Landeshauptstadt: Die Geschichte vom gefälschten Pass
Obskures Personaldokument kam aus Serbien mit der Post/Verfahren gegen Geldbuße eingestellt
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Obskures Personaldokument kam aus Serbien mit der Post/Verfahren gegen Geldbuße eingestellt AUS DEM GERICHTSSAAL Von Gabriele Hohenstein Zum künftigen Eheglück fehlte Gezim S. (26) nur noch ein gültiger Pass aus seiner Heimat. Der im Ausländerwohnheim Lerchensteig Lebende setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um an das begehrte Dokument zu gelangen. Schließlich kam es ganz einfach mit der Post, abgeschickt von seinem Vater aus Serbien. Glücklich eilte Gezim S. zum Standesamt, tief betrübt schlich er wieder von dannen. Die Mitarbeiterinnen der Behörde hatten ihm klar und deutlich erklärt, der ersehnte Pass sei falsch und nichts als Makulatur. Nun sitzt der Kosovo-Albaner wegen Urkundenfälschung auf der Anklagebank des Amtsgerichts. „Ich schwöre, ich hatte keine Ahnung, dass der Pass nicht echt ist“, beteuert der Mann. Er wisse auch nicht, wie es seinem Vater gelungen sei, das Dokument aufzutreiben. „Viele meiner Landsleute, die wie ich ohne Papiere nach Deutschland gekommen sind, haben später welche per Post aus der Heimat bekommen“, erklärt der Junggeselle zum Erstaunen der Richterin. „Ich war beim Konsulat. Da sagte man mir, ich brauche ein Dokument über meine Staatsangehörigkeit. Erst danach könne man mir diverse andere Urkunden ausstellen.“ Deshalb habe er sich nichts Böses dabei gedacht, als er seinen Vater im Herbst des Jahres 2002 bat, sich um diese Dinge zu kümmern. „Ein so wichtiges Papier muss man im Beisein eines Behördenmitarbeiters unterschreiben. Vorher ist ein Passbild zur Identifikation des Besitzers einzureichen“, wirft die Vorsitzende ein. „Das wird in Ihrer Heimat nicht anders sein als bei uns.“ Sie könne nicht glauben, dass der Angeklagte so blauäugig gewesen sei, auf die Richtigkeit des mit der Post gesandten Passes zu vertrauen. „Ich denke, mein Vater hat bei der Antragstellung für mich unterschrieben“, mutmaßt der Ausländer. Als er das Dokument dann in den Händen hielt, habe er seinen Namen an der dafür vorgesehenen Stelle eingesetzt. Schon wieder erntet er ein erstauntes Kopfschütteln der Richterin. Inzwischen habe er von der Stadtverwaltung einen provisorischen Ausweis bekommen. Er sei auch zu seiner Botschaft gegangen, habe dort sein Problem vorgetragen. „Seit sechs Monaten warte ich nun auf einen echten Pass“, so der Empfänger von Sozialhilfe. „Wollen Sie immer noch heiraten?“, fragt die Vorsitzende. „Und ist es dieselbe Frau?“ Gezim S. nickt. Da er nicht vorbestraft ist, wird das Verfahren gegen Zahlung einer Geldbuße von 150 Euro eingestellt. „Ich danke Ihnen“, entgegnet der Kosovo-Albaner erleichtert.
Gabriele Hohenstein
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