zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Die Faszination des „Klumpens“

100. Geburtstag von Hedwig Bollhagen / Bürgerhaus „Im Güldenen Arm“ als Museumsstandort begrüßt

Stand:

Ihr Leben lang blieb sie fasziniert davon, „wie aus einem Klumpen etwas entsteht“. Nicht nur preisgekrönte Vasen, zeitlos schönes Kaffeegeschirr, sondern auch Schmuckelemente für manch öffentliches Gebäude formte die Keramikkünstlerin Hedwig Bollhagen (1907-2001) aus ihren „Klumpen“. Am nächsten Samstag wäre die Zeit ihres Lebens als humorvoll und charismatisch geltende Bollhagen 100 Jahre alt geworden - bei einem Festakt in Potsdam wird sie dann geehrt und im nächsten Jahr soll – wie bereits berichtet– der Künstlerin mit einem Museum in der brandenburgischen Hauptstadt ein Denkmal gesetzt werden.

„So eine Dauerschau ist längst überfällig“, sagt der Geschäftsführer der HB-Werkstätten für Keramik Marwitz, Wolfgang Scholz. In Marwitz (Oberhavel) setzen 24 Mitarbeiter fort, was „HB“, wie Bollhagen wegen ihrer Initialen genannt wurde, anno 1934 begann.

„Ihr Geist ist nach wie vor da“, sagt Scholz. Schließlich war Bollhagen immer so etwas wie das „Familienoberhaupt“ in ihrer „Bude“, wie die zierliche Künstlerin ihre Werkstätten nannte. „Jeden Morgen ging sie bei allen Mitarbeitern vorbei und sprach mit ihnen. Und bei den Weihnachtsfesten mimte Bollhagen den Weihnachtsmann“, erzählt Antje Frank vom Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte.

Dort sind noch bis zum 13. Januar 2008 in der ersten umfassenden Retrospektive zu HB rund 700 Exponate ausgestellt. Darunter finden sich Klassiker der Gebrauchs- und Zierkeramik, Fliesen-Ensembles als Beispiele ihrer Baukeramik sowie unterschiedliche Dekore. Das wohl bedeutendste Exponat ist eine nur wenige Zentimeter hohe Vase, für die Bollhagen 1937 auf der Pariser Weltausstellung die Goldmedaille erhielt. Zu sehen sind außerdem Fotos, Filme und auch das Skizzenbuch der Keramikerin. Sie wollte nach eigenem Bekunden vor allem „erschwingliche Gebrauchswaren in Serie“ herstellen.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) formulierte es kürzlich so: „Ihre Keramik ist modern aber nicht modisch, einfach aber nicht beliebig, bezahlbar aber nicht billig.“ Das Markenzeichen der gebürtigen Hannoveranerin, die ihre HB-Werkstätten 1934 in einer stillgelegten Ofenfabrik in Marwitz bei Velten gegründet hatte, war dann auch das schlichte Geschirr mit geometrischen Mustern und blau- weißen Streifen. „Das sind doch bloß Töppe!“ - dieser häufig zitierte Satz verdeutlicht Bollhagens eigene, nüchterne Sicht auf ihre Kunst.

Bewusst verzichtete die Künstlerin auf eine eigene Familie, denn - wie sie einst sagte: „Wenn man so ''ne Bude hat, dann muss man sich hundertprozentig darauf konzentrieren“. Zu DDR-Zeiten waren die Stücke aus Bollhagens 1972 zwangsverstaatlichter Werkstatt zumeist nur als „Bückware“ zu haben. Ihr Geschirr wurde als Devisenbringer exportiert. Nach der Wende kaufte die couragierte Künstlerin und Unternehmerin ihren Betrieb zurück.

Den Nachlass der 2001 gestorbenen Künstlerin verwaltet inzwischen die Hedwig Bollhagen-Stiftung in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. „Der Nachlass ist ein bedeutendes Zeugnis deutscher Keramikkunst“, sagt Iris Reepen, die die Hedwig Bollhagen-Stiftung betreut. Deshalb sei es auch so wichtig, diesen in einem Museum zu zeigen. Das dafür vorgesehene barocke Bürgerhaus „Im Güldenen Arm“ in Potsdam ist laut Reepen dafür ideal - „schließlich hat HB ihr Leben lang für die Bürger gearbeitet“.

Imke Hendrich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })