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Bald ohne Gerüste: In wenigen Wochen wird die Nikolaikirche wieder in ihrer Gesamtheit zum Blickfang. Das von Schinkel erbaute Gotteshaus erstrahlt dann vollständig in jenem Ockerton, der am Säulentambour schon jetzt zu sehen ist.

© Manfred Thomas

Von Günter Schenke: Die Gerüste fallen und die Glocken kommen

Nikolaikirche: Sanierung der Außenhülle abgeschlossen / Am 5. Dezember trifft das neue Bronze-Geläut ein

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Innenstadt - Der Abbau der Gerüste und Bauplanen an der St. Nikolaikirche hat begonnen. Die Enthüllung werde noch zwei bis drei Wochen dauern, teilte Gemeinde-Geschäftsführer Joachim Uhlig auf PNN-Anfrage mit. Nach fast auf den Tag genau siebenjähriger Bauzeit ist das bedeutendste Baudenkmal der Potsdamer Innenstadt dann wieder unverhüllt sichtbar.

Heiligabend ist ein weiterer Höhepunkt zu erleben: Das Geläut aus vier neuen Bronzeglocken in den Ecktürmen erklingt dann zum ersten Mal. Bis jetzt gibt es die Glocken noch gar nicht. „Am 6. November um 9 Uhr erfolgt der Glockenguss in der Eifeler Glockengießerei Mark Brockscheid“, teilt Uhlig mit. Das sei ein spannender Vorgang, denn jeder zwanzigste Guss misslinge. Am 5. Dezember treffen die Bronzeglocken, deren maximaler Durchmesser 1,35 Meter betragen soll, in Potsdam ein. Ihr Einbau in die aus Eichenholz gefertigten Glockenstühle dauere zwei Wochen. Eine Spende der Stiftung Preußisches Kulturerbe, ehemals „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel“, ermöglicht die Anschaffung der Glocken. Am Reformationstag will Stiftungsvorsitzender Max Klaar den Spenden-Scheck an die St. Nikolaigemeinde übergeben. Auf der Homepage des Vereins ist von 145 000 Euro die Rede. Bisher befinden sich in den altarseitigen Türmen zwei 1922 in Bochum gegossene Stahlglocken und im Südwestturm eine 1950 für die Heilig-Kreuz-Kapelle hergestellte Bronzeglocke. Die Heilig-Kreuz-Kapelle befand sich nach dem Kriege im Turm der Garnisonkirche. Die Stahlglocken haben das Ende ihrer Laufzeit erreicht, erläutert Uhlig, ihr „schepperndes Geräusch“ sei nicht mehr hinnehmbar. Die neuen Glocken aus Bronzeguss hingegen seien nicht nur hunderte Jahre haltbar, sondern ein wahrer Kunstgenuss. Ihre vier Töne seien mit dem Geläut der Katholischen St.-Peter-und-Paul-Kirche sowie den Glocken der künftigen Garnisonkirche harmonisch abgestimmt. Zwei Originalglocken der Garnisonkirche befinden sich seit 1948 in der Erlöserkirche.

Die Arbeiten an der Außenhülle der Nikolaikirche hatten sich verzögert, weil die mächtigen Stufen am Fuß des Tambours – der säulenbestandenen Trommel, welche die Kuppel trägt – stärker verschlissen waren als erwartet. „Wir mussten 180 Kubikmeter neu aufmauern“, berichtet Uhlig. Unter Leitung des Potsdamer Architekten Bernd Redlich seien diese Arbeiten samt der Verblendung mit Stahlbeton jetzt abgeschlossen. Die Restaurierung haben sie mit zusätzlichen 250 000 Euro verteuert.

Zu den „Schulden“ der Gemeinde nach der sechs Millionen Euro schweren Baumaßnahme gefragt, nennt der Geschäftsführer eine Summe von drei Millionen Euro. „Das sind Darlehen, die Zinsen können wir mit unseren Einnahmen tilgen“. Zu den Einnahmen trägt vor allem die Galerie in 40 Metern Höhe bei. Hier können die Besucher nicht nur das Schinkel-Bauwerk aus neuer Perspektive erleben, sondern auch einen Rundblick auf die Innenstadt genießen. Seit Eröffnung der Aussicht im Sommer sind 8000 Besucher auf den Tambour gestiegen; über das Jahr kalkuliert Uhlig mit 20 000 Gästen. Jede Besichtigung kostet fünf Euro.

„Wir sind mit dem Ergebnis der Restaurierung sehr zufrieden“, so Uhlig. Die anfängliche Skepsis zum einheitlichen Anstrich im hellen Ocker sei ausgeräumt. Die historische Farbgebung werde die Potsdamer Mitte sichtlich aufhellen.

Günter Schenke

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