
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Die Botschafter des Königs
Regina Ebert, Rudolf Böhm, Heinz Schönemann, Ulrich Schmelz und Klaus Arlt im Goldenen Buch
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Eine Stadtführerin, zwei Heimatforscher, ein Skulpturenrestaurator und ein langjähriger Schlösserdirektor – fünf Potsdamer durften sich beim Neujahrsempfang von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Freitag ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Was sie alle eint, sind ihre Verdienste um die Vermittlung des friderizianischen Erbes – passend zum Themenjahr, das, sattsam bekannt, dem 300. Geburtstag des größten Preußenkönigs gewidmet ist.
Da wäre zum einen Regina Ebert. Die gebürtige Mainzerin kam vor 20 Jahren nach Potsdam und „weiß inzwischen mehr über die Stadt als mancher Einheimische“, sagte Jakobs. 1997 hat sie mit zehn Gleichgesinnten den Gästeführerverein Potsdam Guide e.V. ins Leben gerufen, für den sie selbst arbeitet. Ebert hat inzwischen auch zwei Bücher verfasst – Stadtführer speziell für Kinder. Potsdam sei eine „wunderschöne und lebendige Stadt“, lobte Ebert. Die Stadtführer freuten sich darauf, für die zu erwartenden Heerscharen von Touristen zum Friedrich-Jahr „Botschafter für die Stadt“ zu sein, sagte sie.
Rudolf Böhm und Heinz Schönemann waren jahrzehntelang für Friedrichs steinernes Erbe zuständig – Ersterer als Chefrestaurator der Skulpturen, Letzterer als Schlösserdirektor von Sanssouci und später gar als Vize-Generaldirektor der Schlösserstiftung. Als gebürtiger Sachse habe Böhm „maßgeblich“ zur Bewahrung des preußischen Bauerbes beigetragen, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) in seiner Laudatio. 1966 kam der frischgebackene Steinmetzmeister nach Potsdam, zwei Jahre später war er bereits Leiter der Restaurierungswerkstatt, was er fast 40 Jahre lang blieb. „Es ist schwer, etwas Historisches in Potsdam zu finden, das nicht von Herrn Böhm restauriert wurde“, sagte Platzeck. Auch für Schönemann fand Brandenburgs Regierungschef warme Worte. Dass Sanssouci auch zu DDR-Zeiten „nichts von seinem Glanz verloren“ habe, sei ganz besonders ihm zu verdanken. Unter Schönemanns Ägide sei die Fassade des Neuen Palais’ restauriert und das Marschallgebäude gerettet worden. Zehn Jahre, von 1968 bis 1978, war Schönemann für die Schlösser zuständig. In seinem Buch über Sanssouci setze er sich „wie kaum ein anderer mit der Gefühlswelt des Barock auseinander“, so Platzeck.
Mit seinen Menschen hat sich dagegen Ulrich Schmelz auseinandergesetzt. Der frühere Professor für Deutsch und Geschichte an der Pädagogischen Hochschule der DDR in Potsdam verfasste Publikationen über die Migrationsgeschichte der Stadt, über die Böhmen, Hugenotten und Holländer. In Archiven der Stadt habe er Dokumente untersucht, „die seit 200 Jahren von niemandem mehr bearbeitet worden waren“, sagte Oberbürgermeister Jakobs. Geehrt wurde er auch für sein ehrenamtliches Engagement in der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft, dem Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf sowie im Beirat für Städtepartnerschaften.
Als jemanden, für den „Ehrungen und Lobpreisungen an der Tagesordnung sind“, würdigte Jakobs Klaus Arlt. Der studierte Biologe, unter anderem Bundesverdienstkreuzträger, hat sich vor allem um die Erforschung der Heimatgeschichte verdient gemacht. Seit 41 Jahren ist er Vorsitzender der von ihm gegründeten Studiengemeinschaft Sanssouci. Den meisten Potsdamern dürfte Arlt vor allem wegen seiner Erforschung der Straßennamen der Stadt ein Begriff sein. Eine Straße werde zwar noch nicht nach Arlt benannt, witzelte Jakobs, dafür werde er im Goldenen Buch geehrt. P. Straube
P. Straube
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