Von Henner Mallwitz: Die eigentlich erste Liga
Babelsbergs Motor-Boxer starten nach langen Querelen in Liga zwei und empfangen zum Auftakt Seelze
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Die Plakate, die auf den Saisonstart hinweisen, könnten einen in die Irre führen. „Bundesliga, Motor Babelsberg vs. BSK Seelze“ ist dort zu lesen, doch um welches Oberhaus des deutschen Amateurboxsports es sich handelt, bleibt offen. Motor-Manager Ralph Mantau ließ das Poster allerdings ganz bewusst so drucken, denn: „Die eigentliche erste Bundesliga sind wir“, sagt der Unternehmer, der gleichzeitig Trainer der Zweitliga-Boxer aus Babelsberg ist. In der vergangenen Saison noch in der ersten Liga, wollten seine Jungs diesmal nicht mehr für dieses eigenartige Gemisch in den Ring steigen, in dem Polen, Dänen, Niederländer und auch Deutsche eine sogenannte 1. Bundesliga bildeten.
Nun also der Gang in die zweite Liga, und auch dieser war nicht leicht. Bis vor zwei Wochen wusste Mantau noch nicht einmal, ob er dort antreten kann. Da nur ein „Einflieger“ in dieser Liga erlaubt ist, gab er dem schwergewichtigen Publikumsliebling Vitalius Subacius aus Litauen den Vorrang vor dem tschechischen Halbweltergewichtler Zdenek Chladek.
„Er boxt mittlerweile in der achten Saison für uns und gewann dabei 76 von 82 Kämpfen“, erzählt Mantau. „Vitalius ist immer zuverlässig und ließ in der vergangenen Saison sogar ein hochrangiges internationales Turnier sausen, um uns in der Bundesliga zu unterstützen.“ Doch auch sein Einsatz war letztlich noch gefährdet, da der 72-jährige Liga-Obmann Hans-Werner Stryak seine Idee durchboxen wollte, nur noch „Einflieger“ aus den Anrainerstaaten zuzulassen. Motor stellte als erster Verein einen Antrag dagegen, die anderen folgten und Stryaks Vorschlag war vom Tisch.
Mit dabei wird endlich auch wieder Motor-Kapitän Anatolij Hoppe sein. Der Hamburger konnte in der vergangenen Saison nicht einmal eingesetzt werden. Zuerst zog er sich beim Sparring in Litauen eine schwere Augenbrauenverletzung zu, die mit neun Stichen genäht werden musste. Auf dem Wege der Besserung erlitt er beim Fußballspielen einen Meniskusriss – der Totalausfall für die gesamte Saison war damit besiegelt. Am Wochenende stellte der Halbschwergewichtler seine Form jedoch unter Beweis und wurde nach einem K. o.- und einem RSC-Sieg Hamburger Meister.
Und so wird es am Samstag um 18 Uhr im Toyota-Autohaus an der Großbeerenstraße ein Wiedersehen mit jenen Männern geben, die auch in der vergangenen Bundesligasaison den Fans viel Freude bereiteten. Für negative Erinnerungen sorgten hingegen mehrmals die Kampfrichter, die sich nur all zu oft auf die Seite der favorisierten Teams stellten. „Viele Zuschauer blieben bei den letzten Kämpfen deshalb weg“, sagt Mantau. „Die werden wir zurückgewinnen und Boxen vom Feinsten bieten.“
Die zweite Liga ist diesmal sehr ausgeglichen: Neben den Babelsbergern kämpfen auch die Kampfgemeinschaft Hertha BSC/BC Cottbus, der BSK Seelze, der Nordhäuser SV und der BC Straubing um den Sieg. Der Kampf um die Deutsche Meisterschaft erscheint dann allerdings bereits wieder als Farce, denn als einziger Vertreter in der 1. Bundesliga steht der Velberter BC schon als Meister fest, kann aber noch vom Staffel-Ersten der 2. Liga herausgefordert werden.
Darauf, dass es endlich wieder losgeht, freut sich auch Marcel Schneider. Der Bantamgewichtler, der zuletzt bei einem Internationalen Turnier in Russland Dritter wurde, trainiert derzeit in Hannover bei der Sportfördergruppe und ist sehr froh, wieder in der 2. Bundesliga zu starten. „Die Hauptsache“, so sagt er, „ist aber, für Motor in den Ring zu steigen.“
Henner Mallwitz
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