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INTERVIEW MIT HOLLYWOOD-PRODUZENT CROWLEY: „Die Chefs der Studios stehen fast Schlange, Filme hier zu produzieren“

Herr Crowley, Sie haben schon den zweiten „Bourne“-Film in Berlin gedreht. Sind Sie froh, für den dritten Teil „Das Bourne Ultimatum“ wieder in der Stadt zu sein?

Stand:

Herr Crowley, Sie haben schon den zweiten „Bourne“-Film in Berlin gedreht. Sind Sie froh, für den dritten Teil „Das Bourne Ultimatum“ wieder in der Stadt zu sein?

Es ist toll, wieder da zu sein. So viele Filmleute, mit denen wir an „Die Bourne Verschwörung“ gearbeitet haben, sind wieder dabei. Wenn man sonst zu Dreharbeiten in eine neue Stadt kommt, ist es oft ein komischer Moment, wenn die neue und die alte Crew zusammentreffen – hier ging das nahtlos. Das ist ein großartiges Zeichen für die Filmstadt Berlin. Bei Dreharbeiten in anderen Ländern müssen wir manchmal die ganze Crew mitbringen. Als wir für das „Bourne Ulitmatum“ in Marokko waren, haben wir 220 Leute mitgebracht. Nach Berlin sind wir mit 35 Leuten gekommen – und mit Matt Damon und seiner Familie.

Aber Sie haben hier nur vier Nächte gearbeitet. Warum?

Eigentlich wollten wir nach unseren guten Erfahrungen bei „Die Bourne Verschwörung“ den ganzen dritten Teil in Berlin und Babelsberg produzieren. Aber der Regisseur Paul Greengrass wollte in England drehen, er unterstützt die britische Filmindustrie sehr. Also haben wir ein Budget berechnet und die Kosten für London und Berlin verglichen. Berlin war zwar günstiger, aber nicht so sehr, dass wir dem Regisseur sagen konnten: Es tut uns leid, wir müssen in Berlin drehen. Also haben wir in London (Pinewood Shepperton, d.Red.) gedreht. Das war hart für die Leute hier und es tat mir sehr leid. Wäre das neue deutsche Filmfinanzierungsmodell zu diesem Zeitpunkt schon gestartet, hätte dies sicherlich einen so großen Unterschied gemacht, dass das Studio Universal Pictures diese Einsparungen nicht hätte ignorieren können. In Deutschland zu drehen ist schon jetzt günstiger – und mit dem Finanzierungsmodell ist es dramatisch billiger als London. Ich weiß, dass die Chefs der Hollywood-Studios nun fast Schlange stehen, Filme hier zu produzieren.

Gibt es Unterschiede bei der Professionalität der Filmcrews in London und Berlin?

Derzeit können die Crews in Berlin und Babelsberg viel – ich würde jeden Film hier drehen. Aber es gibt Fachgebiete, für die ich Spezialisten aus anderen Ländern mitbringen würde. Einen Italiener für Gemälde zum Beispiel, weil er einfach mehr Erfahrung hat. Diese Erfahrung überträgt sich, und schon nach zwei Produktionen muss man niemanden mehr mitbringen. Es ist ein Schlüssel für eine starke Filmindustrie, wenn man sich bei anderen Kulturen etwas ausleihen kann. Ich weiß, dass beim neuen deutschen Fördermodell gerade daran gearbeitet wird, dass das Geld, das die Produktionen für solche ausländischen Fachleute ausgeben, auch anerkannt wird. Das ist ein wichtiger Baustein dafür, dass Berlin-Brandenburg erstklassige Filmleute in allen Fachgebieten bieten kann. Interview: S. Schicketanz

Patrick Crowley hat bereits die ersten zwei „Bourne“-Filme als Produzent für Universal Pictures verantwortet und dafür im Jahr 2003 in Berlin und Potsdam gedreht.

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