Landeshauptstadt: Die Bootsbauer
Zehn Schüler der Inselschule haben Segel-Jollen gebaut – Taufe ist am Samstag
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„Klasse Unterricht“ denkt man gleich, wenn man den jungen Bootsbauern über die Schulter schaut: Sie bohren, schrauben, leimen, lackieren und schmirgeln was das Zeug hält, und direkt zu ihren Füßen liegen unverkennbar zwei echte Boote auf dem Boden des Klassenraumes. In der Allgemeinen Förderschule „An der Insel“ in der Burgstraße lernen Schülerinnen und Schüler, die in ihrem Lernen so beeinträchtigt sind, dass sie an einer Regelschule die Anforderungen nicht erfüllen können. Zehn Jungen zwischen 15 und 17 Jahren haben in den vergangenen Wochen echte Boote gebaut, die am Samstag im Rahmen des Potsdamer Wasserfestes um 12 Uhr am Hafen durch Oberbürgermeister Jann Jakobs getauft werden.
Die Idee des Projektes stammt von Lehrer und Hobbybootsbauer Andreas Koschwitz-Haack, der gemeinsam mit seinem Kollegen Peter Reinhard und Roland Peiker, einem Studenten der Universität Potsdam, die Jungen fachkundig betreut. „Das Besondere an dieser Art des Unterrichts ist, dass wir von der Zeichnung, der Planung, der Materialvorbereitung über das Bauen schließlich auch die Reiseplanung im Unterricht besprechen können“, erklärte Reinhard das Lehrprinzip der so genannten Schülerfirma. Das Projekt ist nämlich eine von vier Schülerfirmen an der Inselschule. Für jede davon musste man sich jeweils formell bewerben – auch das sei ein kleiner Teil zur Vorbereitung auf das Leben, ergänzt Koschwitz-Haack. Während des Bauens wurden Mathematik, Physik, Chemie, sogar Astronomie und vor allem soziale Kompetenzen ausgebildet. Adrian, einer der Jungs, antwortete auf die Frage, was das Beste an diesem Unterricht sei: „Wir sind hier ein Team, arbeiten gemeinsam, das macht natürlich mehr Spaß!“
Gebaut wurden zwei Robinson-Jollen: „Die sind stabil, einfach und mehrere Leute werden zum Segeln gebraucht“, erklärt Koschwitz-Haack und verspricht auch jede Menge Spaß auf der Havel. Bereits in den Vorjahren habe man auf Ausflügen nach Hamburg die Boote kennen gelernt und daraus sei die Idee entstanden, auch die Havelgewässer damit zu erkunden. 3850 Euro kostet ein kompletter Bausatz für eine Jolle und durch die Unterstützung der LBS in Potsdam und Kuhnle Tours sei es gelungen, zwei Bausätze zu erwerben. Die sind inzwischen komplett verbaut. Gut 150 Arbeitsstunden haben die jungen Männer und ihre Unterstützer investiert.
Und Lehrer Koschwitz ist sich sicher: „Wer schon mal ein Boot gebaut hat, hat keine Angst mehr vor einem Schrank- oder vielleicht sogar einem Hausbau“. Dieses Gefühl zu vermitteln, sei jede Anstrengung wert. jak
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