zum Hauptinhalt

Homepage: Die gefährlichste Sünde Hochschulgottesdienst über den Hochmut

Seit dem Sündenfall ist es nicht mehr so komfortabel für den Menschen. Dank ausgeprägter Schwäche für sündhafte Verführungen darf er nicht mehr im Paradies verweilen und muss seitdem sein Dasein auf der viel weniger paradiesischen Erde fristen.

Seit dem Sündenfall ist es nicht mehr so komfortabel für den Menschen. Dank ausgeprägter Schwäche für sündhafte Verführungen darf er nicht mehr im Paradies verweilen und muss seitdem sein Dasein auf der viel weniger paradiesischen Erde fristen. „Werdet nur nicht hochmütig!“, heißt es in der Bibel. Das hätten sich Adam und Eva zu Herzen nehmen sollen. Glaubt man dem, was in der Bibel geschrieben steht, ist Eva an allem Schuld. Denn sie hat sich von der listigen Schlange verführen lassen. Mit den Worten „Esst und ihr seid wie Gott“ traf die Schlange direkt ins Herz ihrer Begierde. Dabei war es nicht nur naive Neugier oder Appetit, der Eva dazu brachte, den Apfel zu probieren. Es war der Hochmut, der zum Sündenfall führte.

Zum Potsdamer Hochschulgottesdienst sprach Johann Hafner, Professor für Religionswissenschaft der Universität Potsdam, in der Friedenskirche über eine der sieben Todsünden: die Superbia. Im Volksmund als Hochmut oder Stolz bekannt. Der Hochmut sei, so Hafner, die schlimmste und gefährlichste Todsünde. Sie sei mächtig und könne zu einem tiefen Fall führen. Interessant ist, dass der Hochmut die einzige Todsünde ist, die ohne etwas anderes auskommt und für sich allein steht. Für die Lust und den Neid brauchen wir ein Objekt der Begierde. Der Hochmut kommt von innen und bezieht sich auf die eigene Person.

Der Hochmut, beschrieb Haffner, sei die Koordinate christlichen Handelns. Sozusagen die Messlatte, anhand derer man alle menschlichen Handlungen einordne. Daraus ergebe sich auch die biblische Aufteilung in Demut und Hochmut, in Gut und Böse. Wer demütig ist, ist nicht hochmütig ist aber gut. Wer hochmütig ist, ist nicht demütig aber schlecht. Der gute Christ unterwirft sich daher demütig seinem Gott.

Das Prinzip des Hochmuts ist aber nicht nur ein christliches. Es lässt sich auch auf den Alltag atheistischer Menschen übertragen. Hochmut drückt sich im Alltag selten in dem Wunsch aus wie Gott zu sein, viel mehr ist es die Arroganz und soziale Distanzierung von anderen Menschen. Der Hochmütige findet sich schön, weil er eben schön ist und nicht, weil er das Glück hat, schön zu sein. Er hat Erfolg, weil er gut ist und nicht weil er Glück hatte. Hinzu kommt der ständige Wunsch nach mehr: mehr Schönheit, mehr Reichtum, mehr soziales Ansehen. Doch dann kommt bekanntlich der tiefe Fall.

Es sind die tragischen Geschichten erfolgreicher Menschen, die glaubten, ihnen gelinge alles und dann doch feststellen mussten, dass nicht immer alles gut geht. Die subtile Versuchung, die sich aus Erfolg ergibt, mache den modernen Menschen hochmütig. Hafner erklärte in diesem Zusammenhang einen Verblendungszustand: Wir sehen alles, was uns gelingt, als unsere persönliche Leistung an. Wir verwandeln das uns – von Gott – Geschenkte in Selbstzuschreibung um. Und aus solchem Hochmut ergebe sich Missgunst und Schadenfreude über eines Anderen Leid. So steht es in der Bibel: „Hochmütig warst du geworden, weil du schön warst. Du bist zu einem Bild des Schreckens geworden.“ Daher folgt auf den Hochmut der Fall.

Wir sollten den Fall anderer oder unserer Selbst aber nicht nur als Strafe, sondern auch als wichtigen Hinweis sehen, sagte Religionswissenschaftler Hafner. Die Botschaft sei, das zu schätzen, was man hat und Dinge nicht für selbstverständlich anzunehmen. Außerdem sollte man sich selbst nicht über andere stellen und dankbar sein. Josefine Schummeck

Die aktuelle Reihe des Hochschulgottesdienstes befasst sich mit den sieben Todsünden. Der nächste Gottesdienst befasst sich mit der Trägheit. Am 3. Juli um 18 Uhr wird Professor Thomas Edeling soziologische Überlegungen dazu darlegen, in der Friedenskirche, Am Grünen Gitter.

Josefine Schummeck

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false