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Landeshauptstadt: Die Bretter, die den Wald bedeuten

Die Waldschule Potsdam-Wildpark hat seit gestern ein eigenes Waldtheater

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„Was bist du denn?“ Das war gestern Vormittag die häufigste Frage in der Waldschule Potsdam-Wildpark. Die Antworten darauf kamen hinter bunten Filzmasken hervor: „ein Eichhörnchen“, „ein Buntspecht“, „ein Rothirsch“.

Zwei fünfte Klassen der Ludwig-Renn- Grundschule aus Eiche waren in die Waldschule gekommen, um das neue Waldtheater einzuweihen. Ein Theater, das ohne feste Stücke, Bühne und Kostüme auskommt. Das Waldtheater ist vielmehr eine Idee, die sich ihr Erfinder Roland Boljahn 2001 patentieren ließ. Gestern hat die Waldschule Potsdam-Wildpark nun das zehnte Waldtheater in Europa eröffnet. Zur Feier des Tages kam Erfinder Boljahn aus dem brandenburgischen Müllrose in den Wildpark, um seine Idee vorzuführen. Die Motivation für diese Art des ökologischen Unterrichts schöpft Boljahn aus den mangelnden Naturerfahrungen der Kinder: „Die sind erschrocken, wenn sie das erste Mal feuchtes Moos anfassen. Sie kennen es ja nur trocken, wenn es die Lehrerin auf den Tisch kippt.“ Das wollte er ändern.

Das Prinzip des Waldtheaters besteht hauptsächlich in dem eigenständigen und kreativen Arbeiten der Kinder. Zunächst bekommen sie eine Geschichte erzählt, gestern sprach Boljahn etwa über das Verhalten im Wald. Im Anschluss bastelten sich die Kinder Masken um die Geschichte nachzuspielen. Hierbei betonte Boljahn, dass nicht mit Naturmaterialien gearbeitet wird: „Ein Blatt aufkleben kann jeder, aber nur wenn man es nach Vorlage aus Filz ausschneidet, weiß man hinterher, wie es wirklich aussieht.“ Mit den Masken interpretieren die Kinder dann die erzählte Geschichte ganz neu. Gestern im Wildpark wurde aus Boljahns Müll im Wald ein Motorradfahrer, der lautstark von den Tieren aus ihrem Revier verjagt wird. „Ich kau ihm an den Schuhen“, „Nein wir schießen ihm in den Reifen“, „Ihr seid zu brutal“, so überschlugen sich die Ideen der Kinder. Etwas abseits freute sich die Lehrerin der Waldschule, Uta Denecke, über die Lebhaftigkeit: „Wenn in der Schule so laut und kreativ gearbeitet wird, kommt der Direktor und schimpft.“

Paul aus der 5a fühlte sich ohne Direktor auch wohler. Er ist elf Jahre alt und heute in die Rolle des Rothirschs geschlüpft: „Das ist mein Lieblingstier aus dem Wald, mein Papa ist nämlich Jäger.“ Auch die elfjährige Laura, heute ein Igel, ist von der Arbeit begeistert: „Ich hatte meinen Block eingepackt, aber den habe ich zum Glück nicht gebraucht.“ ade

Anmeldung unter Tel.: (0331) 96 49 54

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