséstoff, der an Rinde erinnert, umhüllt. Auch Perücken sollen die Wemmicks tragen – schon allein, weil sich damit die Stylingzeit für die Aufführungen verkürzen lässt. Und letztlich sei es auch eine Geldfrage

Mit einem ersten Crowdfunding hat das Wemmicks-Team bereits rund 14 000 Euro gesammelt (PNN berichteten), etwa um die Aufnahme der CD oder die Saalmiete zu bezahlen. Ursprünglich war geplant, das Stück nur einmal aufzuführen, um Produzenten und andere Musicalprofis darauf aufmerksam zu machen. Aufgrund der großen Nachfrage gibt es nun aber zwei zusätzliche Termine, Karten sind noch erhältlich.

Für Kostüm, Maske und Bühnenbild soll wahrscheinlich Mitte August nochmal ein Crowdfunding gestartet werden. Etwa 5000 Euro würden noch gebraucht, wie Ephraim Peise sagt. Auch ein großer Sponsor wird noch immer gesucht.

Da die Tanzproben am Samstag ohne Kostüm stattfinden, erinnert Choreograf Michael Heller immer wieder daran, dass die Bewegungen später auch mit Kleidung funktionieren müssen. Der Musicaldarsteller hat schon den Alfred im Kultstück „Tanz der Vampire“ verkörpert und bereits mehrere Titel mit Tanz- und Rope-Skipping-Formationen inne. Bei den Wemmicks ist er für die Choreografie sowie das Staging, also die Adaption für die Bühne, zuständig. Und arbeitet damit an seinem ersten kompletten Musical. „Es ist total spannend, Ideen für die Bewegungen auszutesten und auch zu gucken, womit die Leute gut aussehen“, so Heller. Der Zeitplan sei natürlich extrem straff. Bei einer normalen Musicalproduktion würden die Darsteller jeden Tag mehrere Stunden proben, hier muss alles an den Wochenenden passieren. „Es ist aber enorm, welche Professionalität das Stück schon angenommen hat“, findet der Choreograf. „Und die Musik ist sowieso total toll.“ Auch die Darsteller seien mit großer Leidenschaft dabei.

Einige, wie die Protagonisten Lasarah Sattler und Tom Schimon, sind professionelle Musicaldarsteller. Andere, wie der stimmgewaltige Lukas Witzel, versuchen sich als Quereinsteiger – Witzel absolviert derzeit ein Lehramtsstudium. Marlene Fröhlich, die ein Wemmick-Mädchen spielt, wird voraussichtlich erst 2019 ihr Musicalstudium in Hamburg beginnen. Eine Gesangsausbildung im Popgesang hat sie jedoch schon absolviert. Derzeit studiert die 19-Jährige BWL in Potsdam und freut sich, an der Entstehung eines Musicals beteiligt zu sein. Die Kombination von Tanz und Gesang sei eine Herausforderung, sagt sie, eine fetzige Steppeinlage ist ihre Lieblingsnummer bei den „Wemmicks“.

Auch die wird am Samstag mit Michael Heller immer wieder geprobt, er mahnt immer wieder zur Präzision. „Zufrieden bin ich nie“, gibt er zu. „Aber es ist alles auf einem guten Weg.“ Bis zur nächsten Probe also.

„Wemmicks“, am 27. und 30. September sowie am 2. Oktober im Nikolaisaal Potsdam. Mehr im Internet unter www.wemmicks-musical.com

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