Von Thomas Gantz: Die besseren Nerven entschieden
Der Volleyball-Bundesligist SC Potsdam unterlag am Sonntag dem SWE Volley-Team Erfurt mit 2:3
Stand:
Die Volleyballerinnen des SC Potsdam verloren in der 1. Bundesliga am gestrigen Sonntagnachmittag vor 500 Zuschauern in der heimischen Sporthalle Heinrich-Mann-Allee eine ganz eigenartig verlaufende Partie gegen den Aufsteiger SWE Volley-Team Erfurt nach insgesamt 107 Minuten reiner Spielzeit mit 2:3 (25:15, 17:25, 17:25, 25:18, 13:15) und verpassten es, sich als Tabellenzehnter weiter von der unmittelbaren Abstiegszone abzusetzen.
Im Volleyball gilt es als ausgemacht, dass klar gewonnene erste Sätze immer mit Vorsicht zu bewerten sind. Mitunter wiegen sie, zumal beim Aufeinandertreffen in etwa gleichstarker Mannschaften, das zunächst gewinnende Team in trügerischer Sicherheit. Der SC Potsdam sah sich innerhalb von vier Tagen gleich zweimal mit dieser Konstellation konfrontiert. Bei seinem 3:1 am vergangenen Mittwoch in Sinsheim gewannen die Süddeutschen den ersten Abschnitt mit sechs Ballpunkten Unterschied und brachten hinterher nur noch wenig zustande. Gestern Nachmittag i nun waren die Potsdamerinnen Leidtragende dieses Phänomens.
Die Partie begann ganz nach dem Geschmack der 450 Potsdamer im Publikum. Die Dominanz ihres Teams war derart erdrückend, dass Erfurts Trainer Heiko Herzberg beim Zwischenstand von 20:12 eine Auszeit nahm, aus der sich die mental sichtlich gestresste Erfurter Mittelblockerin Juliane Hoppe mit Tränen verabschiedete. Erfurt kam, wie eingangs angedeutet, eindrucksvoll zurück und beherrschte den zweiten und dritten Spielabschnitt nach Belieben. Der vierte Satz ging wieder souverän an die zwischenzeitlich schon mit 21:12 führenden Gastgeberinnen. Ganz seltsam, dass zwischen den beiden Tabellennachbarn, die sich vom Leistungsvermögen her eigentlich nicht viel nehmen, bis hin zum Tiebreak keine spannenden Satzausgänge zu verzeichnen waren. Angesichts der Bedeutung der Partie speziell für die Thüringerinnen (Herzberg: „Es war für uns ganz wichtig, hier zu punkten. Egal wie.“) war es dennoch eine Partie, die dazu angetan war, speziell die beiden Trainer sprichwörtlich innerhalb von durchbangten zwei Stunden ein Jahr altern zu lassen.
Volker Knedel jedenfalls muss dies so gegangen sein. Im Vorfeld der Partie deutete der Trainer des SC Potsdam eine übersteigerte Erwartungshaltung des Publikums im Zusammenhang mit dem Erfurt-Spiel an. Hinterher durfte er sich bestätigt sehen. Die Spannbreite zwischen anschaulich gemachter Souveränität und tiefgreifender Verunsicherung war selten einmal so groß wie in diesem Spiel, das wieder einmal deutlich machte, dass der SC Potsdam mit Blick auf eine Zukunft in der 1. Bundesliga etwas gegen seine Größennachteile unternehmen müsste.
In keinem der wichtigsten volleyballerischen Elemente hatte der SC gestern deutlich auszumachende Nachteile. Erfurt war in der Endphase nervlich stabiler, nicht besser. Die erst im vierten Satz ins Geschehen eingreifende Anika Zülow wurde hinterher als vielseitigste Spielerindes SC Potsdam ausgezeichnet. „Mit Recht, denn mit ihr sind wir noch einmal sehr gut in die Partie zurückgekommen“, so Volker Knedel.
Thomas Gantz
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