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Landeshauptstadt: Die den Büffel brauen

Die Hofbrauerei des Kronguts Bornstedt feierte gestern ihren 200. Brautag

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Die Hofbrauerei des Kronguts Bornstedt feierte gestern ihren 200. Brautag Von Matthias Oden Würde man das gesamte Bier, das Christian Königs in den vergangenen zweieinhalb Jahren verkauft hat, in Zehn-Liter-Fässer abfüllen und würde man diese alle übereinander stapeln, es entstünde eine 2400 Meter hohe Biersäule. Dünn – das mag auf die Luft in solchen Höhen zutreffen, nicht aber auf das Bier, das Königs als Braumeister des Kronguts Bornstedt braut: Ob hell oder dunkel – „süffig sind sie alle“, meint er und zieht Bilanz am gestrigen 200. Brautag: Seit der Eröffnung des Kronguts im Juni 2002 hat jeder zweite Gast ein Glas des selbst gebrauten „Bornstedter Büffels“ bestellt. 200 000 Liter flossen bis heute durch Kessel und Kehlen. Der 28-jährige Brauer ist zufrieden mit diesem Ergebnis. Immerhin liegt das Brauhaus nicht gerade zentral – für ein Stammlokal sind die Anfahrtswege sehr lang „und die meisten Menschen zu bequem. Und außerdem gibt es in der Innenstadt nicht gerade wenig Kneipen.“ Ein leichtes Bedauern schwingt in der Stimme des Brauers mit. Deswegen gäbe es schon seit längerem die Idee, Büffelbier leichter erhältlich zu machen, als Produkt im Laden oder als Ausschank in der City. „Anbieten würde es sich schon, denn Potsdam hat viele Studenten, und wir brauen hier eigentlich typisches Studentenbier – wie ein Ale, mit irischem Charakter.“ Konkrete Pläne gibt es allerdings noch nicht: zu viel Arbeit. „Als Brauer braut man nicht nur. Vom Einkauf der Braugerste bis zum Glas auf den Tisch kontrolliere ich hier alles.“ Das Klischee vom dicken Brauer mit Lederschürze, der faulenzt, während das Bier vor sich hingärt, „stimmt schon lange nicht mehr“. Dass die Arbeit an den drei 1000-Liter-Kesseln und am Blocksudwerk hart ist, kann auch Azubi Clemens Salow bestätigen. „Und man wird ständig nass – man hat ja ständig mit Wasser zu tun“, meint der 23-Jährige. „Dass man nicht schmutzig wird, hat der Chef beim Vorstellungsgespräch gesagt. Aber dass man ewig nasse Socken hat, das hat er verschwiegen“, erzählt er lachend. Darüber können aber die 25 Liter Bier hinwegtrösten, die er monatlich bekommt: „Damit ist man auf jeder Party ein gern gesehener Gast.“ An Auswahl für dieses Mitbringsel stehen ihm neben den zwei Hauptsorten des Hellen und des Braunbieres noch je nach Jahreszeit Märzen, Maibock, Doppelbock, Winterbock und Weihnachtsbüffel zur Verfügung. „Wir wollen abwechslungsreich sein“, sagt Königs. „Dieses Jahr planen wir, erstmals Rauchbier zu brauen.“ Worauf bei allen Biersorten geachtet wird, ist nach Königs Aussage Originalität: „Unsere Rezepturen sind selbstentwickelt, auch wenn wir uns natürlich an Erfahrungswerten orientieren.“ So wird das klassische Büffelbier, das Braunbier, noch heute nach Angaben aus dem 17. Jahrhundert gebraut – „angepasst nur an heutige Hygiene- und Technikstandards“. Gebraut wird alle ein bis zwei Wochen, so lange braucht es, bis aus der Mixtur aus Malz, Hopfen, Hefe und Wasser Bier geworden ist. Zwischendurch wird immer wieder gekostet. „Wir gehören zu denen, die während der Arbeit Bier trinken müssen“, teilt der Braumeister mit. Privat trinkt er aber nur relativ wenig „flüssiges Brot“. Und wenn, dann auch fremdes Bier – „ansonsten wird man betriebsblind und merkt nicht, wenn man plötzlich ein schlechteres Bier braut.“ Solche eine Geschmacksverirrung könnte ihm die schönsten Momente rauben. Die hat Königs immer dann, wenn ein Gast ihm sagt: „Ein sehr gutes, schmackhaftes Bier.“

Matthias Oden

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