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Landeshauptstadt: „Die Betreuung ist ein großes Problem“

Ulrike Kunz vom Potsdamer „Netzwerk für Alleinerziehende“ über die neue Plattform für Single-Eltern und die Schwierigkeiten im Alltag

Stand:

Frau Kunz, Sie engagieren sich als berufstätige alleinerziehende Mutter für das neue „Netzwerk für Alleinerziehende“ in Potsdam. Warum ist das persönlich für Sie so wichtig?

Für viele Alleinerziehende ist gerade die Betreuung der Kinder ein Problem. Kitas und Horte schließen am Nachmittag und haben in den Ferien auch mal ganz zu. Da ist es einfach schön, wenn man Leute kennt, die meine Kinder mal für ein paar Stunden betreuen können. Und dafür nehme ich dann deren Kinder mal. Das ist ja auch für die Kinder schön. Sie lernen andere Kinder kennen, können zusammen spielen, knüpfen soziale Bande.

Es geht also vor allem darum, Kontakte zu knüpfen?

Ja, auf jeden Fall. Das ist in so vieler Hinsicht wichtig. Man fühlt sich als Alleinerziehender ja immer ein bisschen alleingelassen. Gerade wenn man nicht noch Familie um sich hat, eine Oma oder so, die sich mit kümmert. Da ist der Austausch einfach wichtig. Das Wissen, dass man eben nicht alleine ist, sondern es viele andere Eltern gibt, denen es genauso geht.

Was sind denn die größten Herausforderungen, mit denen Sie als Alleinerziehende zu kämpfen haben?

Nun ja, wie schon gesagt, die Betreuung ist ein großes Problem. Wenn ich mal auf eine Veranstaltung wie ein Konzert gehen möchte und dann 60 Euro für den Babysitter ausgeben muss, ist das einfach nicht bezahlbar. Also verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, ich liebe meine Kinder und verbringe gerne jede Minute mit ihnen, aber man braucht auch ab und an mal eine Pause und das geht nur mit der richtigen Betreuung. Und dann gibt es natürlich noch die tausend kleinen Probleme, die so im Alltag auftreten, die man einfach mal mit Gleichgesinnten besprechen möchte.

Zum Beispiel?

Naja, welches Abendritual zelebriert man, wie gehe ich mit bestimmten Verhaltensweisen um, was kocht man. Solche Dinge. Aber es ist auch einfach mal schön, andere Menschen kennenzulernen und dann auch ganz bewusst nicht über Kinderthemen zu sprechen. Das ist auch sehr wichtig.

Und in Potsdam gab es bisher noch keine Plattform für solche Gespräche?

Nein, nicht wirklich. Es gibt zwar in diversen Internetforen den Unterpunkt Potsdam, aber da ist meist nicht viel los. Und ich kann mich zwar auch nett mit Eltern aus Nordrhein-Westfalen übers Internet austauschen, aber das nützt mir dann wieder in der praktischen Not gar nichts. Deswegen ist es gut und wichtig, dass wir uns in Potsdam vernetzen und auch regelmäßig treffen. Und gerade hier im Lindenpark haben wir damit einen wunderbaren Ort, an dem sich auch die Kinder austoben und wohlfühlen können.

Sie haben die Internetplattform „Alleinerziehend-in-Potsdam“ aufgebaut. Wie hilft diese Seite anderen Alleinerziehenden?

Hier will ich vor allem sämtliche Veranstaltungen, die es für Alleinerziehende in Potsdam gibt, sammeln und darüber informieren. Also wer ist der Ansprechpartner, wo findet es statt und so weiter. Also man nimmt Information mit. Auf der anderen Seite wird es ein Forum geben, in dem sich die Alleinerziehenden austauschen können. Dafür muss man sich registrieren, sodass es wirklich ein intimer geschlossener Raum bleibt. Und ich hoffe natürlich, dass sich daraus auch wieder Kontakte ergeben und man sich mal trifft.

Das Gespräch führte Sarah Kugler

Ulrike Kunz, 40, ist alleinerziehende Mutter und lebt in Potsdam. Sie hat zwei Söhne, drei und sechs Jahre alt, und arbeitet als Fachinformatikerin für Systemintegration in Berlin.

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