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Landeshauptstadt: Die Fußballwelt kommt nach Potsdam

Welches Nationalteam in Landeshauptstadt wohnt, ist noch unklar / Großleinwände sind Stadt zu teuer

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Sollen die Brasilianer doch nach Leverkusen gehen! Dann bekommen die Potsdamer eben eine andere Mannschaft zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Davon zumindest ist der Direktor des Seminaris-Seehotel, Hartmut Pirl, überzeugt. Auch wenn sein Traum, die Lieblingsmannschaft Brasilien zu beherbergen, geplatzt ist – zwei Teams „wollen definitiv“ während der WM in seinem Hotel an der Pirschheide Quartier beziehen, so Pirl. Welche das seien, stünde allerdings noch nicht fest. In der vergangenen Woche haben die Vertreter zweier Mannschaften sein Haus besichtigt, Ende nächster Woche kommt noch einmal Besuch aus dem Ausland. Im Fifa-Quartier Seminaris-Hotel werde aber nur ein Team wohnen, so Pirl. Auf eine Mannschaft hofft auch Geschäftsführerin Gertrud Schmack vom Bayrischen Haus im Wildpark. Laut Schmack haben sich auch bei ihr zwei Teams umgesehen, darunter ein südamerikanisches. Eine Mannschaft wolle selbst dort wohnen, die andere ihre VIPs unterbringen. Nun hänge es von der Fifa ab, wen sie in Potsdam einquartiert; die Teams dürfen nur Wünsche äußern, so Pirl. Spätestens Ende Februar soll feststehen, wer im Juni nach Potsdam kommt.

Auf jeden Fall werden sich in der Landeshauptstadt zur WM viele VIPs tummeln, vermutet Polizeidirektor Hans-Jürgen Mörke. Den PNN sagte er, dass sich die brandenburgischen Polizisten auch darauf vorbereiten, die „very important people“ auf „Rahmenveranstaltungen“ zu beschützen. Mörke denke da etwa an Ehefrauen einiger Staatschefs, die sich vor dem Endspiel am 9. Juli in Berlin beispielsweise Sanssouci ansehen wollen. Bereits seit Beginn dieses Jahres befindet sich das Potsdamer Polizeipräsidium im Weltmeisterschaftsstress (PNN berichteten). Während des vierwöchigen Großereignisses müssen die Polizisten nicht nur für die Sicherheit der in Potsdam wohnenden Fifa-Funktionäre und Schiedsrichter sorgen, sondern auch für die der Potsdamer Fans. Diese werden allerdings nicht wie geplant, an einer Großbildleinwand am Lustgarten die Spiele verfolgen können, so Stadtsprecherin Rita Haack. Nach PNN-Informationen ist das Aufstellen der Leinwand zu risikoreich: Das Wetter müsste mitspielen und die deutsche Nationalelf gut. Schafft die es nicht weit, würde eine riesige Leinwand schnell ohne Zuschauer da stehen. Und dafür seien die rund 200 000 Euro, die sie inklusive Montage, Betrieb und Überwachung koste, einfach zu teuer. Dabei hatte sich die Stadt schon lizenzfreie Senderechte bei der Infront-Sports und Media AG gesichert – unter der Bedingung keinen Eintritt zu verlangen und keine Werbung zu zeigen. Damit die Potsdamer trotzdem gemeinsam Fußball gucken können, wollen jetzt die Gastronomen und Händler der Innenstadt eine Großleinwand am Brandenburger Tor aufstellen, so Wolfgang Cornelius von der Arbeitsgemeinschaft Innenstadt (Agip).

Allerdings gebe es „noch keine Details“, in der nächsten Woche sollen die Agip-Mitglieder entscheiden, ob sie überhaupt eine Großbildleinwand wollen. Doch könnten laut Cornelius die Händler diese nicht sponsern. Sie sollten damit „nicht belastet“ werden. Die Agip müsste einen größeren Sponsor dafür finden.

Die Weltmeisterschaft ist zur Zeit auch Thema beim Handelsverband Berlin-Brandenburg. Laut Präsidentin Karin Genrich soll darüber entschieden werden, ob während der vier Wochen auch in Brandenburg wie in Berlin Ladenöffnungszeiten bis 24 Uhr möglich sein sollten. Genrich kann sich vorstellen, dass es zur WM in Potsdam „ein, zwei lange Shopping-Nächte“ geben werde.

Die Stadt plant zudem die Brandenburger Straße in eine „Fußballmeile“ zu verwandeln (PNN berichteten). Die Potsdam Tourismus Service-GmbH (PTS) will laut Sprecher Christian Tänzler „zwei Schienen fahren“: Zum einen will sie Fans nach Potsdam locken – für ein genaues Konzept, wie, will der PTS aber abwarten, welche Mannschaft hier wohnen wird, so Tänzler: „Brasilianer haben vielleicht andere Wünsche als Polen.“ Zum anderen plane die PTS das Projekt „Fußballfreie Zone“: Sehenswürdigkeiten genießen und in Hotelzimmern ohne Fernseher übernachten, das sollen dann alle können, „die dem Fußballfieber entfliehen wollen“, so Tänzler. J. Wedemeyer

J. Wedemeyer

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