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Jürgen Seeberger (46) wurde in Konstanz geboren. Er erhielt seine Trainerausbildung in der Schweiz, führte dort den FC Schaffhausen von der dritten in die erste Liga, ging 2007 zum Zweitligisten Alemannia Aachen und coacht seit Januar 2010 den VfB Stuttgart II.

© imago/Lackovic

Sport: „Die Favoritenrolle ist mir wurscht“

Jürgen Seeberger, Trainer des VfB Stuttgart II, über seine Mannschaft und das Drittliga-Spiel am Samstag beim SV Babelsberg 03

Stand:

Herr Seeberger, am Dienstag spielte der von Ihnen trainierte VfB Stuttgart II in einer Testpartie beim Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach 1:1. Ist Ihre Mannschaft für das Drittliga-Punktspiel am Samstag beim SV Babelsberg 03 gerüstet?

Das werden wir sehen. Wir hatten am vergangenen Wochenende frei, nachdem wir am Donnerstag intern gegen unsere erste Mannschaft gespielt hatten, und haben dieses Testspiel jetzt genutzt, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Nun sind wir wieder voll im Training für die bevorstehende englische Woche. Die Babelsberger haben am Samstag in München 2:1 gewonnen, durch den späten Sieg Moral getankt und sich wieder aus den Abstiegsrängen gespielt. Sie sind in dem Rhythmus geblieben, in den wir jetzt schnell wieder kommen müssen.

Sind Sie sicher, mit Stuttgart II am Samstag in Babelsberg zu gewinnen?

Sicher kann man nie sein. Ich konzentriere mich mehr auf unsere Aufstellung und auf taktische Vorgaben, die ich meiner Mannschaft geben will. Wie ein Spiel dann läuft, weiß man vorher nie. Ich denke, dass Babelsberg eine unheimlich robuste und auch körperlich starke Mannschaft ist und bei Standards wie beispielsweise langen Einwürfen sehr unangenehm werden kann. Wir haben in unseren bisherigen Spielen 2011 nie mehr als zwei Treffer erzielt und gehören mit 28 Toren ebenso wie Babelsberg mit 24 zu den Mannschaften, die bislang die wenigsten Tore schossen. Wir können beide kompakt stehen, haben in der Durchschlagskraft aber Probleme.

Als Tabellen-Neunter ist Ihre VfB-Reserve in der komfortablen Situation, jenseits von Gut und Böse stehend im Karl-Liebknecht- Stadion auf Konterchancen lauern zu können, während der SVB noch dringend Punk- te gegen den Abstieg braucht und wesentlich mehr ins Spiel investieren muss. Oder?

Auf den ersten Blick ist das so. Aber wenn man bedenkt, dass wir zehn Punkte über dem Strich stehen und in noch neun ausstehenden Spielen 27 Punkte zu vergeben sind, dann ist unsere Situation noch nicht so sicher, wie es den Anschein hat. Wir spielen jetzt gegen Babelsberg und dann auch noch gegen Rot Weiss Ahlen, Carl Zeiss Jena und Burghausen, die hinter uns sind. Im bisherigen Saisonverlauf haben wir gegen Gegner, die in der Tabelle über uns stehen, öfter dreifach gepunktet als gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenregion. Wir müssen daher aufpassen, dass wir uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Außerdem will ich eine Weiterentwicklung unserer Mannschaft sehen. Wir hatten in den vergangenen Spielen mit sechs, sieben A-Jugend-Spielern eine ganz junge Mannschaft auf dem Platz. Ich bin gespannt darauf, wie sie sich beispielsweise jetzt in Babelsberg gegen ein körperlich starkes Team behauptet.

Im Hinspiel hat der VfB II daheim gegen den SVB nur durch ein Elfmetertor Tobias Rathgebs zum 1:1 einen Punkt gerettet. Trotzdem ist er nun beim Tabellen-17. in der Favoritenrolle.

Das mag sein, ist aber nicht entscheidend. Die Favoritenrolle ist mir eigentlich ziemlich wurscht. Ich konzentriere mich mehr auf die Ausbildung meiner jungen Spieler. Sie sollen sich so präsentieren, dass wir gewinnen können. Und Babelsberg hat im bisherigen Saisonverlauf nur einmal weniger gesiegt als wir. Die Distanz zwischen den Vereinen dieser Liga ist je nach Tagesform nicht groß, das merkt man immer wieder. Babelsberg ist nach dem 0:4 gegen Unterhaching mit dem Sieg in München wieder zurückgekommen – das macht sie extrem gefährlich.

Wann haben Sie den SVB letztmals beobachtet oder beobachten lassen?

Wir haben die Spiele gegen Unterhaching und davor gegen Regensburg gesehen. Der VfB ist vom Scouting her gut aufgestellt. Insofern haben wir genügend Informationen, die uns weiterhelfen.

Sie haben mit Soufian Benyamina einen Stürmer, dessen Bruder Karim mal in Babelsberg spielte, ehe er zum 1. FC Union Berlin wechselte. Daher die Frage: Wie wichtig ist Soufian Benjamina für den VfB II?

Er ist ein robuster Stürmer, der im vergangenen Sommer vom FC Carl Zeiss Jena zu uns kam. Er ist jetzt in der dritten Liga gut aufgehoben, hat sich weiterentwickelt und hat bisher vier Tore erzielt. Da kann er sich natürlich insgesamt noch verbessern, aber das hängt auch von der Durchschlagskraft der ganzen Mannschaft ab. Benyamina ist mit seinen 21 Jahren schon einer unserer älteren Spieler und ein ganz wichtiger Faktor, denn wir können ja nicht nur ganz junge Talente auf den Platz schicken. Ich hoffe, dass er in den nächsten Wochen noch mehr Durchschlagskraft erzielt. Er ist Berliner und jetzt spielen wir in seiner Heimat – da bin ich gespannt.

Im Testspiel in Großaspach hatten Sie auch Ihre Langzeitverletzten Sven Schimmel, Daniel Vier, Sebastian Hertner und Michael Gardawski wieder im Einsatz. Können Sie am Samstag in Babelsberg demnach in Bestbesetzung antreten?

Ich bin froh, dass sie wieder zurück sind. Schimmel hat sich am Dienstag leider erneut verletzt, aber mit den anderen drei Spielern rechne ich wieder. Ob sie von Beginn an spielen, das muss man sehen.

Das Interview führte Michael Meyer

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