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Faustdick mögen es Melina Walke und Laura Hausmann (l.). Die beiden Mädchen haben das Boxen für sich entdeckt und trainieren bei Motor Babelsberg.

© Andreas Klaer

Sport: Die Freundin findet es doof

Durch Weltmeisterin Ramona Kühne bekommt Frauen-Boxen mehr Öffentlichkeit. Auch in Babelsberg gibt es zwei Mädchen, die gern boxen

Stand:

Die dreifache Box-Weltmeisterin Ramona Kühne will am heutigen Abend ihre drei Titel der Box-Weltverbände WIBF, WBO und WBF gegen die Ungarin Gina Chamie in der Potsdamer MBS-Arena verteidigen. Im Publikum wird dann auch Melina Walke sitzen und genau hinschauen. Die 16-Jährige boxt beim SV Motor Babelsberg. Da sie am morgigen Samstag bei den Landesmeisterschaften in Strausberg ihren ersten eigenen Kampf hat, will sie sich von der Profiboxerin noch etwas abschauen.

Konzentriert und fokussiert tänzelt Melina Wanke vor dem Boxsack in der Motorhalle. Immer wieder drischt sie auf das Leder ein. „Sie hat eine unglaublich gute Beinarbeit“, sagt ihr Trainer Ralph Mantau. „Sie ist ein echtes Talent.“ Das haben längst auch die Jungen in ihrer Trainingsgruppe erkannt. Als die Zehntklässlerin vor einem halben Jahr zu den Motorboxern kam, war es für die acht Jungen in der Trainingsgruppe zunächst ungewohnt, mit einem Mädchen zu trainieren. „Die Jungs haben aber schnell mitbekommen, dass sie ziemlich gut ist. Jetzt strengen sie sich noch mehr an“, so Mantau, der offen zugibt, dass er kein leidenschaftlicher Fan des Frauenboxens ist. „Ich bin immer wieder erstaunt, wenn Mädchen zu uns zum Training kommen.“ Werben würde er nicht extra darum. „Es gibt deutlich attraktivere Sportarten für Mädchen.“

Neben Melina Wanke trainiert derzeit noch ein zweites Mädchen bei Mantau in der Motorhalle. Die zehnjährige Laura Hausmann wollte, nachdem sie zufällig einen kleinen Ausschnitt des Boxfilms „Rocky“ im Fernsehen gesehen hatte, unbedingt boxen. Ein halbes Jahr lang lag sie ihren Eltern in den Ohren. Auch die konnten sich durchaus bessere Sportarten für ihre Tochter vorstellen. „Aber als sie dann nach der ersten Probestunde begeistert und voller Euphorie nach Hause kam, konnten wir es ihr nicht mehr verwehren“, erzählt Lauras Mutter, die bei jeder Trainingsstunde zuschaut. Dreimal in der Woche trainiert Laura nun gemeinsam mit den neun- und zehnjährigen Jungen. Was ihre Freunde dazu sagen? „Meine Freundin findet es doof“, so die zurückhaltende Viertklässlerin. „Weil ich jetzt nicht mehr so oft zu ihr komme.“

Dass Boxen kein Sport für Mädchen sei, dieser Meinung war auch Melinas Mutter: „Sie war total dagegen, als ich vor zwei Jahren beim BSV Potsdam mit dem Boxen begonnen habe“, erzählt Melina. Kurzzeitig habe sie deswegen auch wieder aufhören müssen. „Dann haben wir den Deal gemacht, dass ich mir den Sport selbst finanziere.“ Den Mitgliedsbeitrag von zehn Euro im Monat zahlt Melina nun von ihrem Taschengeld. Boxhandschuhe hat sie noch keine eigenen. „Ich nehme immer die vom Verein“, so Melina, die den Boxsport liebt, „weil man sich nach dem Training vollkommen ausgepowert fühlt.“ Wenn sie ihren Freunden von ihrem Sport erzählt, schauen die sie immer ganz erstaunt an. „Die meisten trauen mir das nicht zu“, sagt sie.

Melina ist ein durchtrainiertes, schlankes, junges Mädchen, das eher wie eine Leichtathletin oder Volleyballspielerin aussieht. Vor ihrem ersten Kampf am Wochenende ist sie aufgeregt. Trainer Mantau ist sich aber sicher, dass sein Schützling den Kampf gewinnen wird: „Mit dem starken Willen, den Melina hat, wird sie das schon machen.“

Für den Profikampf der Rangsdorferin Ramona Kühne am Freitagabend sieht Mantaus Prognose ähnlich aus. Nachdem er die ungarische Gegnerin am Mittwochabend in der Motorhalle beim Training beobachten konnte, ist er sich fast sicher: „Wenn das alles ist, was sie kann, wird es ein vorzeitiges Ende mit einem Sieg von Ramona Kühne geben.“

Luisa Müller

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