Ausstellungseröffnung in der Villa Schöningen: Die Bilderstürmer
Die Eröffnung der Immendorff-Ausstellung in der Villa Schöningen am Freitagabend war ein Riesenereignis.
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Es war fast ein Happening nach Immendorffscher Art. Zumindest musste man am Freitagabend bei der Ausstellugseröffnung in der Villa Schöningen fast ebenso viel Angst um die Bilder haben. Hatte Jörg Immendorff zu seinen wilden Zeiten gerne mal Bilder mit Farbe besprüht, war es hier die schiere Masse an Menschen, die die riesigen Werk etwas verschwinden ließ. Statt nach Terpentin roch es schwer nach Parfüm und Wein.
Fernsehmoderator Günter Jauch musste sich – er war ein wenig spät dran, die Reden waren fast zu Ende – erst einmal einen Weg durch die Menschenmenge bahnen, um sich einen Überblick verschaffen zu können. Anders als viele hier hat er den 2007 verstorbenen Maler persönlich kennengelernt: „Er kam einmal zu mir in die Sendung“, erinnert er sich. Mehr kann er noch nicht sagen. Erst einmal gucken.
Sein Kollege Thomas Gottschalk lehnt da schon seit gut einer Stunde lässig an der Wand eines der keineren Räume, nippt am Wein, abseits des überfüllten großen Saals, in dem eben der Sammler Harald Falckenberg spricht. Viel zu hören wäre dort ohnehin nicht, das Mikro ist leise, die Gespräche aus den anderen Räumen dringen herüber. Gottschalk plaudert deshalb lieber selbst entspannt, neben ihm steht Oda Jaune, die Malerin und Witwe Immendorffs.
Planung und Aufbau der großen Immendorff-Schau, die hier bis zum 1. Juni zu sehen sein wird, habe Jaune nicht verfolgt, sagt Hanne Bahra, Pressesprecherin in der Villa Schöningen. Die 40 Werke, die hier ausgestellt werden, stammen zwar zu einem großen Teil aus Privatbesitz, aber für deren Beschaffung war Kurator Michael Werner zuständig. Erst er habe das Haus von der Idee abgebracht, eine reine Schau Immendorffs „Café Deutschland“-Bilder zu machen, lobte der Wiener Kunstprofessor Gerald Matt in seiner Rede. Nur eines dieser 16 Bilder hängt jetzt in der Villa Schöningen – schon das aber ist symbolträchtig genug. „Dieses Bild, in dem ein Hakenkreuz schmilzt, Hammer und Sichel kämpfen, in dem Friedrich der Große, Marx und Stalin neben Helmut Schmidt und Erich Honecker auftreten, das muss einfach hier einmal hängen“, sagt Matt. Hier, damit meint er an der Glienicker Brücke, diesem Symbol für die Teilung Deutschlands.
„Immendorff hat sich wie kein anderer Künstler mit dem Thema beschäftigt, umso schöner ist es, ihn 25 Jahre nach dem Mauerfall hier zeigen zu können“, sagt Matthias Döpfner, Springer-Chef und Eigentümer der Villa. Das Haus habe durch die großformatigen Bilder, die teilweise mit einem Kran durchs Fenster gehievt werden mussten, einen ganz neuen Charakter bekommen.
„Absolut gelungen“ findet dann auch Oberbürgermeister Jann Jakobs die Ausstellung – trotz des Gedränges. „Ich komme sicher noch einmal her, wenn es ruhiger ist“, gesteht er.
Dem Potsdamer Maler Menno Veldhuis sind die Räume insgesamt zu eng für die wuchtigen, hochkomplexen Werke. Im fehlt die Tiefe, um mal einen Schritt zurückgehen und das Bild auf sich wirken lassen zu können. Am Freitagabend wäre das ohnehin nicht möglich gewesen.
Die Ausstellung „Jörg Immendorff“ in der Villa Schöningen ist ab dem heutigen Samstag bis 1. Juni donnerstags und freitags von 11 bis 18 Uhr sowie an den Wochenenden von 10 bis 18 Uhr zu sehen.
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