Landeshauptstadt: Die ersten 16 Pflegebegleiter
Gestern wurden die Zertifikate überreicht
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Babelsberg - Potsdam ist immer für ein Pilotprojekt gut. Im August wurde die Ausbildung von Pflegebegleitern als Bundesmodellprojekt begonnen und nun nach 60 Stunden und zwei Exkursionen erfolgreich abgeschlossen. Gestern überreichten Sozialbeigeordnete Elona Müller und die Vorsitzende des Fördervereins Akademie 2. Lebenshälfte Ingrid Witzsche an die 16 Teilnehmer des ersten Kurses „Freiwillige begleiten pflegende Angehörige“ die Zertifikate. Die nächsten 16 Teilnehmer stecken schon in den Startlöchern und werden umgehend mit dem nächsten Kurs beginnen. Auch andere Orte und Ausbildungsträger haben inzwischen nachgezogen. Das Interesse an dieser Aufgabe ist offenbar sehr groß.
Cornelia George hat sich zum Beispiel als Pflegebegleiterin ausbilden lassen, weil sie in der eigenen Familie Bedarf herannahen sieht. Ihre Mutter ist 81 Jahre alt, die Tante 83. Beide seien zwar noch total fit, meint George, aber durch sie sei das Interesse an der Pflegebegleitung wach geworden. „Wir haben sehr viel gelernt“, meint die im Geschäft ihres Mannes mitarbeitende Frau George, „Vor allem auch in rechtlichen Fragen.“ Wolfgang Klucke erfuhr über die Akademie von der Ausbildung. Er ist zurzeit arbeitslos und übernimmt gern die sinnvolle Aufgabe in seiner Freizeit. Zum ersten Kurs gehörten neben elf Frauen auch fünf Männer.
Viele Situationen seien erst durch Nachfragen klar geworden, betonten die Lehrgangsteilnehmer. Und gefragt wurde in der Schulung offenbar unablässig. Da sei so mancher Dozent ins Schwitzen geraten, erzählte Akademie-Mitarbeiter Gerrit Friedrich. Aber gerade das sei richtig. Auch die Sozialbeigeordnete unterstützte diese Wissbegierde, damit die Pflegebegleiter dann wieder zielgerichtet anderen helfen könnten. „Die Situation, einen Angehörigen pflegen zu müssen, trifft uns meist unvorbereitet“, konstatierte Müller. Man müsse seine eigenen Bedürfnisse zurückstellen, den Alltag umorganisieren und fühle sich oft überfordert und allein gelassen. Da könne der Pflegebegleiter unterstützend eingreifen oder einfach auch mal nur zuhören, um den Pflegenden neu aufzubauen. Diese Aufgabe wird ehrenamtlich erledigt und auch die vorbereitende Schulung darauf ist kostenlos.
„Wir sind aber nicht dazu da, pflegerische Leistungen zu übernehmen“, betonte George. Auf dieses Missverständnis sei sie schon gestoßen, deshalb wolle sie noch einmal betonen, dass die Aufgabe der Pflegebegleiter die Beratung ist.
Wer den Rat eines Pflegebegleiters benötigt, kann sich an die Akademie 2. Lebenshälfte wenden, die noch in der Karl-Gruhl-Straße 45-47 untergebracht ist, Telefon (0331) 200 46 95. Bis zum 19. Dezember soll jedoch der Umzug in neue Räume in der Karl-Liebknecht- Straße 111A vollbracht sein. Spätestens ab 2007 wird sich die Akademie dort präsentieren. Einige der Pflegebegleiter hätten aber auch schon eigene Anlaufstellen geschaffen, so Witzsche, und sich bei Pflegediensten oder beispielsweise in Apotheken vorgestellt. H. Dittfeld
H. Dittfeld
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