Landeshauptstadt: Die Frauenversteher

Innenstadt - Als ihr der junge Mann gestern Vormittag auf dem Bahnsteig zum Frauentag gratulierte, da hat sich Brigitte Tast gefreut. Und auch ein wenig gewundert. Denn im niedersächsischen Hildesheim, wo die Fotografin wohnt, ist die Tradition des Internationalen Frauentags am 8. März weitestgehend unbekannt. „Leider“, sagt die 58-Jährige, die zur Eröffnung ihrer Ausstellung „Gespiegeltes“ im Alternativen Frauenzentrum nach Potsdam gereist kam.

Beim „Internationalen Frauentagsbrunch“ konnten die zahlreichen Besucherinnen Tasts Schwarz-Weiß-Fotografien betrachten. Heiderose Gerber, Geschäftsführerin des Alternativen Frauenzentrums, nutzte diese Gelegenheit, um Bilanz zu ziehen. Zwar hätten sich die hauptamtlichen Strukturen stark dezimiert, das ehrenamtliche Engagement sei jedoch nach wie vor groß. „Der Verteilungskampf um die Fördermittel nimmt zu“, so Gerber. Hauptanliegen der Frauen, die sich Hilfe suchend an das Alternative Frauenzentrum wenden, seinen insbesondere Beratungsgesuche zum Thema Hartz IV oder – bei Migrantinnen – zur Problematik des eigenständigen, also vom Ehemann unabhängigen Aufenthaltsrechtes im Fall gewalttätiger familieninterner Auseinandersetzungen.

Die Stärkung von Frauenrechten sowie die Würdigung der vielen ehrenamtlichen Helfer dabei sind die zentralen Themen der Brandenburgischen Frauenwoche. Sie steht unter dem Motto „Mit Recht und Courage – Frauenrecht zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ und feierte mit dem gestrigen 95. Internationalen Frauentag ihren Höhepunkt. So verteilte etwa Jürgen Scharfenberg, Fraktionsvorsitzender der Linkspartei.PDS, in Drewitz 500 Rosen an Frauen. Ministerpräsident Matthias Platzeck lobte die Frauenwoche bereits im Vorfeld dafür, dass sie auf Anliegen und Probleme des weiblichen Geschlechts aufmerksam mache, beklagte aber zugleich die Abwanderung junger, qualifizierter Arbeitnehmerinnen.

Am Abend fand der Frauentag im Nikolaisaal seinen musikalischen Abschluss: Sängerin Barbara Thalheim präsentierte mit Akkordeonist Jean Pacalet ihr Programm „Vorsicht Frau“, eine kurzweilige Mischung aus Erzählungen und Liedern.