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Das Mercure-Hotel, im Hintergrund der Lustgarten

©  Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Die Box kommt an

Schon über 500 Potsdamer besuchten den Info-Container im Lustgarten. Auch online wird rege diskutiert

Von Katharina Wiechers

Stand:

Innenstadt - Besonders beliebt ist bei den Besuchern der Info-Box an der Breiten Straße ganz offensichtlich die Luftaufnahme an der Wand, auf die sie rote und grüne Punkte kleben können. Mit den grünen sollen sie Orte im Lustgarten markieren, an denen sie sich wohlfühlen, die roten Punkte stehen für Störendes. Die meisten Punkte kleben auf dem Hotel Mercure – grüne und rote in ungefähr gleicher Zahl. Seit zwei Wochen steht die Info-Box nun im Neuen Lustgarten, zwei weitere wird sie noch geöffnet sein. Der Organisator dieser für Potsdam neuen Form der Bürgerbeteiligung, also der zur Pro Potsdam gehörende Sanierungsträger, zeigt sich zur Halbzeit zufrieden. Schon mehr als 500 Menschen seien in die Box gekommen, sagte Sprecher Sebastian Scholze am Montag den PNN. Zahlreiche Potsdamer beteiligten sich zudem online an dem Verfahren.

In dem Container können nicht nur Punkte auf die sogenannte Wohlfühlkarte geklebt werden, auch Fragebögen liegen zum Ausfüllen bereit, in einem Briefkasten können Besucher zu Papier gebrachte Meinungen hinterlassen. An diesem Montagvormittag ist wenig los, nur ein Rentner schneit herein. Warum der Briefkasten nicht außen befestigt sei, will er wissen. Am Morgen sei er schon einmal da gewesen, doch die Info-Box öffnet unter der Woche erst um 14 Uhr. „Dafür haben wir bis 20 Uhr geöffnet, sodass auch Berufstätige nach der Arbeit noch vorbeikommen können“, sagt Sanierungsträger-Sprecher Scholze.

Insgesamt drei Mitarbeiter der Pro-Potsdam-Tochter betreuen die Box im Schichtsystem. Unter der Woche seien es eher ältere Rentner, die die Box besuchten, während am Wochenende auch Familien und Studenten vorbeikämen. Laut Scholze halten sich manche Besucher sogar mehrere Stunden in der Box auf und kommen miteinander ins Gespräch.

Etwa die Hälfte werfe auch etwas in den Briefkasten, so Scholze, andere sähen sich nur um, klebten grüne und rote Punkte auf oder beschäftigten sich mit dem Innenstadt-Modell aus Holz. „Viele kommen auch her und wollen schon die neuen Entwürfe für den Lustgarten sehen“, sagt er. Denen wird dann geduldig noch einmal der Zeitplan erklärt: Bis zum 14. September werden auf den verschiedenen Wegen die Meinungen der Potsdamer eingesammelt, also per Brief, per Fragebogen und online. Anschließend werden diese ausgewertet und bei einem ersten Werkstattgespräch am 29. September vorgestellt. Erst dann erstellen die sieben Planungsteams Entwürfe für einen künftigen Lustgarten, die in einer zweiten Phase im November wiederum von den Potsdamern diskutiert werden können.

Entstanden ist die Idee des Werkstattverfahrens aus dem Streit um die Zukunft des Mercure-Hotels. Die Rathausspitze würde es am liebsten abreißen lassen, fand dafür aber keine Mehrheit im Stadtparlament. Daraufhin einigte man sich im vergangenen Jahr auf ein offenes Verfahren zur Gestaltung des kompletten Lustgartens, nicht nur des Hotelgrundstücks.

Dennoch steht dieses weiterhin im Mittelpunkt der Debatte, wie nicht nur auf der „Wohlfühlkarte“ zu erkennen ist. Auch im Online-Forum unter www.werkstatt-lustgarten.de geht es oft um das Hochhaus, Abriss-Gegner und -Befürworter liefern sich teilweise regelrechte Schlagabtausche – mit den bekannten Argumenten. Betreut wird das Forum von einer externen Firma, die die Diskussion offenbar recht intensiv verfolgt und nicht selten unter dem Pseudonym Moderation mahnend oder beschwichtigend eingreifen muss. Gelöscht werden musste laut Scholze aber noch nichts.

Doch viele Nutzer nehmen die Aufforderung ernst und veröffentlichen ihre Vorstellungen von einem künftigen Lustgarten. So fordert die Nutzerin Linda Spielmöglichkeiten für Kinder, während Johannes sich daran stört, dass man vom gesamten Garten aus keinen Blick auf die Havel hat. Wolfgang Uderstadt wünscht sich mehr Bänke und ein großes Schachbrettspiel. Michael Reinhard findet den Lustgarten hingegen so, wie er ist, völlig in Ordnung. Eine Veränderung wäre aus seiner Sicht falscher Aktionismus und Geldverschwendung.

Mehr als 1300 Interessierte hätten insgesamt bislang auf die Homepage zugegriffen, sagt Scholze. Diese Besuche gingen deutlich über bloßes Anschauen hinaus, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liege bei fast zehn Minuten.

Die Infobox hat montags bis freitags von 14 bis 20 Uhr, samstags von 12 bis 20 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Am heutigen Dienstag um 18 Uhr wird zudem eine Führung unter dem Titel „Der Lustgarten in seiner Gestaltung und Funktion heute“ angeboten. Treffpunkt ist an der Infobox, eine Anmeldung ist nicht nötig.

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