
© Patrick Pleul/lbn
Landeshauptstadt: Die ersten Händler richten sich ein
Knapp fünf Jahre nach Brand ist moderner Slubicer Grenzbasar fertig
Stand:
Slubice - Jerzy Kirej hat die Bilder vom Brand des Grenzbasars im polnischen Slubice vom Januar 2007 noch vor Augen. Er habe sich damals eine Rauchvergiftung zugezogen, sagt der Betreiber einer Gaststätte auf dem bei deutschen Einkaufstouristen beliebten Markt in der Nachbarstadt von Frankfurt (Oder). Große Teile des Basars mit 1200 Marktbuden brannten aus bis heute nicht geklärter Ursache ab, die verkohlten Reste mussten abgerissen werden. Die Händler zogen auf den benachbarten Parkplatz, wo ein wenig ansehnliches Provisorium errichtet wurde. Keiner hätte damals geglaubt, dass es fast fünf Jahre dauern wird, bis an alter Stelle ein neuer Basar eröffnet wird. Mehrfach kam es zu Verzögerungen, wodurch sich die anfangs sogar schon für Ende 2007 geplante Eröffnung immer wieder verschob.
Probleme gab es etwa wegen eines Flüssiggastanks an der benachbarten Tankstelle, der zu nah am Basar stand. Händler murrten über zusätzliche Kosten. Schließlich geriet die Baufirma in finanzielle Probleme, was zum Stillstand führte. Ein anderes Unternehmen erledigte in den vergangenen Monaten die Restarbeiten. Jetzt endlich ist der 16 000 Quadratmeter große Basar mit sauber gepflasterten Wegen und gläsernen Dächern bezugsfertig. In vielen der 425 Pavillons wird gebohrt, geschraubt und geputzt. Arbeiter bringen deutsche Schriftzüge an, erste Händler karren ihre Waren vom provisorischen Markt herüber. Denn am vergangenen Samstag sollte der neue Basar eigentlich eröffnet werden. Doch die Zeremonie wurde kurzfristig verschoben. Die Eröffnung soll nun am 22. Oktober stattfinden, wie der Vorsitzende der Basarhändlervereinigung „Odra“, Pawel Slawiak, sagt. Man brauche mehr Zeit für die Vorbereitungen. Viele Händler wollen ohnehin erst in der neuen Woche umziehen.
„Wir sind sehr zufrieden, dass es nach so langer Zeit endlich besser wird“, sagt etwa ein 56-Jähriger, der an seinem Stand polnische Wurst und Käse anbietet. Die Bedingungen auf dem provisorischen Markt seien schlecht gewesen, es sei eng, im Winter sei der Schnee von den Dachplanen gefallen. Ein Schuhverkäufer hat seinen neuen Pavillon als einer der ersten schon eingeräumt. „Ich hatte meine ganze Ware bei dem Brand verloren, jetzt können wir endlich wieder kulturvoll Handel treiben“, freut er sich.
„Mehrere Jahre nach der Tragödie haben wir einen neuen, modernen Markt“, sagt auch der Slubicer Vize-Bürgermeister Piotr Luczynski. Er hofft auf viele deutsche Besucher, auch schon zur Eröffnung. Dann sollen polnische Chöre und Ensembles auftreten und den deutschen Gästen die Volkskunst des Nachbarlands näher bringen, wie der Slubicer Kulturhausleiter Tomasz Pilarski sagt.
Die Öffnung des Basars kommt rechtzeitig zum Vorweihnachtsgeschäft, der wichtigsten Einkaufszeit auf den Grenzmärkten. Zudem sind wieder mehr deutsche Einkaufstouristen in Polens Grenzstädten unterwegs, seit der Zloty gegenüber dem Euro deutlich gefallen ist. Derzeit bieten die Wechselstuben fast 4,30 Zloty für einen Euro, im Sommer waren es unter vier Zloty. Vor allem Tanktouristen profitieren: Der Liter Super kostet derzeit – trotz einer Erhöhung – 5,28 Zloty (etwa 1,25 Euro) und damit rund 30 Cent weniger als westlich der Grenze.
Auch die Basarhändler profitieren, denn dort wird in der Regel mit Euro bezahlt. Der starke Euro verbessert ihre Erlöse. Von dem modernen Markt erwarten die Händler einen Schub. „Sicher wird es auf dem neuen Basar besser werden“, sagt eine Berlinerin, die mit ihrer Familie zum Einkauf nach Slubice kam.
Wegen der Preise müsse man aber schauen: Billige Klamotten etwa gebe es auch zu Hause in den Asia-Shops. „Eigentlich lohnen sich nur noch Zigaretten“, fügt ihr Ehemann hinzu.
Jörg Schreiber
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: