Sport: Die Farbe Gelbrot
Vier Platzverweise und ein Tor bei Hertha BSC (A) gegen Babelsberg – Vorentscheidung im Meisterkampf
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Vier Platzverweise und ein Tor bei Hertha BSC (A) gegen Babelsberg – Vorentscheidung im Meisterkampf Von Jan Brunzlow Diskussionen begleiteten Spieler und Trainer in die Umkleidekabine. Denn es gab viel zu reden über die neunzig Minuten auf dem Grün des Jahnsportparks: Babelsberg hatte nach dem 0:1 (0:0) den Anschluss an die Tabellenspitze verloren, die Hertha Amateure legten sich dagegen ein Fünf-Punkte-Polster für die noch ausstehenden vier Spiele zu und verloren haben beide Mannschaften jeweils zwei Spieler nach Platzverweisen. Schiedsrichter Norman Herzberg aus Rostock und seine Assistenten waren demnach Objekte des Unmutes unter den Kickern. Der Rüffel lag Peter Ränke spätestens nach dem Platzverweis von Heiko Bengs auf der Zunge. „Der Schiedsrichter hat eine völlig unnötige Hektik in die Partie gebracht“, sagte Babelsbergs Trainer nach dem Spitzenspiel der Oberliga Nord. Denn acht zu acht stand es nach neunzig Minuten Oberligafußball im Jahn-Sportpark in Feldspieler ausgedrückt. Das farbenfrohe Spiel begann in der 68. Minute, als Heiko Bengs als letzter Mann vor Torhüter Sebastian Rauch im Laufduell gegen Ashkan Dejagah den Ball mit der Hand spielte und dafür die rote Karte sah. „Der Ball springt mir von der Hüfte an die Hand, ohne Absicht. Ich dachte er zeigt Gelb“, sagte der bis dato gut spielende Bengs. Er blieb nicht der einzige, der vorzeitig zum duschen ging: Niko Kovac sah nach einem Zweikampf mit angeblicher Tätlichkeit gegen Patrick Moritz Rot (80.), drei Minuten später musste Denis Novacic nach wiederholtem Foulspiel mit Gelb-Rot den Platz verlassen und noch bevor das Spiel wieder angepfiffen werden konnte ging auch René Tretschok, wegen Meckerns und Rudelbildung, mit Gelb-Rot vom Platz. „Ich glaube, keine hätte man geben müssen“, sagte beispielsweise Thorben Marx, der neben Kovac als einziger Spieler mit Profivertrag bei den Amateuren auflief. Auch Ränke sah das Spiel als „in keiner Weise unfair“ an und forderte erfahrene Schiedsrichter für solche Spiele. Sportlich war Babelsberg in Halbzeit eins ebenbürtig, auch wenn Hartha die einzige Großchance der ersten 45 Minuten aufwies. Kretschmer verzog nach Pass von Ashka Dejagah freistehend aus 15 Metern und schoss am Babelsberger Kasten vorbei. Beinahe jeder gefährliche Angriff des Tabellenführers aus Berlin, die auf technisch hohen Niveau agierten, lief über die rechte Seite und prallte auf die linke Abwehrseite um den nicht immer sicher wirkenden Sören Warnick. Die erste Babelsberger Chance sahen die 1793 Zuschauer, darunter etwa eintausend Fans aus Babelsberg, in Minute 36, als sich Yuzuru Okuyama über rechts durchsetzte und auf den Kopf von Enrico Röver flankte, der scheiterte jedoch an Hertha-Keeper Tomasz Kusczak. Es schienen die 180 Sekunden von Nulldrei zu sein, denn kurz darauf zog Kostas Pantios einen Schuss aus 16 Metern nur knapp übers Hertha-Tor. Es waren zwei Szenen, in denen Babelsberg schnell, direkt spielte und die Hertha-Abwehr durch Kurzpassspiel beschäftigte. „Unser Konzept ging bis zur siebzigsten Minute auf“, sagte Babelsbergs Kapitän Patrick Moritz nach der Partie. Den Gegner beschäftigen, im Mittelfeld den Schneid abkaufen und kein Gegentor zuzulassen. Doch kurz zuvor (64.) traf Kretschmer nach Fehler von Warnick zur sechsten 0:1-Niederlage für Babelsberg in dieser Saison. „Es gab kein Team, das uns an die Wand gespielt hat“, haderte Moritz danach mit dem Schicksal in der Rückrunde, doch Ränke schätzte ein: „Unser Kader ist nicht groß, uns gelang es nicht, den Substanzverlust in dieser Saison auszugleichen.“ Auch Hertha-Trainer Karsten Heine bescheinigte den Gästen vom Babelsberger Park ein „Spitzenteam der Oberliga“ zu sein. Doch eben hinter den Amateuren von Hertha BSC, die nun ein Spiel verlieren können und dennoch nicht die Tabellenführung abgeben. Doch zuerst folgt am Mittwoch das Finale im Paul-Rusch-Pokal gegen den Oberligakontrahenten Yesilyurt. Für Babelsberg ist der Kampf um die Meisterschaft dagegen beinahe beendet. „Wir haben in der zweiten Halbzeit zu wenig gemacht“, sagt Bengs und sieht Platz eins der laufenden Saison als abgehakt an. „Wir haben zu viele Chnacen in dieser Rückrunde nicht genutzt“, so der Abwehrspieler und fügt an: „Einen Vorsprung von sieben Punkte auf den Tabellenzweiten müssen wir über die Rückrunde schaukeln.“ Noch nicht aufgegeben hat Trainer Ränke den Meisteranspruch: „Wenn wir nicht in diesem Jahr aufsteigen, dann im nächsten Jahr. Um dort zu spielen, wo wir hingehören. In die dritte Liga.“ Babelsberg: Rauch; Warnick, Benthin, Bengs; Novacic, Lücke, P. Moritz, Okuyama (78. Neumann), Kindt (85. Rasche); Pantios, Röver (73. Lau).
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