Aus dem GERICHTSSAAL: Die eigene Mutter erpresst
Drogenabhängiger legte schließlich Geständnis ab
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Familie P.* ist beim Jugendamt bekannt. Die alleinerziehende Mutter wird ihrer Söhne offenbar nicht mehr Herr. Jetzt landeten sie sogar vor Gericht. Die Verhandlung gegen Paolo*, den Jüngeren, ist nicht öffentlich. Was ihm vorgeworfen wird, war nicht zu erfahren. Wenig später sitzt Pedro* P. (19) auf der Anklagebank. Der Drogenabhängige soll am 29. Juni dieses Jahres in der Kurfürstenstraße von seiner Mutter 30 Euro zur Bezahlung von Schulden verlangt haben. Als sie ihm das Geld nicht geben wollte, habe er ihr mit seinem Fahrrad den Weg versperrt. Um pünktlich zur Arbeit zu kommen, soll die Mutter dem Sohn die geforderte Summe schließlich ausgehändigt haben. Als Pedro P. sie danach nötigte, nun auch noch Bares zum Einkaufen rauszurücken und mehrfach mit seinem Rad gegen ihres rammte, war für die Mutter Schluss mit lustig. Sie weigerte sich, rief die Polizei. Der renitente Sohn flüchtete. Später erreichte ihn eine Anklage wegen Erpressung, eine weitere wegen Erpressungsversuchs.
„Ich sage dazu nichts“, verkündet der gebürtige Italiener zu Prozessbeginn. Seine als Zeugin geladene Mutter macht von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. „Wir können die Vernehmungsbeamten laden. Ihre Mutter hat eine sehr detaillierte Aussage abgegeben“, erklärt der Vertreter der Staatsanwaltschaft. „Dann gibt es einen neuen Termin. Allerdings können Sie Ihre Lage durch ein Geständnis verbessern. Erpressung ist kein Pappenstiel und wird ziemlich hart bestraft.“ Richterin Rita Franke ergänzt: „Man kann eine Hauptverhandlung auch dazu nutzen, reinen Tisch zu machen.“ Pedro P. kämpft sichtlich mit sich. Schließlich gibt er zu: „Stimmt so.“ Damals habe er in den Tag hineingelebt, das Geld, das ihm die Mutter gab, für Drogen ausgegeben. Seit kurzem jobbe er in einem italienischen Restaurant, wolle den Lohn sparen, um sich eine eigene Wohnung leisten zu können. „Ich habe keine Lust mehr auf den Kindergarten zu Hause“, grummelt er. „Wie wäre es mit Bewerbungen für eine Ausbildung?“, hakt die Vorsitzende nach. Die schreibe er sowieso, versichert Pedro P. Leider habe er noch keine positive Resonanz erhalten. „Mein Zeugnis der 10.Klasse ist nicht unbedingt ansprechend“, gesteht der Hobby-Breakdancer.
„Drogenkonsum wirkt sich nicht gerade förderlich auf die persönliche Reife aus“, betont die Vertreterin der Jugendgerichtshilfe. Sie spricht sich dafür aus, den Angeklagten nach Jugendstrafrecht zu sanktionieren. Auch Staatsanwaltschaft und Gericht können nicht ausschließen, dass zum Zeitpunkt der Tat Reifeverzögerungen bei Pedro P. vorgelegen haben. Er wird verwarnt. Überdies muss er 50 Sozialstunden leisten und der Mutter binnen zwei Monaten den abgepressten Betrag von 30 Euro zurückerstatten. „Klappt das nicht, kommen Sie in Beugehaft“, warnt die Richterin. *Namen geändert Hoga
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